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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Holzrahmen auf dem höchsten Punkt der Erhebung. Sein Kopf war verschwunden.
    Als sie nach ausgiebigem Singsang und dem Zerreiben der Eingeweide Formen in den Nebeln gesichtet und drei Trancezustände erreicht hatten, entschieden der Priester und sein Lehrling, dass das ein gutes Omen sei und gleichzeitig auch eine Warnung. Sie opferten ein fleischreiches Tier aus dem Besitz der Familie des Mädchens, das den Kopf des Himmelsopfers abgeschlagen hatte, und legten den Tierkopf stellvertretend in das irdene Gefäß.

 
Fünf
     
     
    »Dizzy! Wie geht es dir, Teufel noch mal?« Er nahm ihre Hand und half ihr vom Dach des nur wenig über die Wasseroberfläche hinausragenden Moduls auf den Holzsteg. »Schön, dich wieder zu sehen«, sagte er lachend. Sma klopfte ihm auf die Taille, da sie keine Lust hatte, seine Umarmung zu erwidern. Er schien es nicht zu bemerken.
    Er ließ sie los und sah hinunter, wo sich die Drohne von dem Modul erhob. »Und Skaffen-Amtiskaw! Lässt man dich immer noch unbewacht herumlaufen?«
    »Hallo, Zakalwe«, sagte die Drohne.
    Er legte Sma den Arm um die Taille. »Komm mit hinauf zur Hütte; wir werden was essen.«
    »Na gut«, sagte sie.
    Sie gingen über den kleinen Holzsteg zu einem Steinpfad, der über den Sand führte, und weiter in den Schatten unter den Bäumen. Die Bäume waren blau oder purpurfarben; große buschige Kronen in dunklen Farben hoben sich gegen den hellblauen Himmel ab, und hin und wieder zauste eine warme, unbeständige Brise an ihnen. Ihre silberweißen Stämme verströmten feine Düfte. Die Drohne stieg ein paar Mal über die Wipfel der Bäume auf, wenn ihnen andere Leute auf dem Pfad begegneten.
    Der Mann und die Frau wandelten über sonnenbeschienene Wege zwischen den Bäumen, bis sie an eine Stelle kamen, wo ein ausgedehnter Wasserteich das gekräuselte Spiegelbild von etwa zwanzig Hütten zurückwarf; ein kleines, schnittiges Wasserflugzeug schaukelte an einem hölzernen Anlegesteg auf dem Wasser. Sie traten zwischen die Gruppe von Gebäuden und kletterten einige Stufen zu einer Veranda hoch, von der aus man einen Blick hatte auf den Teich sowie den schmalen Kanal, der von diesem zu der Lagune auf der anderen Seite der Insel führte.
    Das Sonnenlicht fiel gefiltert durch die Baumwipfel; Schatten bewegten sich auf der Veranda hin und her und huschten über den kleinen Tisch und die beiden Hängematten.
    Er bedeutete Sma mit einer Handbewegung, es sich in der ersten Hängematte bequem zu machen; eine Dienerin erschien, und er bestellte Essen für zwei. Als die Dienerin sich entfernt hatte, kam Skaffen-Amtiskaw auf die Brüstung der Veranda herabgeschwebt, von wo aus der Teich zu überblicken war. Sma ließ sich vorsichtig in die Hängematte sinken.
    »Stimmt es, dass dir diese Insel gehört, Zakalwe?«
    »Ähm…« Er blickte sich um, offensichtlich verunsichert, dann nickte er. »O ja, so ist es.« Er schleuderte seine Sandalen von den Füßen und ließ sich in die andere Hängematte plumpsen, wodurch er sie zum Schaukeln brachte. Er hob eine Flasche vom Boden auf, und mit jedem Schwung der Hängematte goss er etwas aus der Flasche in zwei Gläser, die auf dem kleinen Tisch standen. Als er fertig war, verstärkte er den Schwung, damit er ihr ihren Drink reichen konnte.
    »Danke.«
    Er nippte an seinem Glas und schloss die Augen. Sie beobachtete sein Glas, das er auf der Brust festhielt, und beobachtete, wie die Flüssigkeit darin hin und her schwappte, träge und rehaugenbraun. Sie hob den Blick zu seinem Gesicht und sah, dass er sich nicht verändert hatte; das Haar war etwas dunkler, als sie es in Erinnerung hatte, straff zurückgekämmt aus der breiten, sonnengebräunten Stirn und am Hinterkopf zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Er sah so gesund und kräftig aus wie immer. Und natürlich sah er auch nicht älter aus, denn als Gegenleistung für seinen letzten Job hatte man seinen Alterungsprozess zum Stillstand gebracht.
    Er öffnete langsam die Augen, hob die schweren Lider und erwiderte ihren Blick, verhalten lächelnd. Die Augen wirkten älter, dachte sie. Aber vielleicht täuschte sie sich auch.
    »Also«, sagte sie, »treiben wir hier Spielchen, Zakalwe?«
    »Was meinst du, Dizzy?«
    »Ich bin geschickt worden, um dich zurückzuholen. Man will, dass du wieder mal einen Job erledigst. Das hast du bestimmt geahnt, also sage mir jetzt, ob ich meine Zeit vergeude oder nicht. Ich bin nicht in der Stimmung zu versuchen, dich zu…«
    »Dizzy!«, rief er aus, und

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