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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und streckte sich aus. »Crastalier.« Ihr Gähnen verstärkte sich; sie hob eine Hand zum Mund. »Das hättest du doch gleich sagen können, verdammt.«
    »Tut mir Leid«, sagte die Drohne.
    »Hmm. Macht nichts.« Sma streckte eine Hand aus und schwenkte sie durch den Nachttischstrahl, mit dem das Kabinenlicht bedient wurde, und dämpfte es. Sie gähnte erneut. »Ich glaube, ich sehe zu, dass ich ein bisschen Schlaf bekomme. Würdest du mir bitte die Stiefel ausziehen?«
    Sanft, aber schnell zog die Drohne Sma die Stiefel von den Füßen, hob ihre Jacke auf und hängte sie in den begehbaren Schrank, räumte die Taschen ebenfalls dort hinein, und schließlich – als sich Sma im Bettfeld umdrehte und die Augen flatternd schloss – glitt die Drohne aus dem Raum.
    Sie verharrte davor eine Weile in der Schwebe und betrachtete ihr Spiegelbild in dem polierten Holz am anderen Ende des Korridors.
    »Das«, sagte sie zu sich selbst, »hätte leicht ins Auge gehen können.« Dann machte sie sich auf die Erkundungstour.
     
    Sma war kurz nach dem Frühstück auf der Xenophobe angekommen, Schiffszeit. Als sie aufwachte, war es früher Nachmittag. Sie vervollständigte ihre Toilette, während die Drohne ihre Kleidung nach Stil und Farbe sortierte und sie in den Schrank hängte oder zusammengefaltet hineinlegte, als es an der Tür klingelte. Sma kam aus der kleinen Nasszelle, nur mit einer kurzen Hose bekleidet, den Mund voller Zahnpasta. Sie versuchte zu sagen: Öffnen!, doch die Zahnpaste verhinderte offenbar, dass der Raummonitor das Wort erkannte. Stattdessen ging sie hin und drückte die Tür auf.
    Sma riss die Augen weit auf, kreischte, stotterte, wich mit einem Satz von der Tür zurück; ein Schrei sammelte sich in ihrer Kehle.
    In dem winzigen Augenblick, nachdem sie die Augen aufgerissen hatte, bevor das Signal ihres Gehirns, von der Tür zurückzuspringen, den Weg zu ihren Beinmuskeln zurückgelegt hatte, entstand der Eindruck einer fast unsichtbaren plötzlichen Bewegung in der Kabine, mit Verzögerung gefolgt von einem Knall und einem Zischen.
    Zwischen ihr und der Tür hatten sich alle drei Dolchgeschosse der Drohne aufgebaut, ungefähr auf der Höhe ihrer Augen, des Brustbeins und der Hüften schwebend; sie sah sie durch ein Dunstfeld, das die Maschine ebenfalls vor ihr errichtet hatte. Nach einer Weile wurde es ausgeschaltet.
    Die Dolchgeschosse drehten gemächlich in der Luft ab und klickten sich wieder an Skaffen-Amtiskaws Gehäuse an. »Tu mir das nicht an!«, murmelte die Maschine und widmete sich wieder dem Sortieren von Smas Strümpfen.
    Sma wischte sich den Mund ab und starrte das drei Meter große, braune und gelbe pelzige Ungeheuer an, das im Korridor vor der Tür hockte.
    »Schiff… Xeni, was, zum Teufel, soll das?«
    »Verzeihung«, sagte das riesige Geschöpf mit einer Stimme, die nur geringfügig tiefer war als zuvor, als es noch Babygröße hatte. »Ich dachte, wenn Sie auf kleine pelzige Tiere nicht ansprechen, könnte vielleicht eine größere Ausgabe…«
    »Spinnst du?«, sagte Sma und schüttelte den Kopf. »Komm rein!«, rief sie, schon wieder halb auf dem Rückweg zum Bad. »Oder wolltest du mir nur zeigen, wie toll du gewachsen bist?« Sie spülte sich die Zahnpasta aus dem Mund und spuckte aus.
    Xeni zwängte sich durch die Tür, duckte sich und verkroch sich, so gut es ging, in einer Ecke. »Tut mir Leid, Skaffen-Amtiskaw.«
    »Kein Problem«, antwortete die andere Maschine.
    »Ach nein, Miss Sma«, rief Xeni. »Eigentlich wollte ich mich mit Ihnen unterhalten über…«
    Skaffen-Amtiskaw schwieg, wenigstens für eine kurze Weile. Es entstand während dieser Zeit tatsächlich ein ziemlich ausgiebiger, eingehender und etwas hitziger Austausch zwischen der Drohne und dem Gehirn des Schiffes, doch Sma bemerkte nur, dass Xeni beim Sprechen stockte.
    »… über einen Maskenball, der heute Abend zu Ihren Ehren stattfinden soll«, improvisierte das Schiff.
    Sma lächelte aus dem Bad herüber. »Ein hübscher Einfall, Schiff. Danke, Xeni. Ja, warum nicht?«
    »Gut, ich dachte nur, ich frage Sie zuerst. Haben Sie eine bestimmte Vorstellung, was die Kostüme betrifft?«
    Sma lachte. »Ja, ich gehe als du; lass mir so einen Anzug machen, wie du einen anhast.«
    »Aha. Ja. Gute Idee. Wahrscheinlich werden ziemlich viele darauf kommen, aber wir werden bestimmen, dass keine zwei Leute das Gleiche tragen können. Also gut. Wir sprechen uns später noch.« Xeni schleppte sich schwerfällig aus dem Raum,

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