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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Straßen.«
     
    Er saß im Bett – die dunkle Brille lag auf dem anderen Kopfkissen – und vertilgte sein Frühstück, während er nebenbei die hoteleigene Einführungskassette für neue Gäste auf dem Bildschirm der Suite ansah. Als das antike Telefon piepte, drehte er die Lautstärke herunter.
    »Hallo?«
    »Zakalwe?« Es war Smas Stimme.
    »Du liebe Güte; seid ihr immer noch da?«
    »Wir sind im Begriff, den Orbit zu verlassen.«
    »Nun, lasst euch meinetwegen nicht davon abhalten.« Er wühlte in einer seiner Hemdtaschen und zog die Terminal-Perle heraus. »Warum benutzt du das Telefon? Ist der Transceiver überlastet?«
    »Nein; wir wollten uns nur vergewissern, dass es keine Mühe bereitet, das Fernsprechsystem zu knacken.«
    »Gut. Ist das alles?«
    »Nein. Wir haben Beychaes Aufenthaltsort genauer erkundet; es ist immer noch die Jarnsaromol-Universität, doch er befindet sich im Bibliotheksanbau Nummer Vier. Der liegt einhundert Meter unter der Stadt; der sicherste Sicherheitstrakt der Universität. Während der meisten Zeit absolut sicher; Spezialwachen sind dort postiert, allerdings keine echten Militärs.«
    »Aber wo wohnt er, wo schläft er?«
    »In den Kuratoriumsgemächern; sie sind an die Bibliothek angebaut.«
    »Kommt er niemals an die Oberfläche?«
    »Soweit wir wissen, nein.«
    Er pfiff durch die Zähne. »Nun ja, das könnte ein Problem sein, oder auch nicht.«
    »Wie laufen die Dinge bei dir?«
    »Bestens«, sagte er und biss dabei in ein Gebäck. »Ich warte nur darauf, dass die Büros öffnen; ich habe den Anwälten eine Nachricht hinterlassen, dass sie mich anrufen sollen. Dann mache ich mich daran, eine Aufsehen erregende Schau abzuziehen.«
    »In Ordnung. Es dürfte dort keine Probleme geben; die nötigen Anweisungen sind erteilt worden, und du müsstest alles bekommen, was du willst. Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, lass es uns wissen, dann werden wir ein unverschämtes Telex loslassen.«
    »Jawohl, Sma. Ich habe mir etwas überlegt: Wie groß ist eigentlich dieses Wirtschaftsimperium der Kultur, diese Vanguard-Gesellschaft?«
    »Vanguard- Stiftung. – Sie ist groß genug.«
    »Ja, aber wie groß? Wie weit kann ich gehen?«
    »Na ja, kaufe nichts Größeres als ein ganzes Land. Hör zu, Cheradenine; gebärde dich so extravagant, wie du willst, um deine Schau abzuziehen. Aber gewinne Beychae für uns. Und zwar schnell.«
    »Ja, ja. Okay.«
    »Wir machen uns jetzt davon, aber wir bleiben in Verbindung. Vergiss nicht, wir sind hier, um dir zu helfen, wenn du uns brauchst.«
    »Klar.« Er legte den Telefonhörer auf und schaltete den Ton des Bildschirms wieder an.
     
»Höhlen, natürlichen und künstlichen Ursprungs, sind überall in den Felswänden der Schlucht verteilt, fast in der gleichen Dichte wie die Gebäude an den Steilhängen auf der Oberfläche. Zahlreiche der alten hydroelektrischen Energiequellen befinden sich dort, in Felshöhlen eingelassen und brummend; einige kleinere Fabriken und Werkstätten haben bis heute überlebt, verborgen unter Klippen und Schiefer, und nur ihre Stummelkamine, die über die Wüstenoberfläche hinausragen, verraten ihre Position. Dieser Aufwärtsstrom aus warmen Dämpfen verläuft in Gegenrichtung zu dem Netz von Abwasserrohren und Abflusskanälen, das ebenfalls stellenweise an der Oberfläche zu sehen ist, und stellt ein kompliziertes Muster dar, das das Gewebe der Stadt durchzieht.«
     
    Das Telefon piepte.
    »Hallo?«
    »Mr… Staberinde?«
    »Ja.«
    »Aha, ja. Guten Morgen. Mein Name ist Kiaplor von…«
    »Aha, die Anwälte.«
    »Ja. Danke für Ihre Nachricht. Ich habe hierein Telex, demzufolge man Ihnen ein uneingeschränktes Verfügungsrecht über das gesamte Vermögen plus Gewinne und Sicherheiten der Vanguard-Stiftung einräumt.«
    »Ich weiß. Sind Sie nicht so ganz glücklich über diese Regelung, Mr. Kiaplor?«
    »Ähm… ich… doch; in dem Telex wird die Position eindeutig geklärt…, obwohl es ein bisher noch nicht da gewesenes Maß an persönlicher Befugnis ist, wenn man die Höhe der Summe bedenkt. Nicht dass sich die Vanguard-Stiftung zu irgendeinem Zeitpunkt je ausgesprochen konventionell verhalten hätte.«
    »Gut. Als Erstes hätte ich gern ausreichende Geldmittel, um eine Monatsmiete für zwei Stockwerke des Hotels Excelsior abzudecken, überwiesen auf das Konto des Hotels, und zwar sofort. Dann möchte ich einige Dinge kaufen.«
    »Äh… ja. – Zum Beispiel?«
    Er tupfte sich die Lippen mit einer Serviette

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