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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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legte es zu den anderen zurück. Er sah Sma an. »Dizzy; ich weiß, wie du und deine Leute denken; ich respektiere das, glaube ich… Aber euer Leben ist nicht mein Leben. Ich führe ein unsicheres Dasein an gefährlichen Orten; so war es immer, so wird es immer sein. Ich werde sowieso bald sterben, warum sollte ich mir also die zusätzliche Last des Altwerdens aufbürden, auch wenn es sich langsam vollzieht?«
    »Versuche nicht, dich hinter der Notwendigkeit zu verstecken, Zakalwe. Du hättest dein Leben ändern können; du brauchst nicht dieses Leben zu führen, das du jetzt führst; du hättest dich der Kultur anschließen, hättest einer von uns werden oder zumindest so leben können, wie wir es tun, aber…«
    »Sma!«, rief er aus und wandte sich zu ihr um. »Das gilt für dich, es gilt nicht für mich. Du findest, ich habe nicht recht daran getan, meinen Alterungsprozess zum Stillstand bringen zu lassen; selbst die Möglichkeit der Unsterblichkeit erscheint dir… falsch. Okay, ich kann das verstehen. In eurer Gesellschaftsform, bei der Art, wie ihr euer Leben gestaltet, stimmt das natürlich. Ihr habt eure dreihundertfünfzig bis vierhundert Jahre, und wisst, dass ihr sie bis zum Ende erlebt; ihr zieht zum Sterben die Stiefel aus. Für mich trifft das nicht zu. Ich habe diese Sicherheit nicht. Ich genieße die Aussicht vom Rande des Abgrunds, mir gefällt dieser Aufwind im Gesicht. Also werde ich früher oder später sterben, vermutlich auf gewaltsame Art. Vielleicht sogar auf törichte Art, denn so passiert es oft; man geht Atomwaffen und wild entschlossenen Mördern aus dem Weg – und erstickt dann an einer Fischgräte… Aber wen schert das schon? Also, dein Stillstand ist deine Gesellschaft, und meiner ist… mein Alter. Doch wir beide sind des Todes sicher.«
    Sma hatte den Blick zu Boden gesenkt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Schön und gut«, sagte sie. »Aber vergiss nicht, wem du diese Aussicht vom Rand des Abgrunds verdankst.«
    Er lächelte traurig. »Ja, du hast mich gerettet. Aber du hast mich auch angelogen; schicktest mich… – nein, hör zu! – du schicktest mich auf eine verdammt närrische Mission, wo ich mich auf der anderen Seite befand als der, auf der ich glaubte zu sein, ließest mich für unfähige Aristokraten kämpfen, die ich mit Vergnügen erwürgt hätte, in Kriegen, bei denen ich nicht wusste, dass ihr beide Seiten unterstütztet; du fülltest meine Hoden mit einem fremdweltlichen Samen, den ich in ein armes verdammtes Weib spritzen sollte… Fast wäre ich umgebracht worden… Viele Male war ich sehr nahe daran, umgebracht zu werden…«
    »Du hast mir niemals die Sache mit dem Hut verziehen, was?«, sagte Skaffen-Amtiskaw mit gespielter Zerknirschung.
    »Ach, Cheradenine«, sagte Sma. »Tu doch nicht so, als hätte es nicht auch Spaß gemacht.«
    »Sma, glaube mir, nicht alles hat ›Spaß gemacht‹.« Er lehnte sich gegen einen Wandschrank, der gefüllt war mit antiken Schusswaffen. »Und schlimmer als alles andere«, fuhr er beharrlich fort, »ist, wenn du die verdammten Karten auf den Kopf stellst.«
    »Wie bitte?«, fragte Sma verdutzt.
    »Wenn du die Karten auf den Kopf stellst«, wiederholte er. »Hast die eine Ahnung, wie ärgerlich und unerfreulich es ist, wenn man an einen Ort kommt und feststellt, dass man dort den Ort geografisch genau umgekehrt darstellt als die Landkarten, die du dabeihast? Nur wegen des blöden Umstandes, dass einige Leute glauben, eine Magnetnadel zeigt zum Himmel, während andere Leute davon ausgehen, dass sie einfach schwerer ist und deswegen nach unten zeigt? Oder weil sie gemäß der galaktischen Ebene ausgerichtet ist oder so etwas? Ich meine, das hört sich vielleicht wie eine Nebensächlichkeit an, aber es ist doch sehr bedrückend.«
    »Zakalwe, ich hatte keine Ahnung davon. Darf ich dich, auch im Namen der gesamten Sektion ›Besondere Umstände‹, um Verzeihung bitten? Nein, im Namen des gesamten Kontakts, nein, der gesamten Kultur, nein, der gesamten intellektuellen Spezies.«
    »Sma, du gewissenlose Hexe. Ich versuche, ernst zu sein.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Landkarten…«
    »Aber es ist wahr! Sie benutzen die Karten verkehrt herum.«
    »Es muss doch«, sagte Diziet Sma, »einen Grund dafür geben.«
    »Welchen?«, fragte er.
    »Psychologie«, sagten Sma und die Drohne wie aus einem Mund.
     
    »Zwei Anzüge«, sagte Sma später, als sie die endgültige Auswahl für die Ausstattung trafen. Sie befanden

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