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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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siehst du. Dann brauchen wir ihr auch nicht die Zunge rauszuschneiden«, entgegnete Johann lachend. »Aber vielleicht wäre es doch besser, wenn du jetzt wieder gehst, sonst komme ich womöglich noch auf dumme Gedanken.«
    Er zwinkerte Annalena zu, und diese war trotz aller Neugierde froh, wieder aus dem Keller fortzukommen. Vorsichtig schlichen sie sich nach oben, durchquerten dann die Offizin und verließen das Gebäude.
    »Weshalb bist du hergekommen?«, fragte Johann, als sie sich in den Schatten neben der Apotheke gestellt hatten. Er strich ihr sanft über die Wange und schließlich ein paar Haarsträhnen von der Stirn.
    »Ich habe gehört, wie unser Knecht erzählt hat, dass dir das Goldmachen gelungen ist«, antwortete sie.
    Leichte Besorgnis schlich über Johanns Gesicht. Er erinnerte sich nur zu gut daran, was das Gerede beim letzten Mal angerichtet hatte.
    Zorn hätte ihn damals beinahe entlassen. Warum hatte Röber nicht seinen Mund halten können? Dann schob er seine Bedenken beiseite. Er konnte sich später noch Gedanken darüber machen. Jetzt, wo Annalena bei ihm war, wollte er sich von nichts ablenken lassen.
    »Wie du siehst, ist es mir tatsächlich gelungen«, entgegnete Johann grinsend. Doch er wurde ernst, als er spürte, dass sie noch etwas anderes auf dem Herzen hatte. »Und welchen Grund hattest du noch?«
    »Marlies ist gefunden worden. Man hat sie heute Morgen tot aus der Spree gezogen.«
    Johann erstarrte. »Das war das Mädchen, das du neulich gesucht hast?«
    Annalena nickte. »Ja, das war sie.«
    »Das ist ja schrecklich.« Johann zog Annalena in seine Arme, und sie kuschelte sich erleichtert an ihn. Sie bettete ihren Kopf an seine Brust und fühlte, wie er über ihr Haar strich. Der Klang seines Herzens und die Wärme seiner Haut beruhigen sie, und am liebsten hätte sie die ganze Nacht über in dieser Haltung verharrt.
    Wenn du anstelle von Marlies gestorben wärst, fragte sie sich nun, hättest du nicht bereut, kein einziges Mal wirkliche Liebe erfahren zu haben? Würde es dir nicht leidtun, ihn kein einziges Mal gespürt zu haben?
    Ein Zittern rann durch ihre Glieder, Angst stieg in ihr auf. Aber es war keine schlechte Angst, vielmehr eine kaum zu beherrschende Aufregung, weil sie sich so sehr nach Johann sehnte. Weil sie wusste, was für eine Entscheidung sie gerade traf.
    Liebe hatte für sie bislang nur Schmerz bedeutet. Ihr Herz sagte ihr allerdings, dass es mit Johann anders sein würde. Ihre Neugierde rang einen Moment lang mit den Zweifeln, doch während sie den Duft seiner Haut einatmete, vergaß sie die Tote und auch alles andere. Es gab nur noch ihn und sie und die Hoffnung auf ein Leben fern von allem Leid der Vergangenheit. Sie wusste, was sie in diesem Augenblick wollte. Vielleicht war es ein Fehler, aber das konnte sie erst sagen, wenn es geschehen war.
    »Nimm mich«, hauchte sie ihm ins Ohr und ließ ihre Hand begehrlich an ihm herabgleiten.
    Johann blickte sie erstaunt an. »Was …?« Die restlichen Worte versiegten in seiner Kehle, als Annalenas Hand ihr Ziel fand.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn leidenschaftlich. Ihr Schoß füllte sich mit Wärme, und sie spürte, dass sich Johanns Männlichkeit versteifte. Während sie sich noch immer küssten und seine Hände ihren Weg unter ihr Mieder suchten, lehnte sie sich gegen die Mauer des Hauses. Jeden einzelnen Stein meinte sie an ihren Narben zu spüren, doch das begehrliche Kribbeln, das ihren Körper erfasst hatte, breitete sich auch über ihren Rücken aus und ließ sie keinen Schmerz fühlen.
    Sie spürte, wie Johann ihr die Röcke hochraffte, und sie half ihm dabei, indem sie ein Bein um seine Hüfte schlang. Jetzt, wo der Weg frei war, nestelte Johann an seiner Hose und lehnte sich nur wenig später mit seinem ganzen Gewicht gegen sie. Ihre Scham war feucht und erwartungsvoll und als sie ihn in sich spürte, stöhnte sie auf.
    Es war kein Vergleich zu den Nächten, die sie mit Mertens verbringen musste. Johann forderte, aber er gab auch, und die Hände, die sie liebkosten, waren weich und sanft.
    Schon bald schien es Annalena, als würde sich die Welt von ihr zurückziehen. Sie bemerkte die Kühle der Nacht, die Dunkelheit und auch die Wand hinter ihr nicht mehr. Alles, was sie spürte, war Johann, sie spürte ihn in ihrem Leib und in ihren Gedanken. Als er schließlich schneller wurde, klammerte sie sich an seinen Schultern fest, beinahe verzweifelt, als fürchte sie, ihn zu verlieren. Doch er blieb bei

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