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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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entgegen und das plötzliche Klappen der Hintertür ließ sie zusammenfahren. Als sie herumwirbelte, sah sie, dass sie offenstand. Und sie sah noch mehr. Marlies verschwand mit einer dunklen Gestalt im Stall.
    Verhaltenes Lachen ertönte aus dem Stall, als Annalena sich ihm näherte. Eine Laterne spendete schwaches Licht, aber das reichte, um Einzelheiten zu erkennen. Durch das Fenster beobachtete Annalena entsetzt, wie sich Marlies gegen den Balken lehnte und ihre Röcke hob. Der Mann bei ihr nestelte an seinem Hosenbund und stellte sich dann vor sie. Ein kraftvoller Ruck ging durch seinen Leib, dann schlang Marlies stöhnend ein Bein um seine Hüften. Der Strumpf, den sie trug, war ein wenig heruntergerutscht, und er rollte noch weiter herab, als der Mann begann in sie zu stoßen.
    Annalena wusste, dass es besser wäre, sich abzuwenden und wieder reinzugehen, doch da war der Mann schon fertig. Er zog sich zurück, und während er seine Kleider ordnete, wandte er sich zur Seite.
    Es war Röber!
    »Morgen um die gleiche Zeit!«, brummte er und strebte der Tür zu. Annalena blieb keine Zeit, um ins Haus zurückzukehren. Sie drückte sich in die Schatten und betete, dass der Kaufmann sie nicht bemerkte. Sie hatte Glück. Er ging, ohne zur Seite zu sehen, an ihr vorbei. Marlies hob wenig später nicht einmal den Kopf, als sie den Stall verließ. Während ihre Hände noch immer mit der Schnürung ihrer Kleidung zu tun hatten, stieß sie die Tür mit dem Fuß hinter sich zu.
    Tut sie das freiwillig oder zwingt der Röber sie dazu?, fragte sich Annalena. Was verspricht sie sich von diesem Stelldichein? Glaubt sie, dass er sie zu seiner Frau macht? Oder droht er ihr mit dem Verlust ihrer Stellung, wenn sie sich ihm verweigert?
    Annalena erinnerte sich schaudernd an die Blicke, die Röber ihr bei ihrer Ankunft zugeworfen hatte. Sie beobachtete, wie Marlies im Haus verschwand, dann löste sie sich ebenfalls aus den Schatten.

7. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Als ich gestrigentags nach der höchst seltsamen Unterredung mit dem Kaufmann Röber zur Apotheke zurückkehrte, im Kopf noch die Frage, ob ich ihm und seinem Angebot, meine Forschung zu fördern, vertrauen konnte, bemerkte ich einen alten Mann in brauner Kutte neben der Tür, der mich unverhohlen musterte.
    Ich hielt ihn zunächst für einen Bettler und wollte ihm ein paar Münzen zustecken, doch da hob der Fremde das Gesicht und fragte mich: »Ist Er der Lehrling des Meisters Zorn? Der, der versucht, Gold zu machen?«
    Dass ein Fremder von meinen Experimenten wusste, erschreckte mich doch ein wenig. Er schien nicht einmal aus Berlin zu stammen, denn ich hatte einen fremdartigen Akzent in seinen Worten bemerkt, was mich vermuten ließ, dass er südlicheren Gefilden entstammte, Italien oder vielleicht auch Griechenland.
    »Wer seid Ihr?«, fragte ich, worauf der Mann ein mildes Lächeln aufsetzte.
    »Man nennt mich Lascarius. Ich ziehe als Mönch durch die Lande, auf der Suche nach fähigen Adepten.«
    Dieser Name! Lascarius ist ein bekannter Mönch, der letzte Adept der wahren Alchemistenkunst. Dass er von mir gehört hat, kann ich beinahe nicht glauben. Und so fragte ich mich: War der Kerl vielleicht ein Betrüger?
    Doch in seinen Augen leuchtete etwas, das von lauteren Absichten zeugte. Es war der gleiche Ausdruck, wie er auch mir zu eigen ist, wenn ich laboriere und in meinem Glaskolben einen Blick auf mein Gesicht erhasche. Forscherdrang, nicht anders kann man diese Regung nennen.
    »Er scheint mir ein geeigneter Kandidat zu sein, jedenfalls nach dem, was ich von Ihm gehört habe«, fuhr Lascarius fort, ohne in Erwägung zu ziehen, dass ich an seiner Person zweifeln könnte. Wahrscheinlich sah er mir an, dass ich diese Bedenken nicht hegte. »Aber die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist, und bevor ich mich Seiner annehme, um ihn einzuweisen, muss ich wissen, ob Er willens ist und würdig, die wahre Kunst zu erlernen.«
    Ich spürte, wie meine Kehle ganz trocken wurde. Vor einem Mann wie ihm zu bestehen, ist etwas anderes, als in dunklen Kellern zu laborieren. Gleichwohl will ich es versuchen.
    »Willens bin ich, aber was muss ich tun?«, antwortete ich also.
    »Komme Er morgen in meine Unterkunft im Gasthaus zum Goldenen Hirschen. Der Wirt war so freundlich, mich dort logieren zu lassen. Weiß Er, wo Er die Schenke finden kann?«
    Ich nickte, und Lascarius’ weiser Blick las von meinem Gesicht die Fragen ab, die ich

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