Das Kriegsbuch
Vorschein und begann sich eine Zigarette zu drehen. Dann peilte er vorsichtig um den Felsblock. »Fernandez versucht sich wahrscheinlich anzuschleichen. Ich sollte wieder mein Gewehr …«
»Das läßt du liegen«, sagte Quetzalcoatl. »Fernandez wird dir kein Leid antun.«
Miguel lachte höhnisch.
»Und du wirst ihm nichts tun«, fügte Quetzalcoatl mit Bestimmtheit hinzu.
»Ich werde ihm noch die andere Wange hinhalten«, sagte Miguel, »damit er mir von der Seite durch den Kopf schießen kann. Ich kann erst an Fernandez’ Friedenswillen glauben, Señor Quetzalcoatl, wenn ich ihn mit erhobenen Händen durch das Tal kommen sehe. Auch dann werde ich ihn nicht an mich ranlassen, weil er auf dem Rücken noch ein Messer trägt.«
Quetzalcoatl strich sich erneut über seine stahlblau en Federn. Sein knochiges Gesicht war gerunzelt.
»Ihr müßt für immer mit dem Kämpfen aufhören – beide«, sagte er. »Meine Rasse ist für die Sicherheit im ganzen Universum verantwortlich, und es ist unsere Pflicht, jedem Planeten, den wir besuchen, Frieden zu bringen.«
»Hab’ ich’s nicht gleich gesagt?« fragte Miguel befriedigt. »Sie kommen aus den estados unidos. Warum bringen Sie nicht erst Ihrem eigenen Land Frieden? Ich habe die Señores Humphrey Bogart und Edward Robinson in las pelkulas gesehen. Überall in Nueva York beschießen sich doch die Gangster von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer, und was tun Sie dagegen? Sie treiben sich mit la señora Betty Grable sonstwo herum. Ah ja, ich verstehe schon. Zuerst bringen Sie uns Frieden, und dann nehmen Sie uns unser Öl und unsere kostbaren Mineralien.«
Quetzalcoatl stieß aufgebracht mit einem schimmernden Stahlfuß nach einem kleinen Kiesel.
»Ich muß es dir irgendwie klarmachen«, sagte er. Er warf einen Blick auf die noch unangezündete Zigarette, die zwischen Miguels Lippen hing. Plötzlich hob er die Hand, und von einem Ring an seinem Finger richtete sich ein grellweißer Hitzestrahl auf das Ende der Zigarette und zündete es an. Miguel fuhr zurück. Dann inhalierte er und nickte. Der weiße Strahl verschwand.
»Muchas gracias, señor«, sagte Miguel.
Quetzalcoatls farblose Lippen preßten sich zu einer dünnen Linie zusammen. »Miguel«, sagte er, »hätte ein norteamericano das fertiggebracht?«
»Quien sabe?«
»Niemand auf deinem Planeten könnte das, und du weißt es ganz genau.«
Miguel zuckte die Achseln.
»Siehst du den Kaktus da drüben?« fragte Quetzalcoatl. »Ich könnte ihn in zwei Sekunden vernichten.«
»Daran zweifle ich nicht, señor .«
»Ich könnte auch den ganzen Planeten vernichten.«
»Ja, ich habe von den Atombomben gehört«, sagte Miguel höflich. »Warum machen Sie sich überhaupt die Mühe, in eine ruhige, private Auseinandersetzung zwischen Fernandez und mir einzugreifen, bei der es um ein kleines Wasserloch geht, das für niemanden wichtig sein kann außer –«
Eine Kugel sirrte vorüber.
Quetzalcoatl rieb mit ärgerlicher Bewegung seinen Ring.
»Weil die Streiterei überall auf der Welt aufhören wird«, sagte er drohend. »Und wenn das nicht bald geschieht, vernichten wir die Erde. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum die Menschen nicht in Frieden und Freundschaft miteinander leben sollten.«
»Oh, es gibt einen Grund, señor. «
»Und der wäre?«
»Fernandez«, sagte Miguel.
»Ich vernichte euch beide, wenn ihr nicht endlich euren Streit begrabt.«
» El señor ist ein großer Friedensstifter«, sagte Miguel höflich. »Ich höre gern mit dem Kämpfen auf, wenn Sie mir sagen, wie ich es dann verhindern kann, umgebracht zu werden.«
»Auch Fernandez wird nicht mehr kämpfen.«
Miguel nahm seinen leicht zerbeulten Sombrero ab, ergriff ein Stöckchen und hob den Hut vorsichtig über den Felsen. Ein unangenehmes Krachen war zu hören. Der Hut wurde nach hinten gerissen, und Miguel fing ihn im Fallen auf.
»Gut, gut«, sagte er. »Da Sie darauf bestehen, señor , stelle ich den Kampf ein. Aber ich rühre mich nicht von der Stelle. Ich bin durchaus bereit, nicht mehr zu kämpfen. Aber es will mir scheinen, Sie verlangen da etwas, von dem Sie nicht wissen, wie ich es bewerkstelligen soll. Sie könnten ebensogut wollen, daß ich wie Ihre Flugmaschine durch die Luft schwebe.«
Quetzalcoatls Denkfalten vertieften sich. Schließlich sagte er: »Miguel, sag mir, wie es zu dem Streit gekommen ist.«
»Fernandez will mich umbringen und meine Familie versklaven.«
»Warum sollte er das wollen?«
»Weil er ein
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