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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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er umständlich nach seiner Geldkassette suchte. Er wusste natürlich, wo sie stand, aber er wollte Zeit haben, um auf das eigentliche Thema zu kommen. »Sein Mittel wirkt wahre Wunder.«
    Johann konnte sich nur schwer zurückhalten, nicht mit der Wahrheit rauszuplatzen. Nicht Zorn hatte das neuartige Magenpulver gemischt, sondern er selbst.
    Endlich zog Röber seine Kassette hervor. Mit dem Schlüssel, den er an einer Kette unter dem Hemd trug, öffnete er das Schloss. Die Münzen funkelten golden und silbern und zogen Johanns Blick magisch an.
    Röber bemerkte dies und lächelte. »Gold ist schon ein besonderer Stoff. Er kann Herzen verhärten, Tugend verführen und Gutherzige zu Mördern werden lassen. Er kann mittelmäßige Schönheit erstrahlen lassen und aus einem Niemand einen feinen Herrn machen.«
    Auf diese Worte hin sahen sich die beiden Männer an. Böttger versuchte, seine Gefühle zu verbergen, doch Röber, der Diebe erkennen und Betrug wittern konnte, durchschaute ihn. »Mir braucht Ihr nichts vorzumachen, Böttger. Ich weiß, dass Ihr Eurer Leidenschaft nicht entsagt habt.«
    Der Apothekerlehrling erbleichte und brachte vor Schreck kein Wort heraus.
    »Ihr seid hier nicht bei Eurem Meister, Böttger«, fügte Röber versöhnlich hinzu. »Ihr sollt wissen, dass ich Euren Studien von jeher wohlwollend gegenübergestanden habe. Und ich würde es auch weiterhin tun, solltet Ihr Euch entschließen, der Leidenschaft, die Euer Herz ganz offensichtlich quält, nachzugeben.«
    Johann blickte einen Moment lang verwirrt drein. Dann erhob er sich. »Habt Dank für die Einladung, aber ich muss jetzt zurück.«
    Röber sah ihn an. War jetzt alles verloren? Mitnichten! Seine Worte schienen dem Jungen in die Seele gefahren zu sein, Böttgers überstürzter Aufbruch war ein deutliches Zeichen.
    »Das ist schade«, entgegnete Röber. »Doch solltet Ihr es Euch überlegen und einen Finanzier brauchen, dann kommt ruhig zu mir. Ich werde Euch nach besten Möglichkeiten unterstützen, natürlich ohne dass Euer Meister etwas davon erfährt. Darauf habt Ihr mein Wort.«
    Böttger sagte wiederum nichts und wich dem Blick des Kaufmanns aus.
    »Hier, das Salär für die Arznei.« Röber ließ die Münzen, darunter auch eine goldene, die eigentlich zu viel an Lohn war, in Böttgers Hand fallen. »Was daran zu viel ist, könnt Ihr für Eure Forschung verwenden. Oder als Inspiration.«
    Das Geld war eine nicht unerhebliche Ausgabe, vielleicht eine vergebliche, aber ein Gefühl sagte ihm, dass Böttger das sehr großzügig bemessene Trinkgeld wert war. Wenn Röber recht behielt, was die Macht des Goldes anging, würde er den jungen Alchemisten schon bald wiedersehen.

    Als Annalena abends in ihre Kammer zurückkehrte, war sie todmüde und gleichzeitig aufgewühlt. Der Bursche vom Marktplatz geisterte durch ihren Verstand. Warum nur? Immerhin wusste sie nicht, wer er war und sie hatte auch nicht vor, sich auf ihn einzulassen.
    Nachdem sie eine Kerze entzündet hatte, zog sie sich bis aufs Hemd aus und stellte sich vor die trübe Scheibe, um in dem spiegelnden Glas ihren Rücken zu betrachten. Die Striemen, die ihr Mertens als letzte beigebracht hatte, waren inzwischen ebenfalls vernarbt und verwachsen, wenngleich sie sich von den anderen dadurch unterschieden, dass sie hellrot waren, während die ältesten von ihnen bereits silbrig weiß schimmerten. Ich muss ihn aus meinem Verstand verbannen, dachte sie, während sie über die vernarbte Haut strich, wo sie sie erreichen konnte. Die Narbenhügel waren deutlich zu fühlen, auch für Hände, die von schwerer Arbeit schwielig waren.
    Plötzlich vernahm sie ein Knarren draußen auf dem Gang. Annalena erstarrte. Hatte sie jemand durchs Schlüsselloch beobachtet?
    Auf Zehenspitzen huschte Annalena zur Tür und lauschte. Es waren nicht die schweren Schritte von Hildegard, also konnte es eigentlich nur Marlies sein. Annalena öffnete ihre Kammertür vorsichtig und spähte hinaus.
    Tatsächlich näherte sich Marlies der Treppe. War ihr wieder unwohl? Oder wollte sie ihre Beobachtung ihrem Herrn mitteilen?
    Unruhe überkam Annalena. Ihre Handflächen überzogen sich mit kaltem Schweiß. Vielleicht sollte ich ihr nachschleichen, um Gewissheit zu bekommen …
    Innerhalb eines Augenblicks traf sie eine Entscheidung. Rasch warf sie ihr Tuch über die Schultern und verließ ihre Kammer. Der Boden und die Treppenstufen knarrten leise. Von unten strömte ihr der Geruch nach Gewürzen und Rauchzeug

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