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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erlaubten. (Was haben sie vor, und wann geschieht es? Welches Spiel treiben sie?)
    Er versuchte, keine Fehler zu machen. Er hörte zu und speicherte alles in seinem Gedächtnis.
    Duun erwähnte die Schule an diesem Tag nicht und auch nicht am nächsten. (Wann kommt sein Zug?) Dorn schlief leicht, hatte Angst vor dem Essen und achtete beim Essen sehr auf den Geschmack. (Er wird mich nächstes Mal nicht warnen. Auf keinen Fall. Er wird einfach zuschlagen. Aber wie und wann?) Panik hatte sich in ihm breitgemacht, das Gefühl, daß die Dinge ihm entglitten, daß Duun vielleicht fortging, jetzt, wo so viele andere da waren, die für Dorn sorgen konnten.
    (Was fehlt dir, Haras-hatani?)
    Vielleicht wachte er eines Morgens auf, um festzustellen, daß Duun fortgegangen war, nur weil Duun wußte, wie verzweifelt Dorn ihn brauchte, und weil es falsch war, ihn zu brauchen.
    Vielleicht wartete Duun auf etwas. (Darauf, daß ich ihn angreife, daß ich diesmal beginne ...) Aber Dorn würde verlieren.
    Die Ereignisse hatten das erwiesen. Und er hegte einen noch schlimmeren Verdacht: Daß er, wenn er nicht anfing, auch verlieren würde - denn Duun hielt eine Niederlage nicht aus. Duun würde gehen. Er, Dorn, würde schließlich allein sein, vollkommen allein zwischen all den Meds und den Fremden, die sie ihm aufdrängten. Und so wünschte er sich jetzt nur noch, sein Gebiet zu wahren. Für immer. Und Duun nicht zu verärgern, was wiederum unmöglich schien.
    Er spielte die Ddkin für Duun. Er saß auf seiner Erhebung. (»Wir sind hier in der Stadt«, sagte Duun, »und Stadtleute benutzen den Fußboden nur, um darauf zu gehen.« Dorn kam das unvernünftig vor, denn er liebte die Wärme des Sandes und die Möglichkeit, sich durch den Körper eine Kuhle darin zu formen. Aber Duun sagte etwas anderes, und er tat, wie ihm geheißen. Er spielte die Lieder, die er kannte, und Duun spielte für ihn andere. Das hatte sich nicht verändert, und es beruhigte Dorn und brachte Duun zum Lächeln.
     
    Einst zog ich eine Straße lang
    Die ich bis dahin nicht gekannt;
    Einst fand ich einen selt'nen Pfad
    Der mir bis dahin unbekannt.
    Er zog sich immer weiter hoch
    Und wand sich durch ein Tal.
    Dort traf ich einen klugen Mann,
    Wie er noch nie besungen ward.
    Noch nie traf ich jemand' wie ihn:
    Ich hoffe sehr, nie zu berichten
    Wie ähnlich er mir war — und doch auch nicht.
    Ihn fand ich dort an jenem Tag.
    Er hatte mein Gesicht, er hatte meine Augen,
    Er hatte meine Art, wie wahr.
    Du Dummkopf du, sagt er und sang
    Das Lied, das ich grad sang.
     
    Dorn lachte, als Duun fertig war. Duun lächelte und stimmte eine Saite nach. »Gib mir das Instrument!« bat Dorn.
    »Ah, es gibt keine Revanche. Mein Repertoire ist unerschöpflich.« Die narbigen Lippen verzogen sich. Sie taten es immer bei einem solchen Lächeln. »Verdammt!« Die Saite war gerissen. Dorn zuckte zusammen. »Sie war alt«, sagte Duun, »sehr alt. Ich besorge morgen eine neue.« Duun reichte ihm die Ddkin, damit er sie wegpackte, und Dorn nahm das Instrument entgegen und legte es sorgfältig in den Kasten zurück. »Geh und schlafe etwas!« sagte Duun.
    »Ja«, antwortete Dorn. Und drehte sich wieder um, auf der Erhebung knieend, denn Duun war aufgestanden und hinter ihn getreten, und Dorn war deswegen auf der Hut. Er blickte auf. Duun betrachtete ihn aufmerksam, drehte sich dann um und ging. Das Schweigen machte Dorn frieren. Er schlug den Kasten zu.
    (Er überlegt sich etwas. Er plant etwas. Und er will, daß ich es weiß. Ihr Götter, was führt er nur im Schilde?)
    Duun blieb unter der Tür stehen, die zu den übrigen Zimmern führte. Blickte noch einmal zurück. Ging weiter.
    (Er erwartet, daß ich etwas unternehme - aber was?) (Macht Duun jemals etwas ohne Grund? Macht er je auch nur den kleinsten Zug, ohne einen Grund zu haben?)
    (Ich habe Angst vor diesen Leuten. - Weiß er das nicht?) Weißes Licht und weißer Sand verschwammen ineinander -der Übungsraum drehte sich wie rasend, und Dorn landete mit dem Rücken im Sand. Er rollte sich ab und sprang wieder auf, und Lichter explodierten vor seinen Augen.
    »Noch einmal!« befahl Duun.
    Dorns linkes Knie knickte ein, und er fiel im Schock auf die Knie, spürte dabei, wie die Haut abgeschürft wurde. Die Rolle hatte ihm auch an den Schultern welche gekostet. Schweiß stach ihn dort. Er kniete im Sand und hob eine Hand, signalisierte so eine Pause, damit sich die Benommenheit wieder legen konnte.
    Duun trat zu ihm und nahm sein

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