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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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warmen Wassers ergossen.
    Was, keine Kloake?, dachte er fröhlich. Der Tag hielt doch noch einiges Gute für ihn bereit.
    Er betrachtete verdutzt das Metallwerkzeug, das noch immer in seinem Griff zitterte, und fragte sich, was genau es wohl sein mochte; wahrscheinlich irgendetwas für die Reifen oder zum Anlassen des Motors, entschied er, während er sich umsah.
    Er überwand noch einen letzten Überlauf in dem Abflusskanal, dann glitt er sanft in das flache Wasser des breiten Flusses Lotol. Teile des Wagens waren bereits angekommen.
    Er richtete sich auf und stapfte zum Ufer. Er vergewisserte sich, dass nichts mehr den Kanal herunterkam, das ihn treffen könnte, und setzte sich. Er zitterte; er tastete nach seiner blutigen Nase. Er spürte, dass er überall Prellungen hatte. Einige Leute gafften von der Promenade in der Nähe zu ihm herab. Er winkte ihnen zu.
    Er stand auf und überlegte, wie er aus dieser Betonschlucht herauskommen sollte. Er blickte in den Abflusskanal hinauf, konnte aber nicht weit sehen; eine letzte Überlauftülle aus Beton trennte den Rest des Flusses ab.
    Er fragte sich, was wohl mit dem Fahrer geschehen sein mochte.
    Im Betonüberlauf, den er betrachtete, erschien ein massiger Klumpen, der sich dunkel gegen den Himmel abhob. Der Klumpen hing ein paar Sekunden lang da, dann kam er mit dem dünnen Rinnsal Wasser herab und färbte es rot. Was von dem Fahrer noch übrig war, glitschte an ihm vorbei und klatschte in den Fluss, rempelte im Vorbeigleiten ein paar Mal das Chassis des zerschmetterten Wagens und entfernte sich flussabwärts, rosafarben im Wasser trudelnd und sich um sich selbst drehend.
    Er schüttelte den Kopf. Er führte die Hand zur Nase, wackelte versuchsweise an der Spitze und japste vor Schmerz auf. Das war das fünfzehnte Mal, dass er sich die Nase gebrochen hatte.
     
    Er schnitt vor dem Spiegel eine Grimasse und zog eine Mischung aus Blut und warmem Wasser die Nase hoch. In dem schwarzen Porzellanbecken strudelte eine sanft dampfende schaumige Lösung mit rosafarbenen Flecken. Er berührte seine Nase mit größter Vorsicht und blickte stirnrunzelnd in den Spiegel.
    »Ich verpasse das Frühstück, verliere einen hervorragenden Fahrer und meinen besten Wagen, ich breche mir die Nase wieder mal und mache einen alten Regenmantel von unermesslichem Nostalgiewert schmutziger, als er je in seinem Leben gewesen ist, und dir fällt nichts anderes ein zu sagen als ›das ist komisch‹?«
    »Verzeihung, Cheradenine. Ich meine, das ist merkwürdig. Ich verstehe nicht, warum sie so etwas tun. Und du bist sicher, dass es absichtlich geschehen ist? Uch!«
    »Was war das?«
    »Nichts. Du bist sicher, dass es kein Unfall war?«
    »Absolut. Ich forderte einen Ersatzwagen an, und als die Polizei die Stelle untersuchte, wo es passiert ist, war keine Umleitung mehr da; alles weg! Aber es gab Spuren eines industriellen Lösungsmittels, mit dem sie offenbar die falschen Straßenmarkierungen vom oberen Ende der Wasserableitung entfernten.«
    »Aha. So. Ja…« Smas Stimme hörte sich seltsam an.
    Er nahm die Transceiver-Perle aus dem Ohrläppchen und sah sie streng an. »Sma…«
    »Uch! Ja, also, wie gesagt, wenn es diese beiden Regierungsgewaltigen waren, dann wird die Polizei überhaupt nichts unternehmen. Aber ich kann nicht verstehen, warum sie sich so verhalten sollten.«
    Er ließ die Lauge aus dem Waschbecken ablaufen und betupfte sich die Nase sanft mit einem flauschigen Hotelhandtuch. Er steckte sich den Terminal-Ohrring wieder ans Ohr. »Vielleicht haben sie einfach etwas gegen den Umstand, dass ich Vanguard-Geld ausgebe. Vielleicht denken sie, ich sei Mr. Vanguard oder so.« Er wartete auf eine Erwiderung. »Sma? Ich sagte, vielleicht denken…«
    »Uch! Ja. Entschuldigung. Ja, ich habe dich verstanden. Du könntest Recht haben.«
    »Wie auch immer, es gibt noch etwas.«
    »Gut. Was denn?«
    Er nahm eine hübsch verzierte Plastikbildschirmkarte in die Hand, auf der – vor einem Hintergrund, der nach einer ziemlich wilden Party aussah – langsam eine Nachricht blinkte. »Eine Einladung. An mich. Ich lese sie vor. ›Mr. Staberinde, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem knappen Entrinnen. Bitte kommen Sie heute Abend zu einem Kostümball; ein Wagen wird Sie am Felsrand abholen. Das Kostüm wird gestellt.‹ Keine Adresse.« Er steckte die Karte wieder hinter die Armaturen des Waschbeckens. »Laut der Concierge kam das etwa zur gleichen Zeit, als ich die Polizei benachrichtigte, nachdem mein

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