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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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verhöhnte ihn.
    Er ließ sich im Bett zurücksinken und tauchte in die aufgestapelten Kissen wie in eine Schneeverwehung; dann schlief er ein, die rechte Hand unter dem Kopfkissen, einen Schenkel der Schere umklammernd, die er tags zuvor von Talibes Tablett genommen hatte.
     
    »Was macht der Kopf, alter Sportsfreund?« Saaz Insile warf ihm eine Frucht zu, die er nicht auffing. Er nahm sie aus dem Schoß auf, wo sie gelandet war, nachdem sie an seiner Brust abgeprallt war.
    »Wird besser«, antwortete er dem anderen Mann.
    Insile setzte sich aufs Nachbarbett, warf die Mütze auf das Kopfkissen und öffnete den obersten Knopf seiner Uniform. Sein kurzes, stoppeliges schwarzes Haar ließ sein Gesicht so blass erscheinen wie die Farblosigkeit, die die Wand jenseits der Fenster füllte. »Wie ist die Behandlung?«
    »Gut.«
    »Verdammt gut aussehende Schwester, die du da draußen hast.«
    »Talibe.« Er lächelte. »Ja, sie ist in Ordnung.«
    Insile lachte und lehnte sich auf dem Bett zurück, indem er die Arme nach hinten ausstreckte und sich abstützte. »Nur ›in Ordnung‹? Zakalwe, sie ist ein Schmuckstück. Wirst du im Bett gewaschen?«
    »Nein, ich kann ins Bad gehen.«
    »Willst du, dass ich dir ein Bein breche?«
    »Vielleicht später.« Er lachte.
    Insile lachte ebenfalls ein wenig, dann sah er zu dem Sturm vor dem Fenster hinaus. »Wie steht’s mit deinem Gedächtnis? Wird es ein bisschen besser?« Er zupfte an dem umgeschlagenen Leintuch in der Nähe der Stelle, wo seine Mütze lag.
    »Nein«, sagte er. In Wirklichkeit dachte er, dass es vielleicht etwas besser geworden sein könnte, aber aus irgendeinem Grund wollte er niemandem davon erzählen; vielleicht dachte er, das könnte Unglück bringen. »Ich erinnere mich, dass ich im Kasino war, und an dieses Kartenspiel… Und dann…« Dann erinnerte er sich, dass er den weißen Stuhl neben seinem Bett gesehen hatte und seine Lunge mit aller Luft der Welt füllte und wie ein Wirbelsturm bis ans Ende der Zeit brüllte oder zumindest, bis Talibe kam und ihn beruhigte. (Livueta? hatte er geflüstert; Dar… Livueta?) Er zuckte die Achseln. »… dann war ich hier.«
    »Nun«, sagte Saaz und zog die Falte seiner Uniformhose gerade, »die gute Nachricht ist, dass wir es geschafft haben, das Blut vom Boden des Hangars zu entfernen.«
    »Ich hätte erwartet, dass man es zurückgibt.«
    »Red nicht drüber; aber wir reinigen es vorher nicht.«
    »Wie geht es den anderen?«
    Saaz seufzte, schüttelte den Kopf und strich sich die Haare im Genick glatt. »Oh, es ist immer noch derselbe brave, liebenswerte, nette Haufen von Kerlen wie eh und je.« Er hob die Schultern. »Der Rest der Schwadron… lässt die besten Wünsche für eine baldige Genesung ausrichten. Aber du bist ihnen an jenem Abend ganz schön an die Karre gefahren.« Er sah den Mann im Bett traurig an. »Cheri, alter Kumpel, niemand mag den Krieg, aber das kann man so und so zum Ausdruck bringen… Du hast es einfach irgendwie falsch gemacht. Ich meine, wir alle schätzen, was du getan hast; wir wissen, dass das nicht wirklich dein Kampf ist, aber ich glaube…, ich glaube, einige der Jungs… haben sogar ein ungutes Gefühl deswegen. Manchmal höre ich sie; du hast sie bestimmt auch schon gehört, nachts, wenn sie Albträume haben. Manchmal kannst du diesen Blick in ihren Augen sehen, als ob sie genau wüssten, wie schlecht die Chancen stehen, und dass sie das Ganze niemals heil überstehen werden. Sie haben Angst; wahrscheinlich würden sie mir eine Kugel in den Kopf jagen, wenn ich ihnen das ins Gesicht sagen würde, aber verlass dich drauf, sie haben Angst. Sie würden liebend gern einen Ausweg aus diesem Krieg finden. Es sind tapfere Männer, die für ihr Land kämpfen wollen, aber sie wollen raus aus der Sache, und niemand, der die Chancen kennt, kann ihnen das verübeln.
    Jeder ehrenhafte Vorwand wäre ihnen recht. Sie würden sich nicht selbst in den Fuß schießen, und heutzutage gehen sie auch nicht mehr in gewöhnlichen Schuhen zu einem Marsch ins Freie und kommen mit Erfrierungen zurück, denn das haben vor ihnen schon zu viele gemacht; aber sie würden liebend gern aus der Sache herauskommen. Du brauchtest nicht hier zu sein, aber du bist es; du hast dich entschlossen zu kämpfen, und viele von ihnen verabscheuen dich deswegen, weil sie sich dadurch als Feiglinge fühlen; sie wissen, dass sie an deiner Stelle an Land gewesen wären und den Mädchen erzählt hätten, mit was für einem

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