Das Kriegsbuch
unsere Entwicklung hemmten, ein Eindringen, das uns in unserem empfindsamen Entwicklungsstadium teuer zu stehen kommen konnte. Aber sie erklärten uns auch in fehlerfreiem urzeitlichem Bengalisch, daß wir vor ihrer Ankunft doch tatsächlich (ohne es zu wissen) ein Planet der schrecklichen Troxxt geworden waren. Wir könnten uns also als befreit betrachten.
Dafür dankten wir ihnen sehr.
Außerdem, so kehrte der Dendi-Führer stolz heraus, waren die Dendi ja in einen Krieg verwickelt, in dem für die Sache der Zivilisation an sich gekämpft wurde, und zwar gegen einen Feind, der von Natur aus so widerlich und in seinen Praktiken so außerordentlich heimtückisch war, daß er es gar nicht verdiente, zum Kreis der intelligenten Rassen gerechnet zu werden. Man kämpfte also nicht nur für sich selbst, sondern für jedes loyale Mitglied der galaktischen Föderation – für jede kleine und hilflose Spezies, für jede Rasse, die zu schwach war, sich gegen einen wilden Eroberer zu wehren. Konnte die Menschheit bei einem solchen Kampf unbeteiligt bleiben?
Nur ein kurzes Zögern gab es, während die Information verdaut wurde. Dann dröhnte die Menschheit ihr »Nein!« durch Massenmedien wie Fernsehen, Zeitungen, Dschungeltrommeln und Mulireiter in den abgelegenen Gebieten. »Wir sehen nicht unbeteiligt zu! Wir werden euch helfen, diese Bedrohung des Grundstoffs der Zivilisation zu vernichten! Sagt uns nur, was wir tun sollen!«
Nun, gar nichts Besonderes, erwiderten die Außerir dischen etwas verlegen. Vielleicht gab es später etwas – mehrere Kleinigkeiten sogar, die recht nützlich sein konnten; doch wenn sich die Menschen im Augenblick nur bemühen könnten, den Fremden beim Bau ihrer Kanonen nicht in die Quere zu kommen, wäre man schon sehr dankbar, wirklich …
Diese Antwort rief große Unsicherheit unter den zwei Milliarden Menschen auf der Erde hervor. Noch Tage danach – so ist uns überliefert – fiel es ihnen schwer, einander offen in die Augen zu schauen.
Aber dann erholte sich die Menschheit von der schweren Kränkung, die sie erlitten hatte. Mochte ihre Mitwirkung auch noch so gering sein, sie gedachte sich der Rasse nützlich zu machen, die sie vor der Unterjochung durch die unbeschreiblich häßlichen Troxxt gerettet hatte. Und laßt uns dafür unserer Vorfahren wohlwollend gedenken! Preisen wir die Bemühungen ihrer Unkenntnis!
Alle bestehenden Armeen, alle Luft- und Seeflotten wurden zu Wachpatrouillen um die Dendi-Waffen eingeteilt; kein Mensch durfte sich ohne von den Dendis ausgestellten Paß den murmelnden Apparaten auf weniger als zwei Meilen nähern. Da nicht bekannt wurde, daß die Dendi während ihres Aufenthalts bei uns auch nur einen einzigen Paß unterzeichnet hätten, wurde diese Klausel – soweit bekannt – niemals angewandt. So kam es, daß in der unmittelbaren Nähe der außerirdischen Waffen bald kein zweibeiniges Wesen mehr zu finden war.
Die Zusammenarbeit mit unseren Befreiern genoß Vorrang vor allen anderen Dingen. Schlagwort des Tages war ein Satz, den ein von der Regierung beschäftigter Harvard-Professor bei einem verdrossenen Rundfunkgespräch über das Thema »Der Platz des Menschen in einem irgendwie überzivilisierten Universum« prägte.
»Vergessen wir unser individuelles Ich und unsere rassische Eitelkeit!« rief der Professor in der Diskussi on. »Unterwerfen wir alles dem Ziel, die Freiheit des Sonnensystems im allgemeinen und der Erde im besonderen zu wahren!«
Trotz seiner zungenbrecherischen Qualitäten war das Motto bald in aller Munde. Aber es fiel manchmal nicht leicht, die Absichten der Dendi zu erkennen – was teilweise an der geringen Anzahl von Dolmetschern lag, die den verschiedenen selbständigen Regierungen zur Verfügung standen, und teilweise an der Angewohnheit des Dendi-Führers, in seinem Schiff zu verschwinden, nachdem er mißdeutige Anweisungen gegeben hatte – wie zum Beispiel die knappe Aufforderung: »Evakuiert Washington!«
In der Folge schwitzten sowohl der Innenminister als auch der amerikanische Präsident fünf heiße Stun den hindurch in der seidenhütigen, steifkragigen, dunkelfarbigen diplomatischen Aufmachung, die die barbarische Vergangenheit allen politischen Führern im Umgang mit den Vertretern eines anderen Volkes vorschrieb. Sie warteten und welkten unter dem großen Schiff dahin – in das kein Mensch bisher eingeladen worden war, trotz der ständigen geschickten Hinweise von Universitätsprofessoren und
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