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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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Ungeheuer ringsum, wie ein rettungsloser Fall von D. T., aber ich bin daran gewöhnt. Sie verstehen, ich bin schon ganze sechs Monate dabei. Inzwischen fällt die Gruppe richtig auseinander. Wir sind auf den zweiten Bunker angesetzt, und die Burschen geben wie immer Fersengeld. Nur ich und Anders und Brown und McCuller und Gentry sind noch dabei. Und der Junge. Was sagst du dazu? frage ich mich überrascht. Der Bursche ist wirklich nicht zu verachten.
    Dann sind wir vielleicht noch fünfzig Meter vom Bunker entfernt und im Einflußbereich der Selbstmordstrahlen. Natürlich sind wir alle bis obenhin mit Hypnosperren vollgestopft, und sobald wir den vertrauten Drang zum Halsdurchschneiden in uns fühlen, macht sich unser Adrenalin bemerkbar, und in hellem Aufruhr, den die Psychofritzen Gegeneffekt nennen, stürmen wir den Hügel hinauf und denken nur ans Töten! Töten! Töten! Das, oder die Flucht wie ein erschrecktes Kaninchen.
    Der kleine Teil meines Gehirns, der nicht »Töten! Töten! Töten!« schreit, wirft ein Auge auf die übrige Truppe. Browns Hypnosperren waren offenbar zu schwach. Er hat sich in den Kopf geschossen.
    Ich und McCuller und der Junge sind jetzt noch üb rig. Töten! Töten! Töten! Die letzten fünfzig Meter hinauf zum Bunker, und die Selbstmordstrahlen werden stär ker mit jedem Meter.
    Aber wir haben zuviel Töten! Töten! in uns – ich und McCuller und der Junge. Wir klettern auf den Bunker, zur Luke hoch, ich hole eine Granate heraus, und da setzen sie die letzte Waffe ein.
    Eben ist es noch Töten! Töten! Töten!, dann plötzlich liebst du die Empees. Wie hat es uns nur einfallen können, die süßen, grünen kleinen Kaninchen umbringen zu wollen? Die niemandem etwas zuleide tun! Die uns alle lieben, aus tiefstem Herzen! Die süßen kleinen Komischen Kaninchen … Die lieben kleinen Empees …
    McCuller rutscht irgendwie ab und verschwindet blubbernd nach unten. Es ist aus mit ihm. Der Junge dagegen hat wohl nie eine Mutter gehabt. Er zerrt mich förmlich weiter, und ich hätte den lieben kleinen Empees um nichts in der Welt etwas antun wollen. Liebe kleine Feinde. Süße kleine …
    Mit dem letzten Rest von Widerstand deponiere ich die Granate auf der Luke, packe den Jungen und rolle mit ihm vom Bunker.
    Krach! Eine dumpfe kleine Explosion, deren Kraft ohnehin nach unten gerichtet ist. Die Luke fliegt auf, und die Selbstmordstrahler und Liebesstrahlen sind vernichtet, und es ist aus.
     
    Der Junge und ich hasten zur Luke hoch und lassen uns in das helle, butterfarbene Licht hinab. Wir befinden uns in einem großen warmen Nest, wo etwa zehn kleine, grüne pelzige Wesen auf ihren Hinterbacken herumsitzen, ringsum eine Menge unnütz gewordener Geräte und Maschinen. Sie haben putzige kleine Körper wie Biber, kleine Köpfe mit langen Schlappohren, und in ihren großen braunen Augen steht ein höchst trauriger Ausdruck. Sie sitzen einfach da herum, ohne sich zu bewegen, ohne ausreißen zu wollen, ohne ir gend etwas zu tun. Sie sehen nur traurig und unschuldig und hilflos aus.
    Ich fange an zu schießen, und der Junge feuert neben mir, und in kaum einer Minute liegen zehn zerrissene kleine Pelzkörper auf dem Boden und schwimmen in dem grünen Zeug, das bei den Komischen Kaninchen das Blut ist.
    Ich und der Junge und all das tote Fleisch. Plötzlich, während ich so dastehe und den verwirrten, traurigen, wilden, blöden Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen beobachte und mich erinnere, wie es für mich war, als ich die Wahrheit herausfand, plötzlich weiß ich, daß ich mit allem fertig bin. Zwar könnte ich noch einmal einen Hügel hochjagen und alles überstehen, was man auf mich losläßt – aber ich kann keine Komischen Kaninchen mehr erschießen, die nur abwartend rumstehen und so aussehen wie der geliebte Cockerspaniel der Familie. Ich weiß, daß sie einen verrückten Tick haben und alles erobern wollen, was kein Empee ist, und daß jemand sie aufhalten muß. Aber das werde ich nicht sein, nicht mehr.
    »Sie haben einfach nur dagestanden …« murmelt der Junge immer wieder vor sich hin. »Sie haben einfach dagestanden …«
    Ich lege ihm den Arm um die Schulter. Der Junge hatte sich bewährt. »Ja, Junge«, sage ich leise. »Sie stehen einfach nur so da. Darum halten wir das vor den Zivis geheim. Sie würden es niemals verstehen, ohne selbst einen Hügel hinaufzumüssen gegen die verteufelten Sachen, die die Empees loslassen, und selbst dann …«
    Ich schaue auf die toten Komischen

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