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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ein… ja, auf dem Schirm.« Er stand auf und pflanzte sich mit gekreuzten Armen vor den Schirm, pfiff tonlos und grinste die sich bewegenden Bilder leer an. Gurgeh beobachtete ihn von der Seite.
    Die Nachrichten brachten einen Film, in dem kaiserliche Truppen auf einem fernen Planeten landeten. Städte brannten, Flüchtlinge standen Schlange, Leichen lagen umher. In Tränen aufgelöste Familien von gefallenen Soldaten wurden interviewt. Die eben unterworfenen Eingeborenen – haarige Vierfüßler mit Greiflippen – wurden gezeigt, wie sie gefesselt im Schlamm oder auf den Knien vor einem Porträt Nicosars lagen. Einer wurde geschoren, um den Leuten daheim zu zeigen, wie sie unter all dem Fell aussahen. Ihre abgeschnittenen Lippen waren zu begehrten Trophäen geworden.
    Der folgende Beitrag handelte davon, wie Nicosar seinen Gegner im Einzelspiel vernichtet hatte. Man sah den Kaiser von einem Teil des Bretts zum anderen schreiten und in einem Büro Dokumente unterzeichnen. Dann wurde er aus einiger Entfernung wieder am Brett stehend gezeigt, während ein Kommentator sich über die Art, wie er spielte, begeisterte.
    Der Angriff auf Gurgeh kam als Nächstes. Gurgeh staunte, als er den Vorfall im Film verfolgte. Alles war in einem Augenblick vorbei, ein plötzlicher Sprung, er fiel, der Roboter verschwand nach oben, ein paar Lichtblitze, Za stürmte aus der Menge vor, Verwirrung und Bewegung, dann sein Gesicht in Großaufnahme, ein Schwenk auf Pequil am Boden, ein weiterer auf die toten Angreifer. Von Gurgeh hieß es, er sei benommen, aber dank des prompten Eingreifens der Polizei unverletzt. Pequil hatte keine ernste Wunde davongetragen; er wurde im Krankenhaus interviewt und erklärte, wie er sich fühle. Die Angreifer wurden als Extremisten bezeichnet.
    »Das bedeutet, dass man sich unter Umständen später entscheiden wird, sie Revisionisten zu nennen.« Za befahl dem Schirm, sich auszuschalten, und wandte sich Gurgeh zu. »Ist dir übrigens aufgefallen, wie schnell ich da war?« Er grinste breit und warf die Arme in die Höhe. »Hast du gesehen, wie ich mich bewegt habe? Das war schön!« Er lachte und drehte sich, dann durchquerte er halb gehend, halb tanzend den Raum und ließ sich wieder in seinen Formsessel fallen. »Scheiße, ich wollte doch nur sehen, was für Verrückte sie geschickt hatten, um gegen dich zu protestieren, aber, Junge, bin ich froh, dass ich hingegangen bin! Was für eine Geschwindigkeit! Was für eine animalische Grazie, Maestro!«
    Gurgeh stimmte zu, Za habe sich sehr schnell bewegt.
    »Lass uns das noch einmal sehen, Modul!«, rief Za. Der Modul-Schirm tat ihm den Gefallen, und Shohobohaum Za sah sich lachend und kichernd wiederum die paar Sekunden Action an. Er ließ sie noch mehrmals in Zeitlupe ablaufen, klatschte in die Hände und verlangte dann von neuem zu trinken. Die schäumende Schüssel erschien diesmal schneller, da die Synthesizer des Moduls die vorherige Kodierung klugerweise gespeichert hatten. Gurgeh erkannte, dass Za vorläufig noch nicht ans Gehen dachte, und nahm ebenfalls Platz. Er bestellte einen kleinen Imbiss; Za schnaubte verächtlich, als ihm Essen angeboten wurde, und ließ die gerösteten Zauberbeeren, die zu seinem Cocktail gehörten, zwischen den Zähnen knirschen.
    Sie sahen sich die kaiserlichen Fernsehsendungen an, während Za langsam seinen Drink schlabberte. Draußen ging die eine Sonne unter, und die Lichter der Stadt funkelten im Halblicht. Flere-Imsaho erschien ohne seine Verkleidung – Za nahm davon keine Notiz – und verkündete, er gehe jetzt. Er wolle eine weitere Expedition zu der Vogelwelt des Planeten machen.
    »Glaubst du, dass das Ding Vögel vögelt?«, fragte Za, nachdem der Roboter verschwunden war.
    »Nein.« Gurgeh nahm einen Schluck von seinem leichten Wein.
    Za schnaubte. »He, hast du Lust, bei Gelegenheit wieder mit mir auszugehen? Dieser Besuch im Loch war ein Hammer. Auf verrückte Weise habe ich ihn richtig genossen. Wie ist es? Nur lass uns diesmal richtig auf die Pauke hauen. Wir wollen diesen verstopften Hohlköpfen zeigen, was Kultur-Männer fertig bringen, wenn sie sich dahinter klemmen.«
    »Ich habe keine Lust«, antwortete Gurgeh. »Nicht nach diesem letzten Mal.«
    »Du meinst, es hat dir keinen Spaß gemacht?«, fragte Za erstaunt.
    »Keinen besonderen.«
    »Aber es war doch eine Menge los! Wir waren betrunken, wir waren stoned, wir hatten Weiber – nun ja, einer von uns, und du beinahe –, wir sind in eine Schlägerei

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