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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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langes Krummschwert mit breiter Klinge.
    »He«, krächzte er. Er brachte nichts anderes heraus. Die Schmerzen wurden jetzt sehr schlimm, die aufrechte Haltung war seinen gebrochenen Gliedmaßen alles andere als zuträglich.
    Die singenden Leute schienen um seinen Kopf herum zu schwanken; das Licht der Sonne neigte und drehte sich, und die drei Leute vor ihm vervielfältigten sich und waberten unbeständig in der Ödnis aus Dunst und Staub vor ihm.
    Wo, zum Teufel, blieb nur die Kultur?
    Ein schreckliches Dröhnen erfüllte seinen Kopf, und das diffuse Schimmern in der Mitte, das die Sonne war, fing an zu pulsieren. Das Schwert funkelte auf der einen Seite, das irdene Gefäß leuchtete auf der anderen. Das Mädchen stand direkt vor ihm; es hob die Hand zu seinen Haaren und packte sie.
    Das Dröhnen füllte seine Ohren, und er hätte nicht zu sagen vermocht, ob er rief und schrie oder nicht. Der Mann zu seiner Rechten hob das Schwert.
    Das Mädchen zog ihn an den Haaren, riss an seinem Kopf; er schrie, übertönte das Dröhnen, während seine gebrochenen Knochen knirschten. Er starrte den Staub am Saum des Gewandes des Mädchens an.
    »Ihr Schweine!«, dachte er und war sich selbst in diesem Moment nicht klar darüber, wen er meinte.
    Er schaffte es, eine einzige Silbe herauszuschreien: »El…!«
    Dann sauste die Klinge auf sein Genick herab.
    Der Name erstarb. Alles hatte aufgehört, und doch ging es weiter.
    Er empfand keinen Schmerz. Das Dröhnen war tatsächlich leiser geworden. Er sah hinunter auf das Dorf und die hingekauerten Leute. Seine Sicht machte einen Schwenk; er spürte noch immer den Zug an den Haarwurzeln, der die Haut seines Schädels peinigte. Er wurde herumgerissen.
    Aus dem schlaffen, kopflosen Körper tröpfelte Blut auf seine Brust.
    Das war ich! dachte er. Ich!
    Wieder wurde er herumgerissen; der Mann mit dem Schwert wischte mit einem Stoff-Fetzen Blut von der Klinge. Der Mann mit dem irdenen Gefäß bemühte sich, seinem starren Blick auszuweichen, während er ihm das Gefäß entgegenstreckte, den Deckel in der anderen Hand.
    Dafür ist es also, dachte er und fühlte sich in der gespenstischen Ruhe irgendwie betäubt. Dann schien sich das Dröhnen zu verdichten und gleichzeitig abzuebben. Seine Sicht rötete sich. Er fragte sich, wie lange das noch andauern konnte. Wie lange konnte ein Gehirn ohne Sauerstoff überleben?
    Jetzt bin ich wirklich zwei Personen, dachte er, als er sich mit geschlossenen Augen erinnerte.
    Und er dachte an sein Herz, das jetzt stillstand, und erst da begriff er und wollte schreien, doch er konnte nicht, denn er hatte sie endgültig verloren. Ein anderer Name bildete sich in seinem Geist. Dar…
    Das Dröhnen spaltete den Himmel. Er spürte, wie sich der Griff des Mädchens lockerte. Der Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes, der das Gefäß hielt, war fast auf komische Weise ängstlich. Leute aus der Menge blickten auf; das Dröhnen wurde zu einem schrillen Schreien, ein Wirbelwind fegte Staub in die Luft, und das Mädchen hielt ihn, weil er schwankte. Ein dunkles Gebilde flitzte über dem Dorf durch die Luft.
    Ein bisschen spät…, hörte er sich selbst denken, während er wegglitt.
    Für einen kurzen Augenblick entstand noch mehr Lärm – vielleicht Schreie –, und etwas drang in seinen Kopf ein; er rollte weg, Staub im Mund und in den Augen… Aber allmählich verlor er das Interesse an all diesem Zeug, und er war froh, dass die Dunkelheit über ihn schwappte. Vielleicht würde er wieder aufgehoben werden, später.
    Doch das widerfuhr anscheinend jemand anderem.
     
    Als der entsetzliche Krach ertönte und der gewaltige behauene schwarze Stein mitten in dem Dorf landete – kurz nachdem das Himmelsopfer vom Körper getrennt worden war und sich der Luft zugesellt hatte –, rannten alle in den dünner werdenden Nebel, um dem schrillen Licht zu entfliehen. Sie versammelten sich wimmernd am Wasserloch.
    Nur fünfzig Herzschläge später erschien das dunkle Gebilde erneut über dem Dorf, um sich verschwommen in den dünneren Nebel zu erheben. Diesmal dröhnte es nicht, sondern bewegte sich schnell mit einem Rauschen wie das des Windes von dannen, bis es zu nichts schrumpfte.
    Der Schamane sandte seinen Lehrling zurück, damit er nachsähe, wie die Dinge standen; der zitternde Jüngling verschwand im Nebel. Er kehrte sicher zurück, und der Schamane führte die verängstigten Leute zurück zum Dorf.
    Der Körper des Himmelsopfers hing immer noch schlaff an dem

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