Das Kreuz des Zitronenkraemers
Weinbergen lag die Anlage nur wenige Kilometer vom Zitronenkreuz entfernt. Anne beneidete Paula, die während der Fahrt zum Rücksitz gekrabbelt war und sich bereits in seligen Träumen befand.
Allerdings nur bis zum Einbiegen in die Hofeinfahrt. Annes Wagen wurde von den drei Jagdterriern lautstark begrüßt. Paula fing gleich an zu jaulen und Anne beschloss, den aufgeregten Hund im Auto zu lassen.
Barbara ließ nicht lange auf sich warten. Die Besitzerin des Stalls kam in Pantoffeln und Morgenmantel aus dem Haus. Wie immer ohne Socken. „Guten Morgen“, begrüßte sie Anne in ihrem typischen Dialektgemisch aus Hochwald- und Moselslang. „Was treibt dich denn so früh hierher? Ist das Paula?“, setzte sie noch hinterher und schaute an Anne vorbei in den Wagen. „Ist Hannes etwa in Urlaub…oder seid ihr…“
Dies waren ein paar Fragen zuviel auf einmal. „Längere Geschichte“, winkte Anne ab und blinzelte gegen die Sonne zur Koppel. Sie erkannte ihre Stute Pam inmitten der Herde gemütlich das saftige Gras frühstücken.
Seit dem Tod ihres Mannes vor ein paar Monaten führte Barbara den Reitstall allein weiter. „Was ist denn heute Morgen nur hier los“, stöhnte sie, „die Hunde machen mich noch ganz verrückt. Schon kurz nach fünf haben die mich geweckt, da ist das erste Auto hier vorbei und als ich gerade wieder eingeschlafen war, das nächste. Die drei haben einen Terz veranstaltet! Da war’s dann mit dem Schlaf vorbei und stell dir vor, zum guten Schluss ist dann auch noch die Polizei … “
„Barbara … es ist etwas Furchtbares passiert“, unterbrach Anne den Redeschwall. Bevor Barbara reagieren konnte, ging das Terriergeheul von neuem los. Als der ankommende Wagen in den Hof einbog, versuchten alle drei in die fahrenden Reifen zu beißen. Gott sei Dank waren Hunde wohl wegen versuchter Sachbeschädigung nicht strafmündig. Es handelte sich nämlich um die Reifen eines Polizeifahrzeuges.
„Sichern Sie sofort diese Hunde!“, kam eine befehlende Stimme aus dem Inneren des Wagens. Ein Beamter hatte die Scheibe zu diesem Zweck ein wenig heruntergelassen.
„Die Hunde sichern?“, fragte Barbara verdutzt. „Na einfangen und wegsperren, wir müssen aussteigen!“, gab der Polizist zurück. Barbara rannte verzweifelt den Hunden hinterher, die bereits das Interesse an dem stehenden Wagen verloren hatten. „Die krieg ich jetzt nie“, protestierte die Hofbesitzerin und verscheuchte die Terrier mit einem Besen in Richtung Koppel. „Sie können ruhig aussteigen, die kommen so schnell nicht wieder“, rief sie den Beamten zu.
Zaghaft stiegen die beiden Unformierten aus und zeigten ihre Dienstausweise. „Aufgrund eines Verbrechens in dieser Gegend müssen wir Ihnen ein paar Fragen stellen.“ „Was denn für ein Verbrechen?“, wollte Barbara wissen. „Sehen Sie, seit ich hier draußen allein mit meiner Tochter wohne, bin ich wirklich froh die Terrier zu haben. Hier kommt so schnell keiner rein.“
„Das glaube ich Ihnen gern. Zunächst brauchen wir Ihre Personalien. Wie heißen Sie?“
„Barbara Leuchtbach, ich bin die Besitzerin dieses Reitstalles.“ „Und wer sind Sie?“, wandte sich der zweite Beamte an Anne. „Mein Name ist Anne Seifert und ich habe Paula abgeholt“, stotterte Anne und biss sich beschämt auf die Lippen. Eine dämlichere Antwort hätte sie wohl nicht finden können. „Ach so“, meinte allerdings der Polizist und schien damit zufrieden zu sein. Er tuschelte mit seinem Kollegen.
„Was für ein Verbrechen? Was verdammt noch mal ist denn eigentlich hier los heute?“ Barbara wurde langsam ungeduldig und schaute zunehmend verwirrt drein.
„Es tut mir leid, wir dürfen keine Auskünfte zu laufenden Ermittlungen geben, wir wollen Ihnen lediglich ein paar Fragen stellen. Sind Ihnen im Laufe des Morgens irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten aufgefallen?“
„Aktivitäten? Was meinen Sie damit, ungewöhnliche Aktivitäten?“ „Na, außergewöhnliche Vorkommisse“, gab der Polizist unwirsch zurück. „Ich hab’s Anne schon erzählt, einige Autos sind heute Morgen ganz früh hier vorbeigefahren. Die Terrier haben andauernd angeschlagen, haben mich mit ihrem Gebell aus dem Schlaf gerissen.“ „Kannten Sie die Autos?“ „Eigentlich hab ich nur eins gesehen, aber auch nicht richtig, so aus dem Schlafzimmerfenster heraus, aber auch nur von hinten. Ich weiß nicht, wer das war oder welches Auto, so ne Art kleiner Lieferwagen, dunkelblau glaub ich, mehr
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