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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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doch bevor sie den Mut dazu fand, donnerte eine Faust an die Tür.
    »Annalena, bist du da drin?« Hildegard hatte sicher den Wäschekorb vor der Tür stehen sehen.
    »Ja, ich bin hier!«, antwortete Annalena laut und beugte sich dann zu Marlies. »Versuch es mit der Knoblauchzehe. Dann wirst du Klarheit haben.«
    Marlies nickte darauf und wischte sich mit den Handrücken über das Gesicht. Annalena warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu, dann verließ sie die Kammer.
    »Was hattest du bei Marlies zu suchen?«, fuhr Hildegard sie draußen im Flur an.
    »Ich habe nur mal nach ihr gesehen.«
    Hildegards Augen musterten sie prüfend. »Hat sie dir was erzählt?«
    Annalena schüttelte den Kopf. »Nein, warum sollte sie?«
    Hildegard griff hart nach ihrem Arm und zerrte sie mit sich. Annalena hatte gar nicht die Gelegenheit zu protestieren. Ehe sie sich versah, fand sie sich in Hildegards Kammer wieder.
    »Sie kriegt ein Balg, hab ich recht?«, zeterte sie, doch Annalena hatte nicht vor, Marlies zu verraten. Jede junge Frau konnte in diese Lage kommen und sie sah nicht ein, dass Marlies als die alleinig Schuldige angesehen wurde.
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete sie daher trotzig.
    »Hat sie es dir gesagt oder nicht?« Noch immer hielt Hildegard sie fest, als fürchte sie, dass sie weglaufen könnte.
    »Nein, sie hat mir nichts gesagt.« Endlich gelang es ihr, die Hand auf ihrem Arm abzuschütteln.
    »Aber du weißt es! Ich kann’s dir ansehen.« Annalena senkte den Blick, worauf Hildegard schnaufte. »Ich werde es unserem Herrn mitteilen. Soll er entscheiden, was mit ihr passieren soll.«
    Annalena konnte sich denken, wie seine Entscheidung aussehen würde. »Wartet, das wäre nicht ratsam«, erkühnte sie sich zu sagen. »Das Kind ist von ihm.«
    Die Haushälterin, die sich schon der Tür zugewandt hatte, wirbelte herum und erbleichte. »Was sagst du da?«
    Annalena war sicher, dass sie nun ihre Sachen packen und gehen konnte. Aber sie wollte nicht, dass Hildegard Marlies bei Röber vorführte, wo er ihr das Kind doch gemacht hatte.
    »Ich habe neulich beobachtet, wie unser Herr mit ihr im Stall verschwunden ist. Sie haben …«
    Wie ein Wolf sprang Hildegard auf sie zu und packte sie erneut. Der Druck ihrer fleischigen Finger schnitt schmerzhaft in Annalenas Arm. »Du hast was getan?«
    »Ich habe die beiden zusammen gesehen«, entgegnete sie so furchtlos wie möglich. »Wenn Marlies ein Kind unter dem Herzen trägt, dann ist es seins.«
    Die beiden Frauen sahen sich einen Moment lang an, als wollten sie mit Blicken um die Wahrheit ringen. Dann ließ Hildegard sie wieder los und fasste einen Entschluss. »Das Mädchen muss fort. Und zwar noch heute.«
    »Aber der Herr …«
    »Du glaubst doch nicht, dass er dieses dumme Ding heiraten wird? Er wird sie rauswerfen und dann kann sie in der Gosse ihr Balg kriegen! Sie hätte nicht …« Hildegard stockte. Wahrscheinlich wusste sie genauso gut wie Annalena, dass Röber eine Weigerung nicht gelten gelassen hätte. Vielleicht hatte er Marlies beim ersten Mal auch gegen ihren Willen genommen oder sie mit Versprechen oder Drohungen gefügig gemacht.
    »Wollt Ihr sie wirklich fortschicken, Frau Hildegard?«, fragte Annalena, während sie die Haushälterin beobachtete. »Vielleicht verliert sie das Kind.«
    »Du meinst, sie will zu einer Engelmacherin gehen?« Hildegard stemmte schnaufend die Hände in die Seiten. Annalena wich vorsichtshalber zurück, denn sie wollte sich nicht wieder packen lassen wie eine Schweinekeule. Die Haushälterin schüttelte den Kopf. »Es wäre wirklich besser, wenn Marlies freiwillig und ohne einen großen Skandal zu machen verschwinden würde.«
    »Sagt ihr das, wenn sie Gewissheit hat, nicht jetzt schon.«
    Hildegard musterte sie auf diese Worte hin von Kopf bis Fuß. »Man merkt, dass du kein Kind mehr bist – im Gegensatz zu Marlies. Du erscheinst still, aber du machst dir Gedanken, die dir nicht zustehen.«
    »Ich bitte Euch, Frau Hildegard, sagt ihr gegenüber nichts. Und auch nicht dem Herrn. Vielleicht findet sich eine Lösung.«
    »Dir würde ich sogar zutrauen, dass du eine finden würdest, aber ihr …«
    »Bitte.« Annalena sah sie eindringlich an.
    »Nun gut, ich werde es für mich behalten. Vorerst. Du wirst im Gegenzug niemandem erzählen, was du gesehen hast.«
    »Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas«, entgegnete sie.
    »Dann mach dich jetzt wieder an die Arbeit.«
    Annalena verließ das Zimmer und kehrte

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