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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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sicher, daß Niemand Bescheid gewußt hatte; das Lächeln und die Bewegung galten dem geistigen, nicht dem körperlichen Alter des Jungen.
    Der Junge ergriff Niemands Hand. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wollte er dem Mann auf den Schoß klettern, und Graham zog ihn sanft zurück. Er sagte: »Geh jetzt in dein Zimmer, Harry.«
    Der Junge verschwand wieder in seinem Raum, ohne die Tür zu schließen.
     
    Niemand begegnete Grahams Blick, und er sagte of fensichtlich ehrlich: »Er gefällt mir.« Und er fügte hin zu: »Ich hoffe, daß Sie ihm immer nur die Wahrheit vorlesen.«
    Graham verstand im ersten Augenblick nicht. Niemand sagte: »Ich meine ›Kleines Hühnchen‹. Eine hübsche Geschichte – aber hoffen wir, daß sie nicht wahr wird, soweit es den herabstürzenden Himmel betrifft.«
    Graham hatte Niemand plötzlich sehr sympathisch gefunden, als er seine Zuneigung für den Jungen bekundete. Jetzt fiel ihm wieder ein, daß er das Gespräch schnell beenden mußte. Er stand auf und sagte: »Ich fürchte, Sie verschwenden Ihre und meine Zeit, Mr. Niemand. Ich kenne alle Argumente. Was Sie auch vorbringen mögen – ich habe es schon tausendmal gehört. Vielleicht steckt ein wahrer Kern in Ihren Überzeugungen, aber das betrifft mich nicht. Ich bin Wissenschaftler, und zwar ausschließlich. Ja, es ist allgemein bekannt, daß ich an einer Waffe arbeite, an einer ziemlich absoluten Waffe. Aber für mich persönlich ist das nur ein Nebenprodukt der Tatsache, daß ich die Grenzen der Wissenschaft weiter vorschiebe. Ich habe alles gut durchdacht, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß nur das mein Anliegen ist.«
    »Aber Dr. Graham – ist die Menschheit für eine absolute Waffe auch bereit?«
    Graham runzelte die Stirn. »Ich habe Ihnen meinen Standpunkt dargelegt, Mr. Niemand.«
    Niemand stand langsam auf. Er sagte: »Gut, wenn Sie nicht darüber sprechen wollen, werde ich nichts weiter sagen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich gehe wieder, Dr. Graham. Ich würde nur gern … darf ich vielleicht meine Absicht ändern und Ihre Einladung zu einem Drink doch noch annehmen?«
    Grahams Ärger verging. Er sagte: »Natürlich. Whisky und Wasser?«
    »Ja, gern.«
    Graham entschuldigte sich und ging in die Küche. Er holte die Whiskykaraffe, einen Krug mit Wasser, Eisstücke und Gläser.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, verließ Niemand gerade den Raum des Jungen. Er hörte Niemand sagen: »Gute Nacht, Harry«, und Harrys fröhliches: »Nacht, Mr. Niemand!«
    Graham bereitete die Drinks. Ein wenig später lehn te Niemand ein zweites Glas ab und machte Anstalten zu gehen.
    Niemand sagte: »Ich habe mir erlaubt, Ihrem Sohn ein kleines Geschenk zu machen, Doktor. Ich habe es ihm gegeben, als Sie die Drinks für uns holten. Ich hof fe, Sie sehen mir das nach.«
    »Aber natürlich. Vielen Dank. Gute Nacht.«
    Graham schloß die Tür. Er ging durch das Wohnzimmer in Harrys Raum. Er sagte: »Na, Harry, jetzt lese ich dir –«
    Schweiß brach ihm aus, doch er zwang sich innerlich und äußerlich zur Ruhe, als er an das Bett trat. »Kann ich mir das mal ansehen, Harry?« Als er den Gegenstand sicher an sich gebracht und untersucht hat te, zitterten ihm die Hände.
    Er dachte: Nur ein Wahnsinniger kann einem geistig zurückgebliebenen Kind einen geladenen Revolver in die Hand drücken!

ODER ES KNALLT!
 
von Henry Kuttner
     
     
    Miguel und Fernandez beschossen einander glücklos quer durchs Tal, als die fliegende Untertasse landete. Sie verschwendeten ein paar Geschosse auf das seltsame Flugzeug. Der Pilot erschien und begann durch das Tal auf Miguel zuzugehen, der im unsicheren Schatten eines Busches lag und fluchend feuerte, was das Gewehr hergab. Seine Treffsicherheit, die keinesfalls rühmenswert war, verschlechterte sich womöglich noch mehr, als der Fremde näherkam. In letzter Sekun de ließ Miguel sein Gewehr fallen, packte die Machete neben sich und sprang auf.
    »Stirb«, sagte er und schwang die Klinge. Der Stahl blitzte in der heißen mexikanischen/Sonne auf. Die Machete prallte elastisch vom Hals des Fremden ab und flog in hohem Bogen davon, während Miguel in seinem Arm ein Kribbeln wie nach einem elektrischen Schlag verspürte. Ein Geschoß sirrte von der anderen Talseite herüber und erzeugte die Art Geräusch, die vielleicht ein Wespenstich macht, wenn man ihn nur hört und nicht fühlt. Miguel ließ sich fallen und rollte hinter einen großen Felsen. Wieder schrillte eine Kugel

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