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Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Titel: Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Scharf
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straffte das Kinnband seines breitkrempigen Hutes, und drückte ab. Drei Schüsse krachten, dann herrschte für einen Augenblick Stille, Totenstille, in der sich die Männer schweigend und fast andächtig ansahen.

    Dann fragte Wilkins in die Runde: „Hatte eben einen Anruf vom alten Jack. Er macht sich bereit für Neuseeland – er möchte mit seinem Fischkutter die Überfahrt wagen. Ich werde ihn begleiten, möchte noch jemand mitkommen?“

    „Mit dem Fischkutter,“ rief Campbell entsetzt, „seid ihr denn lebensmüde?“

    „Wir wissen um das Risiko und sind bereit, es einzugehen.“
    „Na schön, aber ohne mich!“

    „Ich mach‘ da auch nicht mit“, mischte sich nun Flint in die Diskussion ein.

    „Und überhaupt,“ quäkte Higgins, ein etwas untersetzter, aber umso beleibterer, bärtiger Kerl, der etwas von einem Kobold oder Klabautermann an sich hatte, „was wird aus unserer Heimat, wenn wir ihr alle den Rücken kehren?“

    „Unsere Heimat von einst, die existiert doch schon lange nicht mehr – und der letzte Rest, der von ihr geblieben ist, geht mit uns oder ohne uns den Bach runter, darauf kannst Du wetten“, gab Wilkins zurück.

    Rochelle wandte noch ein, daß sie ihre Angehörigen nicht im Stich lassen könnten, die sich schließlich auf sie verließen, aber Wilkins winkte ab. Er gehe, wenn sich jemand anschließen wolle, solle er es ihm jetzt mitteilen, wenn nicht, wäre er auch niemandem gram, es sei schließlich nicht seine Aufgabe, andere Leute zu ihrem Glück zu zwingen.

    „Wann soll’s denn losgehen, Steve?“ fragte Higgins, jetzt scheinbar doch mit dem Gedanken spielend, sich einzureihen.

    „Schon in zwei Tagen, wenn es nach Jacks Planung geht.“

    Das war ihm denn scheinbar doch zu plötzlich, denn er schüttelte unwillig den Kopf und sagte dann nach einer kurzen Pause: „Tut mir leid, alter Freund, aber da müßt ihr wohl ohne uns segeln.“

    „Nichts für ungut, fragen kostet ja nichts.“ Wilkins schob sich seinen Hut vom Kopf in den Nacken, so daß er nur noch am Riemen um den Hals baumelte, wischte sich den Schweiß von der Stirn, denn es lag trotz der Dunkelheit eine schwüle Hitze auf dem weiten Land, dann setzte er nochmals zu sprechen an, sich zuvor gründlich räuspernd: „Dann lebt denn wohl, Kameraden. Es ist heute wahrscheinlich auf lange Zeit – wenn nicht für immer - das letzte Mal gewesen, daß wir beisammen waren.“ Schweigend gingen sie zu ihren Trucks zurück und umarmten einander herzlich, bevor sie einstiegen und davonfuhren.

Kapitel IV

    Etwas Schweres, Bedrückendes lastete auf George Strafford, als er an diesem Abend nachhause kam. Das konnte man leicht an der Art erkennen, wie er sich bewegte, so ganz anders und vor allem langsamer als sonst. Niedergeschlagenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben, das kaum ein müdes Lächeln zustande brachte, als er sich zu seiner Frau und den Kindern an den Tisch setzte, die noch beim Abendessen waren. Auch, daß sein Lieblingsgericht – argentinisches Rindersteak mit Kräuterbutter, brauner Soße und Kroketten – aufgetragen wurde, vermochte ihn nicht merklich aufzuheitern. Normalerweise strahlte er bis über beide Ohren, wenn ihm Susan seine Leibspeise vorsetzte. Irgendetwas stimmte heute also wirklich nicht mit George.

    „Was ist denn los mit Dir, Pa?“ fragte Scarlett, und ihre Stimme hatte dabei den Klang ernster Besorgnis. „Es ist nur etwas Geschäftliches, das mir heute Kopfzerbrechen bereitet“, wimmelte der Vater ab. „Es macht mir eine Sache ein wenig zu schaffen, aber ich möchte jetzt nicht darüber sprechen. Freuen wir uns lieber über das gute Essen, das eure Mutter wieder gezaubert hat.“ Damit war das Thema erst einmal vom Tisch – und sein Gemütszustand war wieder seine Privatangelegenheit, erst einmal.

    Als aber die Kinder in ihren Zimmern verschwunden waren und nur noch Susan und er um den Eßtisch saßen, da war es für George unmöglich, den Grund seiner Niedergeschlagenheit vor ihr noch länger zu verbergen. Sie brauchte gar nicht lange zu bohren, bis er herausplatzte: „Mir ist heute gekündigt worden.“ Seine Frau ließ das Glas fallen, aus dem sie gerade einen Schluck genommen hatte. Es hätte auch gewiß nicht viel gefehlt, und sie hätte den Saft wieder ausgespuckt, um sprechen zu können, aber sie entschied sich doch für das unspektakulärere Schlucken. Kaum war die Kehle wieder frei, rief sie ungläubig aus: „Gekündigt?!“
    „Ja, gekündigt. Da ist nichts

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