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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Modul.«
    »Ach ja«, stimmte er zu. »In dem Ding da.« Er versuchte, die andere Hand von dem festen Schnee loszureißen, was ihm jedoch nicht gelang.
    Er sah wieder zu ihr hin; sie hatte ein kleines Fläschchen aus der Tasche genommen. Sie streckte den Arm aus und goss sorgfältig den Inhalt des Fläschchens über seine Hand. Sie erwärmte sich und ließ sich schwach dampfend lösen.
    »In Ordnung?«, fragte sie, während sie seine Hand nahm und ihm sanft beim Aufstehen half. Sie holte ein Paar Hausschuhe aus ihrer Tasche. »Bitte sehr.«
    »Oh!« Er lachte. »Vielen Dank.«
    Sie schob einen Arm unter den seinen und die Hand unter seine andere Schulter. Sie war kräftig. »Du kennst offenbar meinen Namen«, sagte er. »Wie heißt du denn, falls das keine aufdringliche Frage ist?«
    Sie lächelte, während sie durch die wenigen Flocken des sanft fallenden Schnees gingen, auf den länglichen Rumpf des Gebildes zu, das sie Modul genannt hatte. Es war so still geworden – trotz des Schnees, der in nicht allzu großer Entfernung vorbeipeitschte –, dass er das Knirschen hören konnte, das ihre Schritte im Schnee verursachten.
    »Ich heiße«, sagte sie, »Rasd-Koduresa Diziet Embless Sma da’Marenhide.«
    »Ohne Witz?«
    »Aber du kannst mich Diziet nennen.«
    Er lachte. »Ja, gut; Diziet.«
    Er taumelte in die orangefarbene Wärme des Innern. Die Wände des Moduls sahen aus wie auf Hochglanz poliertes Holz, die Sitze wie gewichstes Leder, der Boden wie ein Fellteppich. Das Ganze roch wie ein Gebirgsgarten.
    Er versuchte, seine Lunge mit der warmen, duftenden Luft zu füllen. Er schwankte und drehte sich fassungslos zu der Frau um, die hinter ihm eingetreten war.
    »Das ist tatsächlich wirklich!«, hauchte er.
    Wenn er genügend Atem gehabt hätte, hätte er es vielleicht gebrüllt.
    Die Frau nickte. »Willkommen an Bord, Cheradenine Zakalwe.«
    Er verlor das Bewusstsein.

 
Zwölf
     
     
    Er stand in einer lang gestreckten Galerie und blickte ins Licht. Die hohen weißen Gardinen bauschten sich sanft um ihn herum, leise von der warmen Brise bewegt. Seine langen schwarzen Haare wurden nur leicht von dem behutsamen Wind angehoben. Seine Hände waren im Rücken verschränkt. Er blickte nachdenklich drein. Der ruhige, leicht bewölkte Himmel über den Bergen, jenseits der Festung und der Stadt, warf ein fahles, durchdringendes Licht auf sein Gesicht, und wie er so dastand, in der schlichten dunklen Kleidung, wirkte er irgendwie unwirklich, wie eine Statue oder ein Toter, gegen die Brustwehr gelehnt, um den Feind zum Narren zu halten.
    Jemand sagte seinen Namen.
     
    »Zakalwe. Cheradenine?«
    »Waaa…?« Er kam langsam zu sich. Er blickte in das Gesicht eines alten Mannes, der ihm undeutlich bekannt vorkam. »Beychae?«, hörte er sich selbst sagen. Natürlich; der Alte war Tsoldrin Beychae. Er sah älter aus, als er ihn in Erinnerung hatte.
    Er sah sich um und lauschte. Er vernahm ein Brummen und sah, dass er sich in einer kleinen, kahlen Kabine befand. Auf einem Ozeandampfer? Einem Raumschiff?
    Osom Emananish sagte ihm eine Stimme aus seinem Gedächtnis. Ein Raumschiff, ein Klipper, auf der Fahrt nach… irgendwo in der Nähe von Impren – was immer und wo immer das sein mochte. Die Impren-Habitate. Er musste Tsoldrin Beychae zu den Impren-Habitaten bringen. Dann erinnerte er sich an den kleinen Doktor und seine wunderbare Maschine mit der blauen Schneidscheibe. Als er tiefer grub, und zwar auf eine Weise, die ohne die Ausbildung durch die Kultur und die feinen Veränderungen, die sie an ihm vorgenommen hatten, unmöglich gewesen wäre, fand er die kleine durchlaufende Gedächtnisschlaufe, die von dem weiterführte, was sein Gehirn bereits gespeichert hatte. Der Raum mit der Faseroptik; mit Kusshand begrüßt, weil er genau das gewollt hatte; die Explosion, das Schweben durch die Bar in den Gesellschaftsraum; das Zusammenprallen und der Schlag gegen seinen Kopf. Der Rest war sehr verschwommen; entfernte Schreie, dann das Hochgehoben- und Weggetragenwerden. Die Stimmen, die er in sich aufgenommen hatte, während er bewusstlos war, hatten nichts hervorgebracht, was einen Sinn ergab.
    Er lag eine Weile da und lauschte auf das, was sein Körper ihm berichtete. Keine Gehirnerschütterung. Leichte Beschädigung der rechten Niere, jede Menge Prellungen, Abschürfungen an beiden Knien, Schnitte an der rechten Hand…, die Nase noch nicht verheilt.
    Er richtete sich auf, sah sich erneut in der Kabine um; kahle

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