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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Zweifel daran aus, dass er hier genau richtig war. »Ich habe Euch auf der Straße belauscht und bin Euch hierher gefolgt.«
    Die Direktheit seiner Worte nahm Röber einen kurzen Moment lang den Atem. Jeder andere hätte nach irgendeiner Ausflucht gesucht, nach einem Vorwand, aber dieser Mann war in seiner Ehrlichkeit beinahe schon dreist. Vielleicht, weil er etwas gegen sie in der Hand hatte?
    »Und aus welchem Grund ist Er uns nachgeschlichen?« Röber lehnte sich entspannt in seinen Sessel zurück. Er sah, dass die beiden Preußen bereitstanden, dem Kerl von einem Moment auf den anderen den Garaus zu machen.
    »Ich könnte Euch helfen«, sagte der Mann und lächelte so breit, dass man einen Blick auf seine verfaulten Zähne und die Zahnlücke dazwischen werfen konnte.
    »Wer ist Er, und warum sollten wir Hilfe von Ihm brauchen?«, fragte der Krämer, während er den Mann abschätzig musterte.
    »Ich kenne das Weib, mit dem Ihr gesprochen habt.«
    Röber blickte zu seinen Gefährten. Dass der Kerl ihre Unterredung mit Annalena mitbekommen hatte, hatten sie gar nicht bemerkt. Vielleicht war es auch eine Lüge? Konnte es sein, dass Annalena den Spieß umdrehen und einen Spitzel in ihre Reihen einschleusen wollte? Nein, der Gedanke war lächerlich, das traute Röber ihr nicht zu. Sie mochte vielleicht gerissen sein, aber sie war nur ein einfaches Weib, eine Magd, die von den Winkelzügen der Politik und der Spionage keine Ahnung hatte.
    »Das beantwortet nicht die Frage danach, wer du bist!«, meldete sich jetzt Marckwardt zu Wort, der seine Pistole an den Kopf des Mannes hob.
    Dieser wirkte von der Pistole nicht im Geringsten eingeschüchtert. »Mein Name ist Peter Mertens. Ich bin Knecht bei Meister Christian.«
    »Meinst du etwa den Henker?«, fragte Marckwardt.
    »Ganz recht, den meine ich.«
    »Wie kommt ein Henkersknecht dazu, uns nachzuschnüffeln?«
    »Ich glaube, Ihr könntet meine Dienste brauchen.«
    Röber blickte zu den beiden Preußen. In ihren Mienen konnte er den identischen Vorwurf lesen, dass sie die Frau besser in Ruhe gelassen oder getötet hätten, und wenigstens diesen Störenfried unmittelbar ausschalten sollten. Doch er bedeutete ihnen mit einem Nicken, dass er erst hören wollte, was Mertens zu sagen hatte.
    »Wer ist die Person, die du zu kennen glaubst?«
    »Eine Frau. Ihr Name ist Annalena. Sie ist mein angetrautes Weib.«
    Röber zog überrascht die Augenbrauen hoch. Er hätte seiner ehemaligen Magd einiges zugetraut, aber gewiss nicht, dass sie das Weib eines Henkersknechtes und ihm weggelaufen war.
    »Und inwiefern wäre uns Seine Hilfe von Nutzen?«, fragte er weiter und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich könnte das Weib umbringen und verschwinden lassen.«
    Die Unverfrorenheit dieses Angebotes machte Röber sprachlos. Der Mann musste zweifelsohne sehr viel von ihrer Unterredung mitbekommen haben, dass er es wagte, so offen zu sprechen.
    »Warum sollten wir die Frau umbringen lassen?«, fragte er schließlich ausweichend, denn es war ja immerhin möglich, dass dieser Mann ein falsches Spiel trieb. Wenn man Henkern und Henkersknechten vertraute, kann man sich das Schwert auch ebenso gut selbst auf den Nacken legen.
    »Sie wird Euch nur Ärger machen, glaubt mir«, antwortete Mertens mit Nachdruck. »Sie war einst mein Weib und hat mich betrogen. Sie hat versucht, mich umzubringen. Ich bin sicher, dass sie versuchen wird, auch Euch reinzulegen. Wenn sie tot ist, kann sie das nicht mehr tun.«
    Das Leuchten in seinen Augen gefiel Röber nicht. Es war gefährlich, sich mit Verrückten einzulassen, denn sie waren unberechenbar. Doch der Kerl kannte Annalena besser als sie. Und dass er ihnen die Drecksarbeit, sie aus dem Weg zu räumen, abnehmen wollte, konnte recht nützlich sein.
    »Was verlangt Ihr für Eure Hilfe?«, fragte Röber und sah aus dem Augenwinkel, wie sich die beiden Preußen zunickten.
    »Der Tod dieses Weibes reicht mir schon. Ich verlange nichts von Euch. Wenn Ihr mir aber eine … Aufwandsentschädigung geben wollt, wäre ich den Herren sehr verbunden.«
    Ja, es war zweifelsohne Wahnsinn, der aus den Augen des Henkersknechtes leuchtete. Doch das Angebot gereichte ihnen zweifelsohne nur zum Vorteil. Röber blickte zu seinen beiden Gefährten, und nachdem sie sich gegenseitig zugenickt hatten, sagte er: »Also gut, Er kann sie haben. Und auch ein paar Taler, wenn sie ohne Aufsehen verschwindet. Allerdings noch nicht gleich, denn sie ist

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