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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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auch neue Spitze aus Brüssel erhalten.«
    Für eine Weile lenkte dieses Treiben Annalena ab, doch dann kehrten ihre Gedanken zu Röber zurück. Wie hatte er sie nur finden können? Und wo war Johann bloß? Ein Kichern seitens der Mägde holte sie in die Wirklichkeit zurück. Gerade früh genug, um mitzubekommen, dass der junge Schneidergeselle vor ihr auf die Knie fiel, als wollte er um ihre Hand bitten. Annalena schreckte zurück.
    »Verzeiht, ich wollte mich nur nach einem Knopf bücken«, erklärte er mit einem schelmischen Lächeln. Tatsächlich förderte er einen großen goldenen Knopf zutage. Er erhob sich, reichte seinem Meister das wiedergefundene Gut und entrollte dann einen weiteren Stoffballen, der bei den Damen verzückten Applaus hervorrief. Es handelte sich um himmelblaue Seide, die mit Silber durchwirkt war. Annalena hatte noch nie zuvor solch einen prächtigen Stoff gesehen. Fasziniert betrachtete sie die fließenden Bahnen, bis sich unvermittelt die Tür öffnete und ein Mann den Raum betrat, den Annalena schon im Gefolge des Kurfürsten gesehen hatte. Er schien von Rang und Namen zu sein, denn einige Damen knicksten vor ihm und die Schneider verneigten sich.
    Vor Fatime war allerdings er es, der den Rücken beugte. »Verzeiht die Störung, aber Seine Majestät hat mich gebeten, dieses Billett unverzüglich dem Fräulein Fatime zu überbringen.« Damit streckte er seine Hand aus, in der ein versiegelter Brief lag.
    Fatime nahm ihn an sich, brach das Siegel und las. Dann reichte sie das Schreiben an ihre Gesellschafterin weiter. Offenbar war es nichts Persönliches.
    »Seine Majestät wünscht, dass wir uns unverzüglich nach Moritzburg begeben«, gab die Gräfin bekannt, was bei den Damen für Applaus sorgte und beim Schneidermeister eine säuerliche Miene hervorrief. Offenbar war er mit der Vorstellung seiner neuesten Stoffe noch nicht fertig. Doch es wäre äußerst dumm von ihm gewesen, seinen Unmut laut zu äußern. Also hieß er seinen Gesellen, wieder zusammenzupacken, und wie sich zeigte, zahlte sich seine Fügsamkeit aus, als ihm die Gräfin einen Orderzettel reichte, auf dem die Wünsche Fatimes und der anderen Damen verzeichnet waren. Nachdem alles zusammengepackt war, katzbuckelten er und sein Gehilfe zur Tür.
    Nun begann für die Mägde das große Packen. Da niemand wusste, wie lange sich der Hof in Moritzburg aufhalten würde, richtete man sich auf eine längere Zeitspanne ein, so dass ein Großteil des Hausrates der Damen mitgenommen werden musste. Kleider, Schuhe, Mäntel, Schmuckkästchen und Behältnisse gefüllt mit kostbarer Seife oder Parfüm gingen durch Annalenas Hände. Sie und die anderen Mägde verstauten alles in riesige Kisten, die von Pagen abgeholt und auf Pferdewaren verladen wurden. Als sie mit allem fertig waren, oblag es den Mägden, den Damen beim Anlegen ihres Reisehabits zu helfen. Annalena war angesichts der Felle und dicken Stoffe ein wenig neidisch, denn ihr eigener Mantel ließ mehr Kälte durch, als dass er sie abhielt.
    Nachdem die Damen fertig waren, mussten auch die Mägde ihre Sachen in Windeseile zusammenpacken. Während die anderen Mädchen in ihrem Quartier dies und jenes hatten, was sie in ein Tuch schlagen konnten, hatte Annalena nicht einmal mehr ihre alten Kleider. Ihr Besitz erstreckte sich lediglich auf zwei Kleider, das eine, das sie gerade trug, und das zweite, das sie bei ihrem Dienstantritt in der Küche bekommen hatte, sowie die Scherbe des Porzellantellers. Doch vielleicht war es besser, mit leichtem Gepäck durchs Leben zu reisen. Wer nichts hatte, dem konnte nichts genommen werden …
    Doch dieser Gedanke erfüllte sie plötzlich mit Angst, anstatt sie versöhnlich zu stimmen. Denn sie hatte zwar keine Güter, die man ihr nehmen könnte, aber zu verlieren hatte sie trotzdem viel.
    Johann  …

    Es war durchaus Kalkül, den Hof nach Moritzburg reisen zu lassen, während man den Goldmacher nach Dresden brachte. August hatte Fürstenberg und Nehmitz genaue Instruktionen gegeben, wie der Transport des kostbaren Gastes vonstatten zu gehen hatte. Man würde ihn nicht unter aller Augen ins Schloss bringen, sondern durch den sogenannten Schwarzen Gang, der von der Festungsmauer direkt unter das Schloss führte.
    Inzwischen müsste der Trupp bereits in Dresden sein, ging es August durch den Kopf, während er zusammen mit einigen Männern dem Kutschentross vorausritt. Er wandte den Kopf zur Seite und sah dort Beichlingens missmutiges Gesicht vor

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