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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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Achseln.
    »Ich habe einen Augenblick fast angenommen, er hätte uns etwas Vernünftiges zu sagen. Zweifellos war er sehr weise. Wahrlich, das Leben ist nicht einfach.«
    »Oh, er hat’s bestimmt nicht schwer«, sagte Miguel. »Aber er lebt auch nicht in Sonora. Im Gegensatz zu uns. Zum Glück haben ich und meine Familie ein schönes Wasserloch. Für Leute ohne Wasserloch ist das Leben in der Tat sehr schwer.«
    »Es ist ein sehr mickriges Wasserloch«, sagte Fernandez. »Doch wie dem auch sei – es gehört mir.« Während des Sprechens rollte er sich eine Zigarette. Die beiden Männer rauchten noch eine Weile schweigend. Dann trennten sie sich wortlos.
    Miguel kehrte zu seinem Wein auf dem Hügel zurück. Er nahm einen tiefen Schluck, grunzte zufrieden und sah sich um. Messer, Machete und Gewehr lagen in der Nähe verstreut. Er nahm seinen Besitz wieder an sich und vergewisserte sich, daß das Magazin voll war. Dann lugte er vorsichtig um die Felsbarrikade. Eine Kugel schlug dicht neben seinem Gesicht ein. Er erwiderte den Schuß.
    Danach war es eine Weile still. Miguel lehnte sich zurück und nahm noch einen Schluck. Dabei fiel sein Blick auf den vorbeihüpfenden Laufvogel, dem schon wieder ein Eidechsenschwanz aus dem Schnabel hing.
    Miguel rief leise: »Señor Vogel! Es ist nicht richtig, Eidechsen zu fressen! Das ist absolut nicht richtig!«
    Der Laufvogel warf ihm einen schrägen Knopfaugenblick zu.
    Miguel hob sein Gewehr und zielte auf das Tier.
    »Hören Sie mit dem Eidechsenfressen auf, Señor Vogel! Hören Sie damit auf, oder ich muß Sie umbringen.«
    Der Laufvogel rannte aus der Schußlinie.
    »Können Sie denn nicht aufhören?« rief Miguel lei se. »Muß ich Ihnen noch sagen, wie?«
    Der Laufvogel hielt inne. Der Schwanz der Eidechse verschwand.
    »Na, schon gut«, sagte Miguel. »Wenn ich herausgefunden habe, wie ein Laufvogel mit dem Eidechsenfressen aufhören und doch weiterleben kann, dann sag ich’s dir, amigo . Aber bis dahin – geh mit Gott.«
    Und er wandte sich um und zielte mit dem Gewehr wieder über das Tal.

DIE BEFREIUNG DER ERDE
 
von William Tenn
     
     
    Nun denn, hier die Geschichte unserer Befreiung. Atmet tief durch und packt euch ein paar Büschel. Hei- ho, los geht’s mit dem Bericht.
    August war der Monat, ein Dienstag im August. Wir sind inzwischen so weit von allem entfernt, daß diese Worte keine Bedeutung mehr haben; doch unsere primitiven Vorfahren – unsere unbefreiten, ungeschützten Vorväter – haben sich mit sehr vielen Dingen befaßt und belastet, die unserem freien Denken sinnlos erscheinen. Trotzdem müssen wir die Geschichte erzählen, mit all ihren unglaublichen Ortsbezeichnungen und Bezügen.
    Warum muß sie überhaupt erzählt werden? Habt ihr denn was Besseres vor? Wir haben Wasser und Gestrüpp und liegen in einem windigen Tal. Also ruht euch aus, entspannt euch und hört zu. Und atmet durch, tief durch.
    An einem Dienstag im August erschien das Schiff am Himmel über Frankreich – in einem Teil der Welt, der damals als Europa bekannt war. Acht Kilometer lang war das Schiff, und es sind Beschreibungen überliefert, wonach es wie eine gewaltige Silberzigarre aussah.
    In dem Bericht ist von der Panik und Verwirrung unserer Vorväter die Rede, als das Schiff übergangslos am sommerblauen Himmel materialisierte. Wie sie durcheinanderliefen und schrien und mit den Armen zeigten!
    Es wird erzählt, wie sie erregt die Vereinten Nationen verständigten – eine der wichtigsten Institutionen der damaligen Zeit –, daß ein seltsamer, unglaublich großer Metallkörper über ihrem Land materialisiert habe. Wie sie einerseits Befehle gaben, das Schiff mit waffenstarrenden Militärflugzeugen zu umgeben, und andererseits in aller Hast Gruppen von Wissenschaftlern zusammenstellten, die dem Schiff Zeichen freundlicher Gesinnung geben sollten. Wie Männer mit Kameras Aufnahmen davon machten, Männer mit Schreibmaschinen Geschichten darüber schrieben und Männer mit Konzessionen Spielzeugmodelle davon verkauften.
    All diese Dinge haben unsere Vorväter, versklavt und unwissend wie sie waren, getan.
    Dann klappte plötzlich in der Mitte des Schiffes eine gewaltige Tür auf, und der erste Außerirdische trat heraus; er wiegte sich in der komplizierten dreifüßigen Gangart, die alle Menschen bald kennen und lieben lernen sollten. Er trug einen metallisch wirkenden Anzug zum Schutz gegen unsere atmosphärischen Absonderlichkeiten, einen matten, locker herabfallenden

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