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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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unsere regierungsgewaltigen Kameraden dazu bringen möchte zu glauben, dass ich Vanguard übernommen habe, und wenn ich mich in ihre Denkweise hineinversetze…« Er hielt inne. »Sma, muss ich es tatsächlich aussprechen?«
    »Äh… uch. Was? Oh… nein; glaubst du, sie könnten versuchen, dich dafür zu gewinnen, Beychae davon zu überzeugen, dass Vanguard immer noch das tut, was wir wollen, und ihn so zu einer entsprechenden Erklärung zu überreden?«
    »Genau.« Er verschränkte die Hände hinter dem Hals und legte seinen Pferdeschwanz zurecht. Über diesem Bett hingen an der Decke mehrere Spiegel, kein Gemälde. Er begutachtete das ferne Spiegelbild seiner Nase.
    »Ein… äh… umständlicher Weg, Zakalwe«, sagte Sma.
    »Ich glaube, wir müssen es versuchen.«
    »Das bedeutet, dass wir einen guten geschäftlichen Ruf zerstören müssen, der in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut wurde.«
    »Ist das wichtiger, als den Krieg zu verhindern, Diziet?«
    »Natürlich nicht, aber… äh… natürlich nicht, aber wir können nicht sicher sein, dass es funktioniert.«
    »Also, ich schlage vor, wir machen es. Es hat größere Aussichten auf Erfolg, als der Universität diese gottverdammten Tafeln anzubieten.«
    »Von diesem Plan hast du nie viel gehalten, was, Zakalwe?« Sma hörte sich ärgerlich an.
    »Dieser ist besser, Sma. Das spüre ich. Erledige es jetzt, damit sie davon gehört haben, wenn ich heute Abend zu der Party gehe.«
    »Okay, aber diese Sache mit den Tafeln…«
    »Sma, ich habe mit dem Dekan eine neue Verabredung für ein Treffen übermorgen getroffen, einverstanden? Bei dieser Gelegenheit kann ich die verdammten Tafeln erwähnen. Aber sorge dafür, dass diese ganze Vanguard-Chose jetzt abläuft, ja?«
    »Ich… oh… äh… Ja, gut. Ich denke scho… schon… Oh, uch. Hör mal, Zakalwe, gleich komme… War noch was?«
    »Nein«, sagte er laut.
    »Aaah… wunderbar. Hmm… gut, Zakalwe… äh… äh… tschüss!«
    Der Transceiver piepte. Er riss ihn aus dem Ohr und warf ihn quer durchs Zimmer.
    »Geiles Weibstück!«, hauchte er. Er blickte zur Decke.
    Er nahm den Hörer des Telefons neben seinem Bett ab. »Ja, kann ich bitte mit… Treyvo sprechen? Ja, bitte.« Er wartete, während er mit einem Fingernagel zwischen zwei Backenzähnen stocherte. »Ja; ist da der Nachtportier Treyvo? Mein guter Freund, hören Sie zu, ich hätte gern ein bisschen Gesellschaft, Sie wissen schon. Genau… Nun, ich werde mich beim Trinkgeld nicht lumpen lassen, wenn… So ist es… Und, Treyvo, wenn sie irgendwo einen Presseausweis versteckt hat, sind Sie ein toter Mann.«
     
    Der Anzug bot Schutz vor nahezu allem, bis auf eine kurze Liste verhältnismäßig schwerer Gefechtswaffen. Er beobachtete, wie die Kapsel sich zitternd einen Weg unter der Oberfläche der Wüste zurückbahnte, während der Anzug sich dicht an ihn schmiegte. Er stieg wieder in den Wagen und fuhr zurück ins Hotel, gerade rechtzeitig, um kurz vor der Limousine da zu sein, die ihm seine Gastgeber für den Abend schickten.
    Die Medienleute waren an diesem Nachmittag aus dem Innenhof des Hotels vertrieben worden, und zwar auf seine Anweisung hin, und deshalb blieb ihm jetzt die unwürdige Konfrontation mit ihren Lampen und Mikrofonen und Fragen erspart. Er stand auf der Treppe des Hotels, die dunkle Brille an ihrem Platz, als der große dunkle Wagen – entschieden eindrucksvoller als derjenige, in dem er am Morgen fast getötet worden war, wie er etwas enttäuscht feststellte – sanft anhielt. Ein großer Mann mit grauen Haaren und einem blassen, stark vernarbten Gesicht faltete sich aus dem Fahrersitz und hielt eine der hinteren Türen auf, wobei er sich leicht verneigte.
    »Danke«, sagte er zu dem großen Mann und stieg in das Fahrzeug. Der Chauffeur verneigte sich erneut und schloss die Tür. Er lehnte sich in dem plüschig-luxuriösen Polster zurück, das sich offenbar nicht entscheiden konnte, ob es ein Sitz oder ein Bett war. Die Wagenfenster verdunkelten sich und reagierten damit auf die aufblitzenden Lichter der Medienleute, als das Fahrzeug den Innenhof des Hotels verließ und auf die Straße hinausfuhr. Trotzdem winkte er auf eine Weise, von der er hoffte, sie wäre majestätisch.
     
    Die Lichter der abendlichen Stadt glitten vorbei; der Wagen brummte leise. Er untersuchte ein Paket, das auf dem Sitz/Bett neben ihm lag; es war in Papier eingewickelt und mit bunten Bändern zugebunden. MR. STABERINDE stand handgeschrieben darauf. Er setzte

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