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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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einherlebenden Jugend das große Epos unserer Befreiung aufsagen, während Sie sich zwischen den Windstößen anmutig zurückneigen.
     
    Man folgte dem Vorschlag des jungen Hindu und holte den einzigen Mann auf der Welt, der diese besondere Version des toten Dialekts verstehen und sprechen konnte – einen Professor vergleichender Linguistik –, von einem New Yorker Kongreß, wo er über ein The ma referierte, an dem er achtzehn Jahre gearbeitet hatte: »Eine einführende Studie offensichtlicher Beziehungen zwischen einigen Mittelworten der Vergangenheit im alten Sanskrit und einer gleichen Anzahl von Hauptworten im modernen Szetschuanisch.«
    Ja, wirklich, mit solchen Dingen – und unzähligen anderen – befaßten sich unsere Vorväter in ihrer berauschten Ignoranz. Können wir uns nicht unserer Freiheit wirklich glücklich schätzen?
    Der aufgebrachte Gelehrte, dem – wie er immer wieder erbittert zum Ausdruck brachte – einige seiner wichtigsten Wortlisten fehlten, wurde mit dem schnellsten Düsenflugzeug in das Gebiet südlich von Nancy geflogen, das in jenen längst vergangenen Tagen im gewaltigen schwarzen Schatten des außerirdischen Raumschiffs lag.
    Hier wurde ihm seine Aufgabe von der UNO-Delegation erläutert, deren Nervosität durch eine neue verwirrende Entwicklung nicht geringer geworden war. Einige weitere Außerirdische waren nämlich aus dem Schiff gekommen und hatten gewaltige Mengen schimmerndes Metall mitgebracht – Bauteile, die sie zu einem Gebilde zusammensetzten, das offensichtlich eine Maschine war, obwohl es höher aufragte als der größte von Menschenhand je gebaute Wolkenkratzer und obwohl es vor sich hin brummelte wie ein sprechendes intelligentes Wesen. Der erste Außerirdische stand nach wie vor höflich in der Nähe der beträchtlich schwitzenden Diplomaten herum, und von Zeit zu Zeit ließ er wieder seine kleine Rede vom Stapel – in einer Sprache, die fast schon vergessen war, als der Grundstein der Bibliothek von Alexandria gelegt wurde.
    Die Männer von der UNO antworteten darauf, und jeder hoffte verzweifelt, die mangelnden Sprachkenntnisse des Außerirdischen durch Dinge wie Handbewegungen und Gesichtsverziehungen wettzumachen. Viel später wies eine Kommission von Anthropologen und Psychologen brillant auf die Schwierigkeiten einer derartigen physischen Gebärdenverständigung mit Wesen hin, die – wie diese Außerirdischen – fünf Armgebilde und ein einzelnes, lidloses Facettenauge hatten, wie es in der Insektenwelt zu finden ist.
    Die Probleme und Sorgen des Professors, der jetzt im Kielwasser der Außerirdischen durch die Welt geschleift wurde und das Gebrauchsvokabular einer Sprache zusammenzustellen versuchte, deren Besonderheiten er nur aus den wenigen Sprachproben eines Wesens extrapolieren konnte, das zweifellos selbst einen äußerst fremdländischen Akzent hineinbrachte – diese Sorgen waren in der Tat unbedeutend im Vergleich zu der Unruhe, in die sich die Vertreter der Weltregierung gestürzt sahen. Sie mußten mit ansehen, wie sich die außerirdischen Besucher jeden Tag an ei nen anderen Ort auf dem Planeten begaben und dort ein gewaltiges Gebilde aus blinkendem Metall errichteten, das sehnsüchtig vor sich hin murmelte, als ob es die Erinnerung an die fernen Fabriken wachhalten wollte, in denen es entstanden war.
    Gewiß, da war immer noch der Außerirdische, der gelegentlich seine offensichtliche Überwachungsfunktion unterbrach, um seine vorfabrizierte kleine Rede loszulassen; aber selbst die ausgezeichneten Manieren, die er beim Anhören von bis zu sechsundfünfzig Antworten in sechsundfünfzig Sprachen an den Tag legte, vermochten nicht die Panik einzudämmen, die aufkam, wenn ein menschlicher Wissenschaftler bei der Untersuchung der blinkenden Maschinen eine vorstehende Kante berührte und prompt zu einem Punkt zusammenschrumpfte und verschwand. Obwohl es nicht oft zu solchen Zwischenfällen kam, trugen sie doch zu chronischen Verdauungsstörungen und Schlaflosigkeit in irdischen Verwaltungskreisen bei.
     
    Schließlich war es dem Professor mit erheblichem nervlichem Aufwand gelungen, ausreichend Daten über die Sprache zusammenzustellen, so daß ein Gespräch möglich wurde. Er – und durch ihn die Welt – erfuhr nun folgendes:
    Die Außerirdischen gehörten einer weit fortgeschrittenen Zivilisation an, die ihre Kultur in der ganzen Galaxis verbreitet hatte. Sie hatten erkannt, wie es um die noch unterentwickelten Tiere stand, die in der

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