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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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eigentlich gar nicht hier sein; und es muss bald verschwinden.«
    »Ich bin also auf mich selbst angewiesen?«
    »Tut mir Leid«, sagte Sma.
    »Dir tut es Leid!«, höhnte er und ließ sich dramatisch aufs Bett fallen.
     
    Keine kriegerischen Aktivitäten, hatte Sma ihm vor einiger Zeit versichert, wie er sich gut erinnerte. »Keine beschissenen kriegerischen Aktivitäten«, murmelte er vor sich hin, während er seine Haare im Nacken zusammenfasste und das kleine Fellband darüber schob. Es war früher Morgen. Er zupfte den Pferdeschwanz zurecht und blickte durch das dicke, verzerrende Glas hinaus auf die dunstverhangene Stadt, die allmählich unter den in Morgenröte getauchten Gipfeln und dem strahlend blauen Himmel darüber erwachte. Er betrachtete voller Abscheu die übertrieben prächtigen langen Gewänder, die er nach Ansicht der Priester tragen sollte, und schlüpfte zögernd hinein.
     
    Die Hegemonarchie und ihr Gegenspieler, das Glaseen-Imperium, hatten bereits seit sechshundert Jahren – mit Unterbrechungen – um die Vorherrschaft auf ihrem bescheidenen Subkontinent gekämpft, bevor der Rest des Sternhaufens vor einem Jahrhundert in den sonderbaren schwebenden Himmelsschiffen zu Besuch gekommen war. Sie hinkten selbst damals schon in der Entwicklung weit hinterher, verglichen mit den anderen Gesellschaften auf Murssay, die in technologischer Hinsicht einen Vorsprung von Jahrzehnten hatten und – worüber man streiten konnte – in moralischer und politischer Hinsicht einen von mehreren Jahrhunderten. Bevor die anderen Kontakt mit ihnen aufgenommen hatten, benutzten die Eingeborenen noch Ochsenjoche und Vorderlader-Gewehre. Jetzt, ein Jahrhundert später, besaßen sie Panzer. Viele Panzer. Panzer und Artilleriegerät und Lastwagen und einige wenige einigermaßen leistungsfähige Flugzeuge. Jede Seite verfügte außerdem über ein Prestige-Waffensystem, teilweise gekauft, aber zum größten Teil einfach geschenkt von einigen der höher entwickelten Gesellschaften des Sternhaufens. Die Hegemonarchie hatte ihre einzelnen Raumflieger aus sechster oder siebter Hand erworben; das Imperium hatte eine Hand voll Flugkörper, die im Allgemeinen als unbedienbar eingestuft wurden und die wahrscheinlich aus politischer Sicht sowieso nicht einsetzbar waren, da sie angeblich mit Atomsprengköpfen ausgerüstet waren. Die öffentliche Meinung im Sternhaufen duldete die technologische Aufrüstung und Fortsetzung eines sinnlosen Krieges, solange Männer, Frauen und Kinder in verhältnismäßig kleinen regelmäßigen Schüben umkamen, aber die Vorstellung von einer Million oder mehr Opfern in einer von einer Atombombe getroffenen Stadt konnte nicht toleriert werden.
    Das Imperium gewann also den konventionellen Krieg. Die zwei verarmten Länder hätten, wenn sie sich selbst überlassen wären, wahrscheinlich gerade begonnen, sich die Dampfkraft zunutze zu machen. Stattdessen füllten Flüchtlinge vom Land die Straßen; Karren, voll geladen mit geretteten Habseligkeiten, schwankten auf holprigen Wegen zwischen Hecken dahin, während Panzer durch die Getreidefelder pflügten und dröhnende Flugzeuge durch das Abwerfen von Bomben die Bereinigung von Slumgebieten besorgten.
    Die Hegemonarchie zog sich über die Ebenen in die Berge zurück, da ihre umzingelten Streitkräfte vor der motorisierten Kavallerie des Imperiums kapitulieren mussten.
     
    Gleich nachdem er sich angezogen hatte, ging er in den Kartenraum; ein paar dösende Generalstabsoffiziere sprangen auf, nahmen Haltung an und rieben sich den Schlaf aus den Augen. Die Karten sahen am Morgen auch nicht besser aus als am vorangegangenen Abend, doch er stand lange davor und betrachtete sie, wobei er die Positionen ihrer Streitkräfte und derer des Imperiums abschätzte, den Offizieren Fragen stellte und versuchte herauszufinden, wie genau ihr Geheimdienst arbeitete und wie es um die Moral ihrer Truppen stand.
    Die Offiziere wussten offenbar besser über den Zustand der Streitkräfte des Feindes als über die Stimmung unter den eigenen Leuten Bescheid.
    Er nickte, scannte alle Karten ein und ging dann, um mit Napoerea und den übrigen Priestern zu frühstücken. Anschließend schleppte er sie alle mit hinunter in den Kartenraum – normalerweise hätten sie sich zur inneren Besinnung in ihre eigenen Gemächer zurückgezogen – und stellte noch weitere Fragen.
    »Und ich möchte eine Uniform wie dieser Mann«, sagte er und deutete auf einen der anwesenden jungen Offiziere

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