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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ließ, sie ausschaltete oder ein Frostschutzmittel zufügte. Viele der Gebäude waren von Gerüsten umgeben. Arbeiter kratzten und schabten an den ausgewaschenen Steinen herum und drehten sich um, als die beiden großen Wagen durch die Straßen und über die Plätze preschten.
    Er klammerte sich an einen Haltegriff im hinteren Teil des Wagens und durchwühlte eine große Sammlung von Schlüsseln.
    In einer alten, schmalen Gasse hielten sie an, nicht weit von den Ufern des großen Flusses entfernt. Er stieg behände aus und huschte in einen schmalen Eingang unter einem hohen Gebäude. Der Verfolger kam in die Gasse gedonnert, als er gerade die Tür zumachte, sie jedoch nicht verschloss. Er stieg einige Stufen hinunter und schloss mehrere rostige Tore auf. Als er den Grund des Gebäudes erreicht hatte, wartete der Wagen der Zahnradbahn an der Plattform auf ihn. Er öffnete die Tür, sprang hinein und zog den Hebel.
    Der Wagen ruckelte etwas, als er sich die Steigung hinauf in Bewegung setzte, doch die Bahn fuhr insgesamt einigermaßen sanft. Er beobachtete durch die Rückfenster, wie der Mann und die Frau auf die Plattform gestürmt kamen. Er lächelte, als sie nach oben blickten und den Wagen im Tunnel verschwinden sahen. Die kleine Zahnradbahn kämpfte sich den glatten Hang hinauf ins Tageslicht.
    An dem Punkt, an dem sich der aufwärts und der abwärts fahrende Wagen begegneten, trat er hinaus auf die äußere Plattform vor der Kabine und wechselte mit einem großen Schritt hinüber auf den abwärts fahrenden Wagen. Er wartete noch eine Weile, dann sprang er etwa nach einem Viertel der Strecke zur Talstation aus dem Wagen und landete auf der Treppe neben der Bahnanlage. Er kletterte über eine lange Metalleiter hinauf in ein anderes Gebäude.
    Als er oben ankam, schwitzte er leicht. Er zog den alten Regenmantel aus, legte ihn sich über den Arm und spazierte so zum Hotel zurück.
     
    Der Raum war sehr weiß und modern und hatte große Fenster. Das Mobiliar war in die elastischen Wände integriert, und das Licht kam aus Glühbirnen in dem aus einem Stück bestehenden Dach. Ein Mann stand da und beobachtete den ersten Schnee des Winters, der sanft auf die graue Stadt fiel; es war später Nachmittag und wurde schnell dunkel. Auf einer weißen Couch lag eine Frau auf dem Bauch, die Ellbogen ausgestreckt, die Hände unter das zur Seite gedrehte Gesicht geschoben. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr blasser, eingeölter Körper wurde mit offensichtlicher Grobheit von einem kräftig gebauten Mann mit grauen Haaren und Narben im Gesicht massiert.
    Der Mann am Fenster betrachtete den fallenden Schnee auf zwei Weisen. Einmal als Masse, die Augen auf einen statischen Punkt fixiert, sodass die Schneeflocken nur noch einen gesamten Wirbel darstellten, und die Luftströmungen und leichte Windböen, die sie bewegten, sich in Mustern aus Kreisen, Spiralen und fallenden Linien manifestierten. Andererseits, wenn er den Schnee als einzelne Flocken sah und sich eine bestimmte hoch in der unbegrenzten Galaxis von grau in grau aussuchte, sah er einen Pfad, einen gesonderten Weg herunter durch all die stille Eile des Falls.
    Er beobachtete, wie sie auf dem schwarzen Fenstersims draußen aufkamen, wo sie ständig, aber nicht wahrnehmbar anwuchsen zu einer sanften weißen Matte. Andere flogen gegen die Fensterscheibe, klebten kurz dort fest und schwebten dann weiter, wurden weggeweht.
    Die Frau schien zu schlafen. Sie lächelte leicht, und die genaue Geografie ihres Gesichtes änderte sich je nach der Kraft, die der grauhaarige Mann auf ihren Rücken, die Schultern und die Seiten ausübte. Ihr geöltes Fleisch bewegte sich in diese und in jene Richtung, und die gleitenden Finger schienen Kraft anzuwenden, ohne Reibung zu erzeugen; sie walkten und kneteten die Haut auf die Art, wie die Bewegungen des Meeres das Unterwassergras schwanken ließen. Ihr Hinterteil war mit einem schwarzen Handtuch bedeckt, ihre Haare hingen lose und verteilten sich über einen Teil ihres Gesichts, und ihr blassen Brüste waren längliche Ovale, die unter ihrem schlanken Körper eingequetscht waren.
    »Was soll jetzt geschehen?«
    »Wir müssen mehr wissen.«
    »Das trifft immer zu. Zurück zum Problem.«
    »Wir könnten ihn deportieren lassen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Wir brauchen keinen Grund anzugeben, obwohl wir nur allzu leicht einen erfinden könnten.«
    »Das könnte den Krieg auslösen, bevor wir darauf vorbereitet sind.«
    »Pscht! Wir dürfen

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