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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ist es so«, erklärte Beychae. »Ich glaube, sie sind der Ansicht, dass Planeten und Maschinen Seelen haben können.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht«, sagte er, während er behutsam aufstand. Er beugte die Arme, bewegte die Schultern. »Wenn diese Murssay-Station neutrales Territorium ist, solltest du besser dorthin gehen, obwohl ich angenommen hätte, dass diese Balzeit-Bande auf dich scharf ist, nicht auf mich.«
    Er rieb sich erneut den Hinterkopf und versuchte sich zu erinnern, wie die Verhältnisse auf Murssay waren. Murssay war genau der Ort, an dem ein allgemeiner Krieg ausbrechen konnte. Tatsächlich fand auf Murssay ein Konsolidationisten- Humanisten-Krieg zwischen verhältnismäßig archaischen Militärmächten statt; Baizeit befand sich auf der Seite der Konsolidationisten, obwohl der Oberbefehl in der Hand einer Art Priesterschaft lag. Warum sie Beychae wollten, war ihm unklar, obwohl er sich dunkel daran erinnerte, dass die Priester auf ziemlich ernsthafte Weise einer Heldenanbetung frönten. Es konnte jedoch auch sein, da sie gehört hatten, dass Beychae gerade in der Nähe war, dass sie ihn einfach zur Erpressung eines Lösegeldes benutzen wollten.
    Sechs Stunden später fand das Rendezvous mit dem völlig veralteten Balzeit-Raumschiff statt.
     
    »Mich will man?«, sagte er.
    Sie standen an der Luftschleuse; er, Beychae, der Kapitän der Osom Emananish und vier in Raumanzügen steckende Gestalten mit Waffen. Die Anzuggestalten trugen Helme mit Visieren, hinter denen ihre blassbraunen Gesichter zu sehen waren, deren Stirn mit blauen Kreisen markiert waren. Die Kreise schienen tatsächlich zu leuchten, dachte er, und er fragte sich, ob sie womöglich aufgrund eines großzügigen religiösen Prinzips dort angebracht waren, sozusagen als Hilfe für Scharfschützen.
    »Ja, Mr. Zakalwe«, sagte der Kapitän. Er war ein rundlicher kleiner Mann mit geschorenem Kopf. Er lächelte. »Man will Sie, nicht Mr. Beychae.«
    Er sah zu den vier bewaffneten Männern. »Was haben die vor?«, fragte er Beychae.
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Beychae zu.
    Er winkte mit den Armen, um das Augenmerk der vier Männer auf sich zu ziehen. »Warum wollt ihr mich?«
    »Bitte, kommen Sie mit uns, Sir«, sagte einer der vier Männer über den Lautsprecher seines Anzugs in einer für ihn offenbar fremden Sprache.
    »Bitte?«, sagte er. »Wollen Sie damit sagen, dass ich die Wahl habe?«
    Dem Mann in dem Anzug war anzusehen, dass ihm unbehaglich zumute war. Er sprach eine Zeit lang, ohne dass ein Ton über den Lautsprecher kam, dann sagte er: »Mr. Zakalwe, ist sehr wichtig, dass kommen. Sie müssen. Ist sehr wichtig.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss«, wiederholte er, anscheinend zu sich selbst. Er wandte sich an den Kapitän. »Kapitän, Sir; könnte ich bitte meinen Ohrring zurückbekommen?«
    »Nein«, sagte der Kapitän mit einem boshaften Grinsen. »Verlassen Sie jetzt mein Schiff!«
     
    Die Maschine war eng und voll gestopft und von sehr niederem technischen Standard, und die Luft darin war stickig und roch nach Elektrizität. Man gab ihm einen alten Anzug, den er anziehen sollte, und dann wurde er zu einer Liege geführt und festgegurtet. Es war ein schlechtes Zeichen, wenn einem nahe gelegt wurde, in einem Schiff einen Anzug zu tragen. Die Soldaten, die ihn vom Klipper abgeholt hatten, saßen neben ihm. Die dreiköpfige Mannschaft – ebenfalls in Anzügen – wirkte verdächtig emsig, und er hatte den beunruhigenden Eindruck, dass die manuellen Bedienungshebel vor ihnen nicht nur dem Notfall vorbehalten waren.
    Der Wiedereintritt des Gefährts in die Atmosphäre verlief dramatisch; holpernd, quietschend, eingehüllt in grell leuchtendes Gas – nicht etwa auf Bildschirmen zu beobachten, sondern durch Fenster aus Kristall oder Glas, wie er mit solchem Entsetzen feststellte, dass es ihm den Magen umdrehte – und mit einem allmählich anschwellenden Heulen. Die Luft wurde noch wärmer. Aufblitzende Lampen, hastig zwischen der Mannschaft gewechselte Wortfetzen, einige gehetzte Bewegungen und noch mehr aufgeregtes Sprechen waren nicht dazu angetan, dass ihm wohler zumute wurde. Das Leuchten verschwand, und der Himmel verwandelte sich wieder von Violett zu Blau; das Holpern setzte wieder ein.
    Sie glitten in die Nacht und tauchten in Wolken. Die aufzuckenden Lampen auf dem ganzen Armaturenbrett wirkten in der Dunkelheit noch Besorgnis erregender.
    Es war eine rollende Landung auf so etwas wie einer Piste, während

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