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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und hinauf zum Rumpfskelett der Allgemeinen Kontakt-Einheit. Kleine Hebeschlepper verfrachteten die Feldeinheit zu ihnen herunter.
    »Willst du damit sagen, es macht keinen Unterschied?«
    »Keinen großen«, sagte die Frau. Sie straffte eine mit Nieten gespickte Zugleine, die sie in einer Hand hielt, und sprach in die Richtung ihrer eigenen Schulter. »Ich übernehme.« Die Feldeinheit warf ihren Schatten auf sie, da sie jetzt direkt über ihnen schwebte. Es handelte sich um nichts anderes als einen weiteren massigen Block, soweit er sehen konnte. Er war rot und unterschied sich dadurch farblich von der schwarzen Glätte des Hauptmaschinenblocks zu ihren Füßen. Sie betätigte die Zugleine und manövrierte das große rote Ungetüm herunter; zwei Leute, die etwa zwanzig Meter weit entfernt standen, beobachteten die andere Seite der Feldeinheit…
    »Die Schwierigkeit ist«, sagte die Frau, während sie das langsame Absinken des großen roten Backsteins beobachtete, »dass die Leute, selbst wenn sie krank werden und jung sterben, jedes Mal überrascht sind, dass sie krank werden. Was glaubst du, wie viele gesunde Leute tatsächlich zu sich selbst sagen: ›He, heute bin ich gesund!‹, wenn sie nicht gerade eine ernsthafte Krankheit durchgemacht haben.« Sie zuckte die Achseln und straffte erneut die Zugleine, während sich die Feldeinheit bis auf ein paar Zentimeter auf die Oberfläche des Maschinenraums herabsenkte. »Halt!«, sagte sie leise. »Trägheitsstufe fünf. Kontrolle.« Ein Lichtstreifen zuckte auf der Oberfläche des Maschinenblocks. Sie legte eine Hand auf den Block und drückte darauf. Er bewegte sich. »Ganz langsam tiefer«, sagte sie. Sie schob den Block in die richtige Stellung. »Sorzh, alles in Ordnung?«, fragte sie. Er hörte die Antwort nicht, sie jedoch offenbar schon.
    »Okay; Endposition erreicht; alles klar.« Sie hob den Blick, als der Hebeschlepper in Richtung Betriebsraum davonglitt, dann sah sie ihn wieder an. »Es ist nichts anderes geschehen, als dass die Wirklichkeit die Art und Weise eingeholt hat, wie sich die Leute ohnehin schon immer verhalten haben. Deshalb: Nein, man spürt keine wunderbare Befreiung von schwächenden Krankheiten.« Sie kratzte sich am Ohr. »Außer vielleicht, wenn man darüber nachdenkt.«
    Sie grinste. »Ich schätze, in der Schule, wenn man erfährt, wie andere Leute einst gelebt haben…, wie die Fremdweltler noch immer leben…, dann geht einem ein Licht auf, und ich glaube, diese Erkenntnis verliert man nie mehr ganz, aber man opfert ihr nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken.«
    Sie schritten über die schwarze Fläche eines vollkommen strukturlosen Materials. (»Ach«, hatte die Frau gesagt, als er davon gesprochen hatte, »du musst es dir einmal unter dem Mikroskop ansehen; es ist wunderschön. Was hast du eigentlich erwartet? Tretmühlen? Zahnradgetriebe? Tanks voller Chemikalien?«)
    »Können Maschinen solche Dinger nicht schneller bauen?«, fragte er die Frau, während er den Blick über die Hülle des Planetenschiffs schweifen ließ.
    »Aber selbstverständlich!« Sie lachte.
    »Warum macht ihr es dann selbst?«
    »Weil es Spaß macht. Man sieht eines dieser gewaltigen Ungetüme zum ersten Mal durch dieses Tor hinausschweben, unterwegs in den weiten Raum, mit dreihundert Leuten an Bord, und alles funktioniert, das Gehirn ist ganz zufrieden, und du denkst: Ich habe mitgeholfen, das zu bauen. Die Tatsache, dass eine Maschine es schneller geschafft hätte, ändert nichts an der Tatsache, dass du es warst, der es tatsächlich getan hat.«
    »Hmm«, sagte er.
    (Erlerne die Holzverarbeitung; erlerne die Metallverarbeitung; das macht dich genauso wenig zu einem Schreiner oder Schmied, wie dich das Beherrschen des Schreibens zu einem Bürogehilfen macht.)
    »Nun, du kannst das mit ›hmm‹ kommentieren, so viel du willst«, sagte die Frau, während sie zu einem durchscheinenden Hologramm des halbfertigen Schiffs ging, wo bereits ein paar andere Bauarbeiter standen, ins Innere des Modells deuteten und sich unterhielten. »Aber bist du jemals geschwebt oder unter Wasser geschwommen?«
    »Ja«, sagte er.
    Die Frau zuckte die Achseln. »Und doch fliegen die Vögel besser als wir, und die Fische schwimmen besser. Hält uns das davon ab zu schweben oder zu schwimmen?«
    Er lächelte. »Vermutlich nicht.«
    »Du vermutest richtig«, bestätigte die Frau. »Und warum?« Sie sah ihn an und grinste. »Weil es Spaß macht.« Sie betrachtete das Holo-Modell

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