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Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Titel: Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Scharf
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bei den letzten Ausfahrten Löcher bekommen hatten, dabei lauthals fluchend. Er war schließlich kein Puritaner, sondern Katholik – und die durften fluchen! Die Verhältnisse in Louisiana waren auch wirklich beim besten Willen nicht mehr schönzureden. Da bog plötzlich sein Sohn Jaques um die Ecke, grüßte vergnügt und legte ihm die Hand auf die Schulter, während er sprach: „Laß das Fluchen, Pa, davon wird’s auch nicht besser, aber ich hatte heut früh eine Idee, die Dich begeistern könnte.“

    „So? Was denn, spuck‘s schon aus!“

    „Du hast doch auch von dem Wahlsieg der Rechten in Neuseeland gehört, nicht wahr?“

    „Allerdings, feine Sache. Lief heute den ganzen Tag im Radio, aber jetzt spann‘ mich nicht auf die Folter, was hat das denn mit uns zu tun?“

    „Naja, die neugewählte neuseeländische Regierung soll offenbar gewillt sein, arbeitswillige weiße Neusiedler mit offenen Armen zu empfangen, so heißt es zumindest unter vorgehaltener Hand – und da Du ja nur am Nörgeln bist über die Verhältnisse im guten alten Süden, der nicht mehr das ist, was er einmal war, da dachte ich: ab nach Neuseeland! Zu verlieren gibt es wenig, zu gewinnen ist dagegen reichlich.“

    „Alle Wetter!“ stammelte der alte Jack Jardine. „Die Idee ist nicht übel, sie hat nur einen Haken: wie kommen wir denn so einfach nach Neuseeland? Geld für Flugtickets hab ich keines – und Du sicher auch nicht.“
    „Na, mit dem Fischkutter natürlich, Pa! Sprit haben wir ja erstmal eine gewaltige Menge, der ganze Schuppen steht mit Kanistern voll – und Dosenfraß und Frischwasser sollten wir für die Überfahrt auch genügend bunkern können.“

    „Heikel, heikel…“, brummte Jack und runzelte nachdenklich die Stirn. „Du denkst nicht daran, daß die ‚Rising Sun‘, diese alte Dame, alles andere als hochseetüchtig ist“, setzte er nach einem Seufzer hinzu. „Aber seit Deine Mutter tot ist, Jaques, hält mich hier eigentlich nichts mehr. Die meisten unserer Nachbarn sind ja schon vor vielen Jahren abgehauen; der größte Teil in den Norden, nach Ohio, Montana oder Oregon. Und dabei bedachten sie nicht, daß ihnen das farbige Volk auf dem Fuß folgen würde…“ Er blickte seinen Sohn scharf und durchdringend an, dann wanderte sein Blick die Straße hinunter zum Fischereihafen und wieder zurück zu Jaques, der ihn gespannt ansah. Er sagte schließlich, wie von einer plötzlichen Eingebung durchzuckt und mit einer Entschlossenheit, wie sie Jaques selten bei seinem Vater erlebt hatte: „Wenn es Dein Wunsch ist. Ich möchte Deiner Zukunft nicht im Weg stehen. Wir fahren!“

    „Das ist ja fantastisch!“ frohlockte Jaques. „Und wann machen wir die Leinen los?“

    „Ich gehe davon aus, daß wir bis in zwei Tagen startklar sein sollten. Seekarten, Kompaß und GPS habe ich an Bord. Zur Sicherheit nehmen wir aber auch den alten Sextanten und die Sternkarten mit. Außerdem werde ich gleich noch Wilkins anrufen und ihn fragen, ob er auch mit von der Partie ist, da wir unbedingt noch einen dritten Mann benötigen – die Überfahrt ist lang.“

    „Prima Einfall, der alte Haudegen ist genau der Richtige. Ihr beiden seid doch früher zusammen gefahren – oder irre ich mich?“

    „Nein, nein – da liegst Du völlig richtig, er hat mir früher regelmäßig ausgeholfen und ist so gut als eben einer mit der Seefahrt vertraut, da er lange Zeit als Bootsmann auf Frachtern beschäftigt war.“ Jack zückte sein Mobiltelefon und wählte die Nummer des Freundes.
    Als Wilkins Jardines Anruf erreichte, war er gerade mit seinen Gefährten damit beschäftigt, eine Gruppe illegaler Einwanderer zu stellen, die sich über die mexikanische Grenze in die Vereinigten Staaten geschlichen hatte. Es waren etwa fünfundzwanzig Personen auszumachen. Er und seine Freunde riefen sie auf Englisch an. Da sie jedoch nicht stehenblieben oder kehrtmachten, eröffneten die Männer das Feuer. Mehrere Salven krachten aus den fünf Gewehrläufen der freiwilligen Grenzschützer. Etwa ein Dutzend Gestalten sah man taumelnd umherirren oder getroffen in den Staub sinken. Der Rest nahm panisch in jene Richtung Reißaus, aus der sie gekommen waren.

    Gewiß – ein hartes Vorgehen. Früher hatten sie mit der Einwanderungsbehörde zusammengearbeitet. Sie hatten die Illegalen gestellt, die Behörden informiert und waren dann wieder abgezogen. Konnten die Personen als Mexikaner identifiziert werden, wurden sie in der Regel ausgewiesen. Es

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