Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Wierichs
Vom Netzwerk:
festgelegt, mit dessen Hilfe man die Index-Startzahl festlegen kann. (Der Dow Jones startete seinerzeit übrigens mit einem Indexwert von 40,94; heute liegt er bei etwa 15 000.) Im Gegensatz zum Dow Jones wird bei den meisten modernen Indizes ein »Gewichtungsverfahren« angewendet, um der unterschiedlichen Bedeutung einzelner Aktien Rechnung tragen zu können. Die Auswirkung eines solchen Gewichtungsprinzips kann man an einem einfachen Beispiel erläutern: Angenommen, ein Index enthält die A-Aktie, die B-Aktie und die C-Aktie. Alle drei Aktien notieren mit 10 Euro. Einen Tag später ist die A-Aktie auf 8 Euro gefallen, die beiden anderen bleiben unverändert. Als Ausgangswert des Indexes würde man, wenn man das einfache Dow-Jones-Verfahren anwendet, 10 Euro festlegen; einen Tag später hätte man einen Indexwert von 9,33 (8 + 10 + 10 = 28, geteilt durch 3). Falls nun die gesunkene A-Aktie sehr viel »bedeutsamer« ist als die beiden anderen (weil sie zum Beispiel intensiver gehandelt wird oder weil die Aktiengesellschaft A eine sehr viel höhere Aktienzahl herausgegeben hat), müsste man eigentlich bei dieser Aktie ein höheres »Bedeutungsgewicht« festlegen. Nehmen wir an, dass die A-Aktie um 10 Prozent höher gewichtet wird als die anderen Aktien. Dann hätten wir am Folgetag einen Indexwert von 9,29, rechnerisch (8 * 1,1) + (10 * 1,0) + (10 * 1,0) = 28,8, geteilt durch das gesamte Indexgewicht von 3,1. Im Gegensatz zum einfachen Divisionsverfahren ist der Indexwert am Folgetag niedriger, weil der Kursrückgang der besonders »bedeutsamen« A-Aktie stärker ins Gewicht fällt. Auch der Deutsche Aktienindex → DAX , der die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften enthält, folgt einem Gewichtungsprinzip. Der DAX wird nach dem Kriterium der Marktkapitalisierung gewichtet. Die Marktkapitalisierung wird dadurch ermittelt, dass man die Zahl der frei verfügbaren Aktien (den free float ) mit dem Börsenkurs eines Tages multipliziert. Darüber hinaus entscheidet die Marktkapitalisierung auch über Aufnahme in den oder den »Rausschmiss« aus dem DAX. Nur die 30 deutschen Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung dürfen dabei sein. Die Gewichtung beim DAX führt, wie in unserem einfachen Beispiel mit den Aktien A, B und C, zum Ergebnis, dass Kursänderungen bei hoch gewichteten Werten zu stärkeren Ausschlägen beim Indexergebnis führen als bei gering gewichteten Werten. Rutscht also beispielsweise die mit einer relativ hohen Marktkapitalisierung ausgestattete Siemens-Aktie ab, wirkt sich dies auf den DAX stärker aus als eine Kurssenkung bei Lufthansa. Das Ergebnis des gesamten Vorgangs ist an den Indexpunkten leicht ablesbar.
    Ein Index schreitet stoisch voran – über Berg und Tal. Mal geht es hoch, mal geht es runter. Da das Berechnungsverfahren bekannt ist, wird dem DAX von sogenannten Fachleuten eine absolute Unbestechlichkeit bescheinigt. Daher ist er für sie das Maß aller Dinge. Das ist ziemlich borniert. Man schaut nur auf die (rechen-)technische Seite; alle irrationalen Faktoren (Gier, Angst, Hoffnung etc.) im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage an den Börsen werden der Einfachheit halber wieder mal ausgeblendet.
    Es gibt außerordentlich viele Indizes. Allein an der Deutschen Börse in Frankfurt werden mehr als 3 000 berechnet. Wer in große deutsche Aktiengesellschaften investiert, orientiert sich am DAX. Derjenige, der eher mittlere oder kleine deutsche Unternehmen bevorzugt, richtet sich nach dem MDAX (»mittelgroß«) oder SDAX (»small«) aus. In Österreich bildet der Austrian Traded Index (ATX), in der Schweiz der Swiss Market Index (SMI) die Kursentwicklung der jeweils bedeutsamsten Aktien ab. Für Anleihen gibt es in Deutschland den Rentenindex REX, für europäisch orientierte Spekulanten empfiehlt sich der Blick auf den EuroStoxx. Jedes Anlagesegment weist damit eine Zielgröße auf, die sogenannte Benchmark. Für Trader gilt es, das unbestechliche Wertmessungsbarometer zu schlagen. Mehr noch: Für jede Marktstrategie und jede Marktsituation haben die großen Börsen Indizes auf Lager. Der Index wird damit endgültig zum Spielzeug für Finanzmarktfetischisten (vgl. → x-trackers und x-markets ).
    Es geht also darum, einen Index zu schlagen beziehungsweise, eine erfolgreiche indexbasierte Anlagestrategie zu verfolgen. Insider an der richtigen Stelle können dabei sehr nützlich sein.

Insider
    Mit einem neuen Mittel gegen Depressionen kann man viel Geld verdienen, auch wenn man

Weitere Kostenlose Bücher