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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Holzpfosten, fünf Meter oder mehr hoch, eine lange, schmale Strecke abgesteckt worden. Sie bildete den mittleren Teil einer Art von Pferch, der einen Grundriss wie ein Stundenglas hatte und an beiden Enden zum Wald hin offen war. Nicosar und die höher platzierten Spieler saßen vorn auf der hohen Plattform mit einem guten Blick auf den hölzernen Engpass.
    Hinten auf der Tribüne waren mit Planen überdachte Abschnitte, wo Essen zubereitet wurde. Der Geruch nach bratendem Fleisch wehte über die Sitze und in den Wald hinaus.
    »Das treibt ihnen den Schaum vors Maul.« Sternenmarschall Yomonul beugte sich mit schwirrenden Servomotoren zu Gurgeh herüber. Sie saßen nebeneinander in der ersten Reihe, ein Stückchen von dem Kaiser entfernt. Beide hielten große Projektilgewehre, die auf stützende Dreibeine vor ihnen montiert waren.
    »Was meinen Sie?«, fragte Gurgeh.
    »Den Geruch«, erwiderte Yomonul grinsend und wies nach hinten auf die Feuer und Grillroste. »Gebratenes Fleisch. Der Wind trägt den Duft in ihre Richtung. Er wird sie verrückt machen.«
    »Oh, großartig«, murmelte Flere-Imsaho aus der Gegend von Gurgehs Füßen. Er hatte bereits versucht, Gurgeh zu überreden, dass er nicht an der Jagd teilnahm.
    Gurgeh ignorierte die Maschine und nickte. »Natürlich.« Er wog den Ladestock in der Hand. Das alte Gewehr hatte nur einen Schuss im Lauf; ein Gleitbolzen musste bewegt werden, um es neu zu laden. Der Lauf jeder Waffe hatte ein etwas anderes Zugmuster. Wenn die Kugeln dann aus den Körpern der Tiere entfernt wurden, erlaubten die Markierungen, Köpfe und Felle pro Person zu zählen.
    »Sind Sie sicher, dass Sie schon einmal eine solche Waffe benutzt haben?« Yomonul grinste Gurgeh an. Der Apex war in guter Stimmung. Noch ein paar Mal zehn Tage, und man ließ ihn aus dem Exoskelett frei, und der Kaiser hatte erlaubt, dass die Gefängnisdisziplin in der Zwischenzeit gelockert wurde. Yomonul konnte ausgehen und essen und trinken, was ihm beliebte.
    Gurgeh nickte. »Ich habe schon Gewehre abgefeuert.« Er hatte noch nie mit einer Projektilwaffe geschossen, aber da war dieser Tag – nun schon Jahre her – mit Yay in der Wüste gewesen.
    »Ich wette, Sie haben noch nie etwas Lebendiges erschossen«, bemerkte der Roboter.
    Yomonul tippte das Gehäuse der Maschine mit einem kohlenstoffbeschuhten Fuß an. »Ruhig, Ding«, sagte er.
    Flere-Imsaho kippte langsam nach oben, sodass er seine abgeschrägte braune Vorderseite Gurgeh zuwandte. »Ding?«, fragte er entrüstet in einer Art geflüstertem Kreischen.
    Gurgeh zwinkerte und legte den Finger an die Lippen. Er und Yomonul grinsten sich an.
    Die Jagd, wie es genannt wurde, begann mit einem Fanfarenstoß und dem fernen Heulen der Troshae. Eine Reihe von Männern erschien aus dem Wald und lief neben dem hölzernen Zaun her, wobei sie mit Gerten gegen die Pfosten schlugen. Der erste Troshae tauchte auf. Schattenstreifen fielen über seine Flanken, als er die Lichtung betrat und in den Engpass rannte. Die Leute rund um Gurgeh murmelten erwartungsvoll.
    »Ein großer«, stellte Yomonul anerkennend fest. Das golden-schwarz gestreifte Tier lief sechsbeinig den Weg hinunter. Das Klicken auf der ganzen Plattform verkündete, dass die Leute sich zum Schuss vorbereiteten. Gurgeh hob den Ladestock. Auf dem Dreibein war das Gewehr in der hohen Schwerkraft leichter zu handhaben, als es sonst möglich gewesen wäre, und außerdem war sein Schussfeld begrenzt, eine Tatsache, die die stets wachsamen Leibwächter des Kaisers zweifellos beruhigend fanden.
    Der Troshae raste durch den Engpass, sodass seine Pfoten auf dem staubigen Boden nicht mehr einzeln zu erkennen waren. Leute schossen auf ihn, füllten die Luft mit gedämpftem Knallen und grauen Rauchwolken. Weiße Holzsplitter flogen von den Pfosten, Staub stieg vom Boden auf. Yomonul zielte und feuerte; ein Chor von Schüssen ging rund um Gurgeh los. Die Gewehre trugen Schalldämpfer, aber trotzdem wurden Gurgehs Ohren von dem Lärm taub. Er schoss. Der Rückstoß überraschte ihn; seine Kugel musste weit über den Kopf des Tieres hinweggegangen sein.
    Gurgeh sah in den Engpass hinunter. Das Tier schrie. Es versuchte, auf der gegenüberliegenden Seite an dem Zaun hochzuspringen, wurde aber mit einem Geschosshagel heruntergeholt. Es hinkte ein bisschen weiter, zog drei Beine nach und hinterließ eine Blutspur. Gurgeh hörte neben sich einen weiteren gedämpften Knall, und der Kopf des Raubtiers ruckte plötzlich zur Seite;

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