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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Blumen, der blaue Enzian, die Narzissen…«
    »Im Oktober?«, warf Sophia zweifelnd ein; aber Magda war schon draußen.
    Sophia seufzte verzweifelt.
    »Mutter ist wirklich anstrengend! Plötzlich setzt sie sich etwas in den Kopf, gibt tausend Telegramme auf, und alles soll im Handumdrehen klappen. Warum muss Josephine nun Hals über Kopf in die Schweiz?«
    »Die Idee mit der Schule ist gar nicht so schlecht. Ich glaube, gleichaltrige Gefährten würden Josephine gut tun.«
    »Großvater dachte da anders«, entgegnete Sophia eigensinnig.
    Das reizte mich ein wenig.
    »Glaubst du wirklich, dass ein Achtzigjähriger beurteilen kann, was für ein Kind das Beste ist?«
    »Er wusste immer, was das Beste für uns alle ist.«
    »Besser als Tante Edith?«
    »Nein, vielleicht nicht. Sie war eigentlich für die Schule. Ich gebe zu, Josephine ist ziemlich schwierig. Ihre Neugier ist fürchterlich. Aber sie will eben unbedingt Detektiv spielen.«
    Rührte Magdas plötzlicher Entschluss wirklich von der Sorge um Josephines Wohlergehen her?, fragte ich mich. Josephine wusste erstaunlich viel von allen möglichen Dingen, die vor dem Mord geschehen waren und die sie entschieden nichts angingen. Ein gesundes Schulleben würde ihr sicherlich sehr gut tun. Aber ich wunderte mich doch über Magdas plötzlichen Entschluss und über ihre Eile. Die Schweiz war weit…

16
     
    M ein Vater hatte mir den Rat gegeben, die Leute reden zu lassen.
    Als ich mich am folgenden Morgen rasierte, überlegte ich, wozu das geführt hatte.
    Edith de Haviland hatte mit mir gesprochen, sie hatte mich sogar eigens zu diesem Zweck aufgesucht. Clemency hatte mit mir gesprochen (oder hatte ich mit ihr gesprochen?). Magda hatte in gewissem Sinne mit mir gesprochen, das heißt, ich hatte zum Publikum einer ihrer Inszenierungen gehört. Sophia hatte natürlich mit mir gesprochen. Sogar Nannie hatte mit mir gesprochen. War ich durch all das klüger geworden? War irgendein bedeutsames Wort gefallen? Hatte sich irgendein Hinweis auf jene übertriebene Eitelkeit gezeigt, von der mein Vater gesprochen hatte? Ich erkannte nichts dergleichen.
    Der einzige Mensch, der gar kein Verlangen gezeigt hatte, mit mir zu sprechen, war Philip. War das nicht in gewisser Weise etwas merkwürdig? Er musste inzwischen erfahren haben, dass ich seine Tochter heiraten wollte. Trotzdem benahm er sich weiterhin, als ob ich Luft wäre.
    Sophias Vater beschäftigte mich. Er war ein in jeder Hinsicht gehemmter Mensch. Hinter seiner betonten Kälte und Zurückhaltung konnte sich leidenschaftliches Gefühl verbergen. Ich hielt es für ausgeschlossen, dass Philip Leonides seinen Vater hätte töten können, nur um an Geld zu kommen. Aber ein tiefer liegender psychischer Grund wäre denkbar. Als der ausgebombte Roger ebenfalls in das väterliche Haus gezogen war, hatte Philip täglich mit ansehen müssen, dass Roger vom Vater vorgezogen wurde. War es möglich, dass Philips gequälte Seele keinen anderen Ausweg gefunden hatte als den Tod des Vaters? Zumal dieser Tod den älteren Bruder in Verdacht bringen musste?
    Ich schnitt mich mit dem Rasiermesser ins Kinn und fluchte. Was zum Kuckuck sollte ich tun? Den Verdacht auf Sophias Vater lenken? Dazu hatte Sophia mich nicht hergebeten.
    Oder doch? Irgendetwas müsste hinter Sophias Bitte stecken. Wenn sie ihren Vater verdächtigte, würde sie niemals einwilligen, mich zu heiraten. Und Sophia, die Kluge, Tapfere, wollte die Wahrheit wissen, weil ihr klar war, dass die Ungewissheit immer zwischen uns stehen würde.
    Ob Edith de Haviland wohl Philip verdächtigte? Was hatte sie gemeint, als sie von der Gefährlichkeit des Götzendienstes sprach?
    Die Übrigen hofften alle, dass Brenda und Laurence die Schuldigen wären, glaubten es aber in Wirklichkeit nicht…
    Als mein Kinn nicht mehr blutete, ging ich zum Frühstück hinunter. Ich war entschlossen, einmal ein Wörtchen mit Laurence Brown zu reden. Erst als ich meine zweite Tasse Kaffee trank, wurde mir bewusst, dass auch ich, wie alle in diesem Hause, nicht die wahre Lösung finden wollte, sondern eine Lösung, die mir am besten passte.
    Nach dem Frühstück ging ich ohne Weiteres, als gehörte ich zur Familie, in Brendas Wohnung hinauf. Ich begegnete niemandem und machte mir die Gelegenheit zu Nutze, Aristide Leonides’ Badezimmer zu inspizieren. Hier herrschte musterhafte Ordnung, und ich erkannte, wie leicht es für den Mörder gewesen war, die Flaschen zu vertauschen.
    Als ich dann über den

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