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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Schiff bin, und ich tue alles, was von mir verlangt wird – einschließlich Sie zu diesem offen gestanden ziemlich undeutlich beschriebenen Ziel zu bringen –, und ich tue es außerdem ziemlich wirkungsvoll. Wenn auch nur der leiseste Hauch einer echten Kriegshandlung aufkommen würde und ich anfangen müsste, mich wie ein Schlachtschiff zu verhalten, würde dieses Gebilde in Ihren Händen auf der Stelle leblos und schlaff werden, und ich würde so ungestüm und entschlossen kämpfen, wie es mir beigebracht worden ist. In der Zwischenzeit halte ich es wie meine menschlichen Kollegen und amüsiere mich mit harmlosen Dingen. Wenn Ihnen meine gegenwärtige Erscheinung wirklich widerwärtig ist, nun gut, dann ändere ich sie; ich verwandele mich in eine gewöhnliche Drohne oder einfach eine körperlose Sprache und unterhalte mich mit Ihnen mittels Skaffen-Amtiskaw hier oder mittels unseres Personal-Terminals. Nichts liegt mir ferner, als einen Gast zu beleidigen.«
    Sma kräuselte die Lippen. Sie tätschelte dem Ding den Kopf und seufzte. »Schon gut.«
    »Darf ich diese Gestalt beibehalten?«
    »Unbedingt.«
    »Oh, prima.« Es schnurrte vor Vergnügen, dann riss es die großen Augen weit auf und sah sie hoffnungsvoll an. »Kuscheln?«
    »Kuscheln.« Sma schmiegte es an sich und kraulte ihm zart den Rücken.
    Sie drehte sich um und sah den Flugkörper Skaffen-Amtiskaw in der Luft schwebend dramatisch auf dem Rücken liegen; sein Aurafeld blitzte in grellem Orange auf, normalerweise das Signal für ›Kranke Drohne in höchster Seelennot‹.
     
    Sma nickte dem kleinen braunen und gelben Tierchen zum Abschied zu, als es sich anschickte, durch den zum Gemeinschaftsbereich führenden Korridor zurückzuwatscheln – es winkte mit einer tapsigen kleinen Tatze zurück –, dann schloss sie die Kabinentür und vergewisserte sich, dass der Innenmonitor des Raums ausgeschaltet war.
    Sie wandte sich an Skaffen-Amtiskaw. »Wie lange sollen wir auf diesem Schiff bleiben?«
    »Dreißig Tage?«, mutmaßte Skaffen-Amtiskaw.
    Sma knirschte mit den Zähnen und sah sich in der gemütlich aussehenden, aber – verglichen mit den widerhallenden Sälen des herrschaftlichen alten Kraftwerks – ziemlich engen Kabine um. »Dreißig Tage mit einer Mannschaft von Virusmasochisten und einem Schiff, das sich für ein schnuckeliges Spielzeug hält.« Sie schüttelte den Kopf und ließ sich im Bettfeld nieder. »Subjektiv könnte dies eine sehr lange Reise werden, Drohne.« Sie ließ sich aufs Bett zurückfallen und murmelte etwas vor sich hin.
    Skaffen-Amtiskaw beschloss, dass dies wahrscheinlich immer noch nicht der geeignete Moment wäre, um der Frau zu eröffnen, dass Zakalwe vermisst wurde.
    »Ich drehe mal eine Runde und sehe mich ein bisschen um, wenn du nichts dagegen hast«, sagte der Flugkörper, während er über die ordentliche Reihe von Taschen, aus denen Smas Gepäck bestand, in Richtung Tür schwebte.
    »Ja, nur zu.« Sma schwenkte lässig einen Arm, dann schüttelte sie die Jacke ab und ließ sie aufs Deck fallen.
    Die Drohne hatte die Tür fast erreicht, als sich Sma bolzengerade aufrichtete und mit einem Stirnrunzeln fragte: »Warte mal einen Moment: Was hat das Schiff mit… ›ziemlich undeutlich beschriebenes Ziel‹ gemeint? Weiß es noch gar nicht, wohin unsere Reise geht?«
    O weh, dachte die Drohne.
    Sie kreiste in der Luft. »Ähem«, sagte sie.
    Smas Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wir holen doch einfach nur Zakalwe ab, oder nicht?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wir tun nichts anderes?«
    »Gewiss nicht. Wir suchen Zakalwe auf; wir unterrichten ihn über den neuesten Stand; wir bringen ihn nach Voerenhutz. So einfach ist das. Es könnte sein, dass man uns bittet, eine kleine Weile zu bleiben und nach dem Rechten zu sehen, aber das steht bis jetzt noch nicht fest.«
    »Ja, ja, das habe ich erwartet, aber… wo genau ist Zakalwe?«
    »Wo genau?«, wiederholte die Drohne. »Nun, ich meine, du weißt ja, das ist…«
    »Schon gut«, unterbrach Sma sie wütend. »Dann so ungefähr.«
    »Kein Problem«, sagte Skaffen-Amtiskaw und zog sich zur Tür zurück.
    »Kein Problem?«, hakte Sma verdutzt nach.
    »Ja, kein Problem. Das wissen wir. Wo er ist.«
    »Gut«, nickte Sma. »Also?«
    »Also was?«
    »Also«, sagte Sma mit erhobener Stimme. »Wo ist er?«
    »Crastalier.«
    »Cras…?«
    »Crastalier. Dorthin sind wir unterwegs.«
    Sma schüttelte den Kopf und gähnte. »Nie gehört.« Sie ließ sich aufs Bettfeld zurückplumpsen

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