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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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es war wie ein vergessener Schädel; er fand das zerstörte Sommerhaus, es war wie ein zerschmetterter Schädel; er fand das Steinboot, es war wie das verlassene Bild eines Schädels. Eine Attrappe. Es ist nie geschwommen.
    Er sah noch ein anderes Boot, ein Schiff; einhunderttausend Tonnen Zerstörung, auf sein eigenes trockenes Abbild der Unbrauchbarkeit aufgelaufen, die Ausleger borstig nach außen gerichtet. Erstens, zweitens, drittens, Anti-Flugkörper, klein…
    Er kreiste, dann versuchte er, sich zu nähern, zu sich einzustellen auf…
    Aber es waren zu viele Ausleger, und sie schlugen auf ihn ein.
    Er wurde wieder hinausgeschleudert, und er umkreiste den Planeten aufs Neue, und währenddessen sah er den Stuhl, und er sah den Stuhlmacher – nicht den, den er sich zuvor ausgedacht hatte, sondern den wirklichen, den einen, zu dem er immer wieder zurückkehren musste, durch alle Erinnerungen hindurch – und all seine schauderhafte Herrlichkeit.
    Aber manche Dinge waren zu viel.
    Manche Dinge waren zu viel, als dass man sie ertragen konnte.
    Verdammte Leute. Verdammte andere. Verdammt, dass es andere Leute gab.
    Zurück zu dem Mädchen. (Warum musste es andere Leute geben?)
    Ja, sie hatte nur sehr geringe Erfahrung als Traumbegleiterin, doch da der Mann ein Fremder war, hatte man ihn ihr anvertraut, da man sie für die Beste der Unerfahrenen hielt. Aber sie würde es ihnen zeigen. Vielleicht würde man sie danach bereits für die Ernennung zur Matriarchin in Betracht ziehen.
    Eines Tages würde sie sie anführen. Das spürte sie in den Knochen. In denselben Knochen, die geschmerzt hatten, als sie ein Kind hatte stürzen sehen; derselbe Schmerz in ihren hohlen Kinderknochen, der sie überkam, wenn sie jemanden hart zu Boden stürzen sah, würde sich als ihr Wegweiser durch die Politik und die Widerwärtigkeiten des Stammes erweisen. Sie würde sich behaupten. Wie dieser Mann vor ihr, aber auf eine andere Art. Auch sie besaß die innere Kraft. Sie würde ihr Volk anführen; diese Gewissheit wuchs wie ein Kind in ihr heran. Sie würde das Volk gegen die Sieger aufwiegeln; sie würde ihre kurze Vorherrschaft als das entlarven, was sie war: ein Seitenpfad auf der Spur durch die Wüste, die ihre Bestimmung war. Die Leute jenseits der Ebenen, in ihrem verderbten Palast Der Wohlgerüche auf den Klippen, würden sich ihnen ergeben. Die Kraft und die Denkfähigkeit ihrer Frauen und die Kraft und die Tapferkeit ihrer Männer – Wüstendornen – würden das dekadente Blumenblatt-Volk auf den Klippen zermalmen. Der Sand wäre wieder der ihre. Tempel würden in ihrem Namen aus Stein gehauen.
    Lügen. Das Mädchen war jung und wusste nichts von den Gedanken oder der Bestimmung des Stammes. Sie war ein Abfallbissen, den man ihm zugeworfen hatte, damit sie ihn begleite auf dem Weg in seinen – ihrer Meinung nach -Todestraum. Das Schicksal ihres eroberten Volkes war ihr ziemlich gleichgültig; sie hatten das uralte Erbe ersetzt durch Gedanken an Vorteile und allerlei Schnickschnack.
    Soll sie doch träumen. Er gab sich entspannt der durch die Droge hervorgerufenen stillen Raserei hin.
    Es gab einen Verknüpfungspunkt, wo sich das Schwinden der Erinnerung und das Zeitlicht von einem anderen Planeten trafen, und er war sich noch nicht ganz sicher, ob er ihm schon entronnen war.
    Er versuchte, das große Haus wieder zu sehen, doch es war verdeckt durch Rauch und Leuchtkugeln. Er wandte den Blick dem großen Schlachtschiff zu, das auf dem Trockendock festsaß, doch es wollte nicht größer werden. Es war ein beachtliches Schiff, nicht mehr, nicht weniger, und er fand keinen Zugang zu der tiefen Bedeutung, die es tatsächlich für ihn barg.
    Er hatte nichts anderes getan, als den Erwählten durch die Wüste zum Palast zu führen. Warum war der Erwählte zum Hof beordert worden? Es erschien absurd. Die Kultur glaubte nicht an derartigen übernatürlichen, abergläubischen Unsinn. Doch die Kultur hatte von ihm verlangt, dafür zu sorgen, dass der Erwählte an den Hof gelangte, trotz aller Unbilden, die sich ihm in den Weg stellen würden.
    Um eine verkommene Linie fortzuführen. Um eine Herrschaft der Dummheit aufrechtzuerhalten.
    Nun, sie hatten ihre eigenen Gründe. Schnapp dir das Geld und lauf davon! Nur, dass es kein Geld als solches gab. Was machte ein Junge in so einem Fall?
    Glauben. Trotz ihrer Verachtung glauben. Tu es! Handle, obwohl sie wachsam auf Handlungen lauern. Er war ihr Peitschenjunge, erkannte er. Ein geborgter

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