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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hatte, niemanden einzustellen, wusste sie nicht.
    Immerhin verzichtete Röber darauf, ihr weiter nachzustellen. Die Stimmung im Haus war trotzdem alles andere als gut, und immer, wenn sie ihm begegnete, blickte er sie drohend an. Doch mit ihrer Zustimmung, Johann in Röbers Diensten zu halten, hatte sie sich das Recht hierzubleiben erkauft.
    Bislang hatten Johanns Experimente kein weiteres Gold hervorgebracht, aber Röber schien weiterhin daran zu glauben. Annalenas Zweifel wurden allerdings größer. Sie hatte keine Kenntnis von der Alchemie, doch ihr Gefühl sagte ihr, dass Johanns Forschungen nicht voranschritten.
    Ja, wenn sie ehrlich war, wünschte sie sogar, dass Johann endlich zur Vernunft kommen würde und, statt im Laboratorium zu versauern, sich häufiger mit ihr treffen würde.
    Aber in den vergangenen Wochen hatte sie ihn überhaupt nicht mehr gesehen. Sicher, es hatte mit seiner Abschlussprüfung im September zu tun gehabt, die er vor dem medizinischen Collegium der Stadt ablegen musste. Doch Annalena ahnte, dass dies nicht der alleinige Grund für sein Fortbleiben war.
    Sie unterstellte ihm keinesfalls, das Interesse an ihr verloren zu haben, es war vielmehr so, dass das Gold, dieses verfluchte Gold, ihn voll und ganz in seiner Gewalt hatte. Als er vor einigen Wochen zu ihr kam, um ihr seinen kunstvoll ausgeschmückten Gesellenbrief zu zeigen, hatte er ihr mit leuchtenden Augen berichtet, dass er schon bald seinen Freund Kunckel auf seinem Landgut besuchen würde, um mit ihm Gold zu machen. Seitdem hatte sie ihn nicht wiedergesehen.
    Vor lauter Sorge hatte sie sich eines Nachts zu ihm geschlichen, doch diesmal hatte kein Licht im Keller gebrannt. Und den Mut, einen Stein an eines der Fenster, die wie tote Augen auf den Marktplatz blickten, zu werfen, hatte sie auch nicht aufgebracht. Also war sie in das Kontor zurückgekehrt und hatte dort still das Gold und seine Macht verflucht – und sich nach Johanns Berührungen und seinen Küssen gesehnt.
    Mit einem Seufzen löste sie sich vom Fenster, wo sie für ein paar Minuten verträumt in die hereinbrechende Nacht gestarrt hatte. Sie musste das Abendessen vorbereiten, wieder einmal allein. An diesem Nachmittag war Hildegard aus dem Haus gegangen und bisher noch nicht zurückgekehrt. Thomas, der Knecht, meinte, dass sie zu einer Bekannten geeilt sei, deren Tochter kurz vor der Niederkunft ihres Kindes stand. Annalena vermutete jedoch, dass sie sich zu Marlies’ Grab begeben hatte.
    Die Haushälterin hatte Marlies’ Tod stärker getroffen als gedacht. Auch wenn sie noch immer mit gewohnter Schärfe Anweisungen erteilte, wirkte sie wie ein ehemals loderndes Herdfeuer, das jetzt nur noch schwach glomm. Tagsüber redete sie nur dann, wenn es Anweisungen zu erteilen gab, abends ging sie in ihre Kammer, schob den Riegel vor ihre Tür und war nicht mehr zu sprechen. Annalena vermutete, dass es das schlechte Gewissen war, das sie plagte. Vielleicht glaubte sie sogar, Marlies hätte mit angehört, dass Hildegard sie fortjagen wollte, und deshalb … Doch Hildegards Kopf war eine fest verschlossene Schatulle, aus der kein Gedanke entwich.
    Während Annalena sich die Schürze umband und zur Esse ging, hörte sie die Stimmen von Röber und Paul in den Tiefen des Kontors. Worüber sie sprachen, wusste sie nicht, und es war ihr auch egal. Die Sprache der Kaufleute war für sie wie eine Fremdsprache, die sie doch niemals erlernen würde. Sie schürte das Feuer und machte sich anschließend daran, Wurzeln zu schälen und Kohl zu schneiden.
    »Gott zum Gruße, Fräulein Annalena!«
    Annalena wirbelte erschrocken herum, atmete dann aber auf, als sie Johann vor dem offenen Fenster stehen sah.
    Froh, ihn nach all der Zeit endlich wiederzusehen, lief sie zu ihm. »Ich dachte schon, du hättest mich vergessen«, sagte sie und umarmte ihn durch das Fenster hindurch.
    Sie küssten sich, dann antwortete Johann: »Dich würde ich nie vergessen. Außer dir gilt meine Liebe nur dem Gold.«
    »Dann sollte ich wohl anfangen, darauf eifersüchtig zu werden, denn du verbringst mittlerweile mehr Zeit damit als mit mir.«
    »Das wird sich ändern, das verspreche ich.«
    »Versprechen sind nichts als leere Worte, du musst ihnen auch Taten folgen lassen.«
    »Ganz wie Ihr wollt, Euer Hoheit!« Johann deutete eine spöttische Verbeugung an. »Eigentlich wollte ich fragen, ob du mit mir am Sonntag zur Kirmes gehst. Ich weiß, der alte Drache lässt dich nur ungern aus dem Haus, besonders

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