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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Stimme.
    »Konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Arbeit, Doc; Sie haben noch eine halbe Minute Zeit, bevor ich es selbst probiere.« Er blickte dem Doktor über die Schulter und sah, wie er an einer runden Steuerung herumhantierte, auf der einzelne Gradsegmente dargestellt waren.
    Das Einzige, was er hoffen konnte zu erreichen, war, dass er die Maschine zum Funktionieren brachte, um dann alle möglichen Teile des Schiffes anzugreifen, es irgendwie außer Betrieb zu setzen.
    Alle Schiffe hatten die Tendenz, kompliziert zu sein, und bis zu einem gewissen Grad konnte man davon ausgehen, je weniger raffiniert ein Schiff konstruiert war, desto komplizierter war es auch, paradoxerweise. Er konnte nur hoffen, etwas Lebenswichtiges zu treffen, ohne das ganze Ding in die Luft zu jagen.
    »Gleich bin ich fertig«, sagte der Doktor. Er sah sich nervös nach hinten um, während er einen zitternden Finger auf einen kleinen roten Knopf zubewegte.
    »Okay, Doc«, entgegnete er dem schlotternden Mann und hielt den Blick argwöhnisch auf das blaue Licht gerichtet, das das zylindrische Segment umspielte. Er kauerte sich nieder, um mit dem Doktor auf einer Höhe zu sein. »Machen Sie weiter!« Er nickte ihm zu.
    »Ähm…« Der Doktor schluckte. »Es wäre vielleicht besser, wenn Sie etwas beiseite gingen. Dort hinüber.«
    »Nein. Lassen Sie es uns einfach probieren, ja?« Er drückte auf den kleinen roten Knopf. Eine Halbscheibe aus blauem Licht schoss aus dem Zylinder über ihre Köpfe hinweg und schnitt durch die Behälter, die er vor der Tür aufgestapelt hatte; etwas Flüssiges spritzte heraus. Das Regal auf der einen Seite stürzte ein, da die Stützen von der summenden blauen Scheibe durchtrennt worden waren. Er betrachtete die Zerstörung grinsend; wenn er noch aufrecht dagestanden hätte, hätte ihn das blaue Feld in zwei Hälften geteilt.
    »Für einen Versuch nicht schlecht, Doc«, sagte er. Der kleine Doktor plumpste wie ein Sack mit nassem Sand zu Boden, als die Betäubungspistole summte. Kartons mit Snacks und Getränken purzelten aus dem eingestürzten Regal, und diejenigen, die beim Fallen den blauen Strahl kreuzten, landeten zerfetzt am Boden; Getränke flossen aus den durchlöcherten Behältern vor der Tür. Hinter den Behältern wurde laut geklopft.
    Er war ganz dankbar für den zu Kopf steigenden Alkoholgeruch, der den Vorratsraum füllte, hoffte allerdings, dass der Anteil an Hochprozentigem nicht so groß war, dass ein Feuer ausbrechen könnte. Er drehte die Maschine mit einem Ruck herum und platschte durch die Flüssigkeit, die sich allmählich auf dem Boden des kleinen Vorratsraums ansammelte; die flackernde blaue Halbscheibe durchschnitt noch weitere Regale, bevor sie in die Panzerwand gegenüber der Tür eindrang.
    Die Maschine wackelte; die Luft füllte sich mit einem Gänsehaut erzeugenden Heulen, und schwarzer Rauch wirbelte um die Regalruinen, als ob er von dem blauen Licht verquirlt würde, und senkte sich dann schnell auf die Oberfläche der schwappenden Flüssigkeit, die die unteren zehn Zentimeter des Vorratsraums bedeckte, wo er sich wie eine kleine dunkle Nebelbank verdichtete. Er machte sich daran, die Hebel der Maschine zu bedienen; ein kleiner Holobildschirm zeigte die Form des Feldes; er fand ein paar winzige Steuerknüppel, mit denen er es veränderte und stattdessen ein elliptisches Feld erzeugte. Die Maschine stampfte lauter; der Lärm wechselte in eine höhere Tonlage, und schwarzer Rauch hüllte ihn ein.
    Das Klopfen auf der anderen Seite der Tür wurde lauter. Der schwarze Rauch stieg im Raum höher, und ihm war bereits schwindelig im Kopf. Er drückte die Schulter mit aller Kraft gegen die Maschine; sie rumpelte aufheulend vorwärts; etwas gab nach.
    Er presste den Rücken gegen die Maschine und drückte sich mit den Füßen vom Boden ab. Vor der Maschine ertönte ein Knall, und sie rollte weg von ihm; er drehte sich zur Seite und schob wieder mit der Schulter, wobei er an rauchenden Regalen vorbei durch ein glühendes Loch in einen verwüsteten Raum voller Metallschränke stolperte. Flüssigkeit spritzte durch die Öffnung. Er hielt die Maschine einen Moment lang ruhig; unterdessen öffnete er einen der Schränke und fand ein glitzerndes Gewirr von haarfeinen Drähten, die um Kabel und Seile gewickelt waren. Lämpchen blinkten auf einer langen, schmalen Schalttafel wie die Lichter einer lang gestreckten Stadt bei Nacht.
    Er schürzte die Lippen und schickte den Fasern einen Kuss.

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