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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sie mit ihren Narben erpressen? Aber sie waren hier in Sachsen und die preußischen Spione lebten ebenso gefährlich wie sie. Es wäre ein Leichtes sie zu verraten. »Woher wollt Ihr wissen, dass ich das tue?«, fragte sie also trotzig.
    »Oh, das wirst du«, entgegnete Röber siegessicher. »Und dazu brauchen wir dir nicht einmal drohen. Das, was ich dir anzubieten habe, wirst du nicht ausschlagen.«
    »Und das wäre?«
    »Dein geliebter Goldmacher«, entgegnete Röber, und sein Lächeln wurde so breit, wie sie es im Kontor nicht ein einziges Mal gesehen hatte. »Wenn du uns hilfst, ihn zu befreien und nach Preußen zu bringen, werde ich persönlich beim König vorsprechen und erwirken, dass ihr heiraten könnt. Vielleicht könnt ihr sogar gemeinsam eine Wohnung in Cölln nehmen. Deine Narben werden vergessen und du eine ehrbare Frau sein. Natürlich vorausgesetzt, der Bursche verweigert dem König nicht den Dienst.«
    Annalena stockte der Atem. Was Röber da beschrieb, hatte sie nicht einmal zu träumen gewagt. Doch sie durfte nicht vergessen, wer er war. Sie sprach hier mit Röber, dem Mann, der eine schwangere Magd in den Tod getrieben hatte – oder Schlimmeres. Er würde sein Wort gewiss nicht halten. Aber vielleicht war es klug, so zu tun, als ob sie ihm glaubte. Wenn sie auf seine Forderung einging, würde er sie gehen lassen. Sie konnte dann zu Kunckel reiten und herausfinden, ob er Johann befreit hatte oder ob die Leute des Kurfürsten schneller gewesen waren. Ihr Herzschlag beschleunigte sich: Wenn Ersteres zutraf, dann konnte sie vielleicht noch heute mit Johann fliehen.
    »Also gut, ich werde Euch helfen«, sagte sie, und versuchte dabei, möglichst überzeugt zu klingen.
    Röber setzte ein triumphierendes Lächeln auf. Ihm schien nicht in den Sinn zu kommen, dass sie ihn hereinlegen könnte. Ganz im Gegensatz zu den Preußen, von denen sich jetzt der andere, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, zu Wort meldete. »Bedenkt das Risiko, Röber. Sie könnte uns beim König verraten. Das habe ich Euch schon gestern gesagt.«
    »Sie wird niemanden verraten, nicht wahr?« Röber streckte erneut sine Hand aus, und jetzt ließ Annalena zu, dass er ihre Wange berührte. Das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut erregte in ihr noch immer Übelkeit, doch sie wusste, dass sie sich gefügig zeigen musste, damit Röber es sich nicht noch einmal anders überlegte.
    »Ich will, dass Johann wieder bei mir ist«, sagte sie entschlossen, meinte in Wirklichkeit aber, dass sie wollte, dass Johann wieder frei war. »Glaubt Ihr, ich wäre so dumm, unsere gemeinsame Zukunft zu riskieren? Allerdings dürft Ihr nicht erwarten, dass ich Zugang zu geheimen Räumen habe. Ich bin nur eine Magd, nichts weiter.«
    »Und im Allgemeinen ist bekannt, dass Mägde neugierig sind, gern an Türen lauschen und das eine oder andere mitgehen lassen«, entgegnete Röber. »Du wirst dich umhören, und sollte dir zu Ohren kommen, wo sich der Bursche befindet, wirst du es uns sofort wissen lassen.«
    »Und was dann?«
    »Dann werden wir alle weiteren Schritte bereden. Im Moment müssen wir nur wissen, wo er ist.«
    Annalena war sich sicher, dass sie das nicht so ohne weiteres herausfinden konnte, aber sie hielt es für klüger, nichts zu sagen. »Ich werde mich umhören.« Ihre Stimme gehörte jetzt wieder der Annalena, die keine Angst gehabt hatte, einem Mann das Bein zu amputieren. »Wo soll ich Euch treffen, wenn ich etwas in Erfahrung gebracht habe?«
    Röber blickte sich zu seinen Kumpanen um, und wenn Annalena deren Blicke und das kaum merkliche Kopfschütteln richtig deutete, dann sollte er ihr auf keinen Fall ihren Unterschlupf nennen. Seine Antwort war daher nicht unerwartet. »Wir kommen zu dir. Meine Freunde werden Ausschau nach dir halten. Solltest du etwas herausfinden, komm zum Neumarkt, sie oder ich werden dich dann ansprechen.«
    Der Neumarkt war eine hervorragende Wahl, um dort Informationen auszutauschen, das war selbst Annalena klar. In dem dort herrschenden Gedränge konnte man sehr gut untertauchen und in dem Stimmengewirr, das über dem Platz schwebte, würde man einzelne Worte nur dann ausmachen können, wenn sie direkt neben einem gesprochen wurden. Selbst wenn ihr einer der Männer seinen Dolch in die Rippen stieße, würden es die Leute wohl erst bemerken, wenn sie tot zu Boden fiel.
    »Ich werde da sein«, sagte sie, worauf die Preußen zurücktraten. Der Mann mit dem Dolch hielt es noch immer nicht für nötig,

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