Das kritische Finanzlexikon
(natürlich fondsgebundenen) Angebot ergibt sich eine hohe Erwartung; wenn es jedoch schiefgeht, wenn es – anders gesprochen – an den Börsen zu heftigen Rückschlägen kommt, fällt die Garantierente mickriger aus als bei der konservativen (auf sichereren Anlagen beruhenden) Variante 1.
Egal, um welches Altersvorsorgeprodukt es geht, ob es sich um Verträge handelt, die nach den Herren → Riester und Rürup benannt sind, oder ob es sich um die vielen Varianten bei der betrieblichen Altersvorsorge handelt – der Anleger muss Rendite und Risiko austarieren. Die börsenfixierte Anlageform wird in der Hoffnungsposition immer besser abschneiden, dafür jedoch hinsichtlich der Sicherheitsposition schlechter da stehen als eine konventionelle Rentenversicherung.
Der Pensionsfonds unseres Angestellten Jan Springer gehört zu den risikoreicheren Varianten. Hierbei handelt es sich um ein von einem Arbeitnehmer oder auch, wie beim (fiktiven) »Pensionsfonds Angestellte in der Metallindustrie«, von mehreren Arbeitnehmern ausgegliedertes Sondervermögen zum Zwecke der Finanzierung der betrieblichen Altersversorgung ihrer Mitarbeiter. In Deutschland gibt es diese Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge erst seit 2002. Weltweit halten Pensionsfonds Werte von (geschätzt) 20 Billionen US-Dollar, dies entspricht etwa dem Achtfachen des deutschen Bruttoinlandsprodukts (→ BIP ).
Auch Pensionsfonds tragen mit ihrem hohen Volumen und dem Zwang, an den Börsen das Beste für zukünftige Rentnergenerationen herauszuholen, zur fragwürdigen Schwankungsanfälligkeit unseres Börsensystems bei. Sie sind aber nur ein Baustein im Gefüge der gezielten Panikmache um die vorgebliche Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge. Die Panikmache bedient sich in der Regel des Begriffs Rentenlücke ; man muss diesen Begriff nur mal in eine Internet-Suchmaschine eingeben, und schon erhält man mehr als hunderttausend Einträge – von Abbildungen über Artikel/Stellungnahmen bis hin zu Rentenlückenrechnern. Die meisten Einträge sind mehr oder weniger direkt mit Angeboten der Finanzindustrie zur Schließung der Rentenlücke verlinkt.
Im Mittelalter versprach der Ablasshandel Befreiung von Sünden. Die Kirche kassierte Unsummen über dieses Schlechte-Gewissen-Programm. Derjenige, der eine private Altersvorsorge betreibt, erleichtert ebenfalls sein Gewissen – es kassiert nun die Finanzindustrie.
Ein treffliches, gleichwohl altüberliefertes Geschäftsmodell: Den Leuten Angst machen (Mittelalter: Hölle; heutzutage: Altersarmut/Rentenlücke) und dann eine Zauberlösung im Zylinder haben (Mittelalter: Ablass; heutzutage: Altersvorsorgevertrag als Riester- oder Rürup-Vertrag, als Direktversicherung oder Pensionsfondsanlage und so weiter). Und der Staat wird heutzutage auch noch als Geldgeber (Zulagen/Steuererleichterungen) eingespannt.
Dabei ist – und dies ist ein besonders bitterer Nebeneffekt der ganzen Angelegenheit – das Problem der Altersarmut sehr real. Nicht nur in Griechenland oder Spanien – auch bei uns. Laut Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums werden Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 2 500 Euro und einer 35-jährigen Vollarbeitszeit ab 2030 so wenig Rente erhalten, dass für sie nur die Grundsicherung von 688 Euro infrage kommen wird. Und das sind eine ganze Menge Leute: Mehr als ein Drittel aller vollbeschäftigten Arbeitnehmer verdient nach Angaben des Statistischen Bundesamtes weniger als 2 500 Euro brutto im Monat.
Das Gegenrezept der → Neoliberalen lautet: private Altersvorsorge. Man wäre geneigt, an dieser Stelle in lautes Gelächter auszubrechen, wäre die Sache nicht so traurig. Denn wie sollen Geringverdiener (trotz staatlicher Zuschüsse) in der Lage sein, angemessene Eigenbeiträge für eine private Altersvorsorge aufzubringen? Und selbst wenn diese Leute Sparbeiträge aufbringen würden – im Falle einer später notwendigen Grundsicherung würde ihnen die private Altersvorsorge nichts nützen, da die Grundsicherung um die Altersvorsorgerente gekürzt wird.
Prekäre Verhältnisse – die Landesbanken
Die EU-Wettbewerbsbehörde liegt stets auf der Lauer, um unangemessenen Staatssubventionen und staatlichen Vergünstigungen für Unternehmen auf die Schliche zu kommen. Auch achtet sie darauf, dass Konzerne keine »marktbeherrschende Stellung« erhalten. Immer wieder legt »Brüssel« sich mit nationalen und regionalen Politikern an. Mal geht es darum, große Unternehmensfusionen zu
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