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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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Flugzeugkonstrukteuren. Sie warteten geduldig und schweißfeucht, daß der Dendi-Führer wieder zum Vorschein kam und sie wissen ließ, ob er den Staat oder die Stadt Washington gemeint hatte.
    Die Überlieferung setzt an diesem Punkt zu einem Ruhmesblatt an. Das Capitol, das innerhalb weniger Tage auseinandergenommen und fast intakt in den Vorbergen der Rocky Mountains wieder errichtet wur de; die fehlenden Archive, die später in der Kinderabteilung einer öffentlichen Bibliothek in Duluth, Iowa, wieder auftauchten; die Flaschen mit Wasser aus dem Potomac-Fluß, die sorgsam mit nach Westen genommen und zeremoniell in den ringförmigen Betongraben um das neue Präsidentenhaus gegossen wurden (wo es leider in kaum sieben Tagen auf Grund der relativ niedrigen Luftfeuchtigkeit wieder verdunstete) – alle diese Vorgänge sind stolze Momente in der galaktischen Geschichte unserer Spezies, deren von entschlossener Hilfe und Opferbereitschaft gekennzeichneten Glanz nicht einmal die spätere Erkenntnis mindern konnte, daß die Dendi an Stelle des Capitols gar keine Kanone und nicht einmal ein Munitionslager er richten wollten, sondern lediglich ein Erholungszen trum für ihre Truppen.
    Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß das Selbstbewußtsein unserer Rasse einen gewaltigen Knacks erhielt, als im Verlauf eines Routineinterviews enthüllt wurde, daß die Gesamtheit der Außerirdischen auf der Erde kaum einen Erkundungstrupp ausmachte und daß der Anführer kein großer Wissenschaftler und Militärstratege war, wie wir mit einigem Recht von der galaktischen Föderation zur Verteidigung Terras hätten erwarten können, sondern allenfalls das interstellare Gegenstück eines Unteroffiziers.
    Daß der Präsident der Vereinigten Staaten und der Befehlshaber der Armee und der Marine derart unterwürfig auf einen kleinen Unteroffizier gewartet hatten, war schon eine bittere Pille; aber daß die bevorstehen de Schlacht um die Erde an historischer Bedeutung einem Patrouillenscharmützel gleichen sollte, war einfach unerträglich.
     
    Und dann war da noch die Sache mit dem ›Lendi‹.
    Beim Bau und bei der Wartung ihres planetenumspannenden Waffensystems warfen die Außerirdischen von Zeit zu Zeit offenbar unbrauchbare Stücke des murmelnden Metalls fort. Von der Maschine getrennt, deren Teil es gewesen war, schien das Material alle für den Menschen gefährlichen Eigenschaften zu verlieren, während es einige andere behielt, die mehr als nützlich waren. Wenn zum Beispiel ein Stück des außerirdischen Metalls mit irgendeinem Metall von der Erde in Berührung gebracht wurde – wobei es sorgfältig vor dem Kontakt mit anderen Substanzen abgeschirmt werden mußte –, verwandelte es sich in wenigen Stunden in das Metall, das es berührte, unabhängig davon, ob es sich um Zink, Gold oder reines Uran handelte.
    Dieses Metall – man hatte es die Außerirdischen ›Lendi‹ nennen hören – stand sehr bald hoch im Kurs in einer Wirtschaft, die durch ständige unerwartete Belastungen ihrer wichtigsten Industriezentren erschüttert wurde.
    Wo sich die Fremden zwischen ihren Waffenstationen auch sehen ließen, überall sammelten sich – in ge bührendem Abstand von der Zweimeilenzone – Hor den zerlumpter Menschen und sangen: »Habt ihr Lendi, Dendi?« Alle Versuche irdischer Polizeiinstanzen, dieses schamlose Betteln abzustellen, waren nutzlos – zumal die Dendi selbst ein unerklärliches Vergnügen daran zu haben schienen, der herumwimmelnden Men ge winzige Stücke Lendi hinzuwerfen. Als sich auch Polizisten und Soldaten an dem alleszertrampelnden, gefährlichen Gedränge in der Ecke der Wiese beteiligten, wohin das kostbare, äußerst vielseitige und schwatzhafte Metall gefallen war, gaben die Regierungen auf.
    Die Menschheit begann den Angriff fast herbeizusehnen, damit sie endlich von allem bohrenden Nachdenken über ihre Minderwertigkeit befreit wurde. Von den streng Konservativen begannen einige die Befreiung vielleicht sogar zu bedauern.
    Ja, das ist wahr, Kinder! Solche Menschen gab es! Hoffen wir, daß diese Möchtegern-Einsiedler zu den ersten gehörten, die von den roten Flammenbällen aufgelöst und zerschmolzen wurden. Schließlich kann man sich doch dem Fortschritt nicht verschließen!
    Am achtundzwanzigsten September verkündeten die Außerirdischen, daß sie auf einem der Saturnmonde Bewegung festgestellt hätten. Offensichtlich waren die tückischen Troxxt dabei, sich heimlich ins Sonnensystem zu schleichen.

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