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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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nicht über diesen ›Krieg‹ reden. Offiziell besteht zwischen uns und allen Mitgliedern der Föderation bestes Einvernehmen; es gibt keinerlei Anlass zur Sorge. Alles ist unter Kontrolle.«
    »Verlautete von offizieller Seite… Meinst du, wir sollten uns seiner entledigen?«
    »Das wäre vielleicht das klügste Vorgehen. Es wäre bestimmt von Vorteil, wenn er aus dem Weg geräumt würde… Ich habe das ungute Gefühl, dass er nicht ohne Grund hier ist. Er hat das uneingeschränkte Verfügungsrecht über das Geld der Vanguard-Stiftung, und diese… bewusst geheimnisvolle Organisation hat uns seit dreißig Jahren bei jedem unserer Schritte einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Die Identität und der Aufenthaltsort ihrer Eigner und Manager war schon immer eins der bestgehüteten Geheimnisse im ganzen System; ihre Zurückhaltung war ohnegleichen. Und jetzt erscheint plötzlich dieser Mann, legt einen ziemlich ausschweifenden, zügellosen Lebenswandel an den Tag und gleichzeitig eine ungewöhnliche, wenn auch irgendwie gezierte Schüchternheit…, und zwar immer dann, wenn sich die Situation als besonders heikel erweist.«
    »Vielleicht ist er die Vanguard-Stiftung.«
    »Unsinn! Sofern überhaupt irgendjemand oder irgendetwas Erkennbares dahinter steckt, dann sind es einige lästige Fremdweltler oder eine Wohltätigkeitsmaschine, die entweder durch die Kraft des Bewusstseins eines toten Magnaten betrieben wird – oder sogar durch die Willensübertragung einer menschlichen Persönlichkeit –, oder es ist eine Gaunermaschine mit einem zufälligen Bewusstsein, die sich selbstständig gemacht hat. Ich glaube, jede andere Möglichkeit lässt sich nach der Entwicklung der letzten Jahre ausschließen. Dieser Mann, der sich Staberinde nennt, ist eine Marionette; er wirft das Geld zum Fenster hinaus mit dem Wahn eines verwöhnten Kindes, das Angst hat, dass diese Großzügigkeit nicht anhalten wird. Er benimmt sich wie ein Bauer, der in einer Lotterie gewonnen hat. Er dreht durch. Aber bestimmt ist er – ich wiederhole es – nicht ohne Grund hier.«
    »Wenn wir ihn töten, und es stellt sich heraus, dass er wichtig war, dann lösen wir womöglich einen Krieg aus, und zwar zu einem zu frühen Zeitpunkt.«
    »Vielleicht; aber ich habe das Gefühl, wir müssen etwas tun, was nicht erwartet wird. Zum Beispiel unsere Menschlichkeit beweisen, um unseren speziellen Vorteil gegenüber den Maschinen auszuspielen, wenn schon aus keinem anderen Grund.«
    »Schon richtig, aber könnte es nicht möglich sein, dass er für uns von Nutzen ist?«
    »Doch.«
    Der Mann am Fenster lächelte sein Spiegelbild in der Scheibe an und klopfte einen kleinen Rhythmus auf dem Innensims.
    Die Frau auf der Liege hielt die Augen geschlossen, während ihr Körper sich weiter zu den gleichmäßigen Schlägen bewegte, die ihre Taille und Hüften massierten.
    »Aber warte mal. Es gibt eine Verbindung zwischen Beychae und der Vanguard-Stiftung. Wenn es an dem ist…«
    »Wenn es an dem ist…, dann können wir Beychae vielleicht dazu überreden, sich auf unsere Seite zu stellen, indem wir diese Person benutzen, diesen Staberinde.« Der Mann legte einen Finger an die Fensterscheibe und fuhr den Weg einer Schneeflocke nach, die auf der anderen Seite herabschwebte. Seine Augen schielten beim Zusehen.
    »Wir könnten…«
    »Was?«
    »Das Dehewwoff-System anwenden.«
    »Das…? Darüber muss ich mehr wissen.«
    »Das Dehewwoff-System bedeutet Bestrafung durch Krankheit; eine abgestufte Todesstrafe; je schwerwiegender das Verbrechen, desto ernster die Krankheit, mit der der Beschuldigte infiziert wird. Für kleinere Vergehen gibt es nur Fieber, Verlust der Lebenslust und die Kosten der medizinischen Behandlung; auf Missetaten, die größeren Schaden anrichten, steht ein Anfall von etwas, das Monate dauern kann, mit Schmerzen und einer langen Genesungszeit, hohen Rechnungen und wenig Mitleid, manchmal sogar mit bleibenden Narben. Für wirklich schlimme Verbrechen wird man von Krankheiten heimgesucht, die kaum einer überlebt; dem Tode nahe, doch ebenso einem möglichen göttlichen Eingreifen oder einer Wunderheilung. Natürlich, je niederer die Klasse, der man angehört, desto heftiger fällt die Bestrafung aus, unter Berücksichtigung der abgehärteten körperlichen Verfassung von Schwerarbeitern. Kombinationen und das Auferlegen von chronischen Beschwerden ermöglichen einfallsreiche Abwandlungen der Grundidee.«
    »Zurück zum Problem.«
    »Und ich hasse

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