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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Flucht vor Mertens. Diesmal jedoch gab es keine Flucht. Als Mertens sie packte, schreckte sie keuchend auf und fand sich zitternd in der Dunkelheit wieder.
    Am nächsten Morgen wurde Annalena von Trommelwirbel aus dem Schlaf gerissen. Das Tageslicht war noch dämmrig, und die Morgenglocke war noch nicht angeschlagen worden.
    Sogleich erhob sie sich von ihrem Lager und öffnete das Fenster. Sehen konnte sie von dem Geschehen vor dem Kontor freilich nichts, aber der Wind trug die Geräusche an ihr Ohr. Der Trommelwirbel klang, als würde der Herold direkt vor dem Kontor stehen.
    »Seine Majestät der König gibt bekannt, dass mit sofortiger Wirkung tausend Taler für die Ergreifung des flüchtigen Goldmachers ausgeschrieben werden. Derjenige, der Johann Friedrich Böttger ergreift oder maßgeblich zu seiner Ergreifung beiträgt, wird die Summe ausbezahlt bekommen.«
    Wieder trommelte es, das Geräusch entfernte sich und der Ausrufer wiederholte seine Botschaft, als er ein Stück vom Kontor entfernt war.
    Annalena blieb schockiert vor dem Fenster stehen. Mit einem Preis auf Johanns Kopf würden sich seine Chancen aus der Stadt zu kommen, ganz furchtbar verschlechtern. Die Wächter würden die Tore aufmerksamer bewachen, und gewiss würden auch die Bewohner des Umlandes erfahren, dass Johann gesucht wurde. Niemand würde sich tausend Taler entgehen lassen wollen!
    Panik schnürte Annalena den Brustkorb zusammen. Mehr denn je war sie der Überzeugung, dass Johann hier fortmusste. Doch gleichzeitig war ihr auch klar, dass er nicht gehen wollte, da er sich bei Röber sicher wähnte. Es musste schon etwas Gravierendes passieren, um ihn von diesem Glauben abzubringen. Vielleicht würde ihn ja der Bericht, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, genug erschrecken, um ihn umzustimmen.
    Sie zog sich so schnell wie möglich an, schob ihr Haar hastig unter die Haube und verließ dann ihre Kammer. Sie war sich nicht sicher, ob Röber bereits auf den Beinen war, doch wenn nicht, würde sie zu Johann gehen und versuchen, ihn zum Fliehen zu bewegen.

    Auch Johann hatte das Getrommel aus dem Schlaf gerissen. Noch bevor er die Worte des Ausrufers vernahm, wusste er, dass es um ihn ging. Im ersten Moment glaubte er, dass die Soldaten hier seien, um ihn zu holen, worauf er panisch aus dem Bett sprang. Dann hörte er den Aufruf an die Bürger der Stadt.
    Tausend Taler! Was für eine stattliche Summe. Er fragte sich, was Zorn dem König über ihn erzählt hatte. Erwartete sich Seine Majestät dermaßen viel von ihm, dass er seine Kasse so weit öffnen wollte?
    Je länger er darüber nachdachte, desto enger wurde es ihm in der Kehle, so dass er glaubte, den Galgenstrick bereits um den Nacken zu spüren. Der Trommler zog weiter, doch das Blut rauschte so laut in Johanns Ohren, dass er kaum noch etwas hörte. Verfluchter Lascarius, dachte er bei sich. Warum hast du mich derart in Versuchung geführt?
    Schließlich stürmte er aus dem Lager ins Kabinett, ohne eigentlich zu wissen, was er tun sollte – und sah Röber seelenruhig hinter seinem Schreibpult sitzen.
    »Ich habe es vernommen«, sagte er, als er Johann kommen hörte, und schlug sogleich einen beruhigenden Ton an. »Aber ich versichere Euch, ich werde mich nicht zum Judas machen und Euch verraten. Dazu seid Ihr mir viel zu teuer.« Nun lächelte er aufmunternd. »Allerdings sollten wir schnell eine Lösung finden, wohin wir Euch bringen können. Wie Ihr wisst, treten hier Kunden ein und aus, und ich kann es mir nicht leisten, dass jemand einen Blick auf Euch wirft. Ein paar Tage wird es vielleicht noch gehen, aber bedenkt auch, dass es möglich ist, dass Euch Euer Freund Siebert verrät.«
    Johann wollte schon behaupten, dass Siebert so etwas nicht tun würde, aber dann kamen ihm Röbers verschwundene Münzen in den Sinn. Also antwortete er nur: »Ich habe Siebert nicht gesagt, wohin ich gehe. Niemand weiß es, nicht einmal mein Meister.«
    »Euer ehemaliger Meister, möchte man meinen.« Röber stieß ein kurzes Lachen aus, bemerkte dann aber, dass es unpassend war. Er legte die Schreibfeder weg, erhob sich und legte Johann den Arm um die Schulter. »Mein lieber Freund, macht Euch keine Sorgen, wir werden die Sache schon hinbekommen. Bleibt nur ruhig und tut, was ich sage.« Damit führte er ihn zur Tür des Ladenraumes.
    Johann zitterte noch immer am ganzen Leib, was Röber wohl mitbekam, aber in diesem Augenblick war es ihm nicht peinlich. Und er konnte ohnehin nichts gegen

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