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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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laufen, glauben Sie mir. Wenn ich Befehlshaber der anderen Seite wäre und mir dieses Gebiet preisgegeben würde, würde ich einen großen Bogen darum machen, aber die Jungs von der Imperiums-Armee müssen darauf eingehen, weil der Hof ihnen nicht gestatten wird, sich anders zu verhalten. Aber sie werden wissen, dass es eine Falle ist. Was sich verheerend auf die Moral auswirkt.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht…« Napoerea schüttelte den Kopf, legte beide Hände vor den Mund und rieb sich die Unterlippe, während er besorgt die Landkarte betrachtete.
    (Nein, du weißt wirklich nicht, dachte er im Stillen, während er die Körpersprache des Mannes beobachtete, die seine Nervosität verriet. Euer Haufen weiß schon seit Generationen nichts Gescheites, Freundchen.) »Es muss geschehen«, sagte er. »Der Rückzug sollte gleich heute beginnen.« Er wandte sich einer anderen Karte zu. »Was die Luftwaffe betrifft: Schluss mit dem Bombardieren und Beschießen der Straßen. Geben Sie den Piloten eine zweitägige Ruhepause, dann lassen Sie die Ölraffinerie angreifen, hier.« Er deutete auf die entsprechenden Stellen. »Ein massiver Überfall, setzen Sie alles flugfähige Gerät ein.«
    »Aber wenn wir die Angriffe auf die Straßen einstellen…«
    »Werden sie sich mit noch mehr Flüchtlingen füllen«, erklärte er dem Mann. »Das wird die Imperiums-Armee empfindlicher aufhalten als unsere Flugzeuge. Und ich möchte unbedingt, dass einige dieser Brücken verschwinden.« Er tippte mit dem Finger auf einige Flussüberquerungen. Er sah Napoerea unschlüssig an. »Oder habt ihr Jungs irgendeine Vereinbarung getroffen, keine Brücken zu bombardieren oder so?«
    »Es war immer die allgemeine Auffassung, dass das Zerstören von Brücken unsere Vergeltungsangriffe erschweren würde sowie auch eine… Verschwendung wäre«, erwiderte der Priester unglücklich.
    »Nun, diese drei hier müssen auf jeden Fall weg.« Er tippte auf die Landkarte. »Dadurch und durch den Überfall auf die Raffinerie dürfte Sand ins Getriebe ihres Treibstoffnachschubs gestreut werden«, sagte er, wobei er in die Hände klatschte und sie rieb.
    »Aber wir glauben, dass die Imperiums-Armee über sehr große Reserven an Treibstoff verfügt«, sagte Napoerea, der jetzt ein noch unglücklicheres Gesicht machte.
    »Selbst wenn es so wäre«, erklärte er dem Hohepriester, »werden sich die Befehlshaber ihre Truppenbewegungen sehr genau überlegen, wenn sie wissen, dass der Nachschub unterbrochen ist; sie sind von der vorsichtigen Sorte. Außerdem möchte ich wetten, dass sie niemals so viel Vorrat hatten, wie Sie hier dachten; wahrscheinlich vermutet auch die andere Seite, dass Sie mehr haben, als wirklich der Fall ist, und da sie gerade erst einen Vorstoß abdecken mussten… Glauben Sie mir, es könnte durchaus sein, dass sie in leichte Panik geraten, wenn sich der Überfall auf die Raffinerie so auswirkt, wie ich es mir vorstelle.«
    Napoerea sah niedergeschlagen aus; er rieb sich das Kinn, während er traurig die Karten betrachtete. »Das hört sich alles sehr… sehr abenteuerlich an.«
    Der Hohepriester stattete das Wort mit einem gewissen verächtlichen und missbilligenden Unterton aus, der unter anderen Bedingungen sicher erheiternd gewirkt hätte.
     
    Gegen heftigen Protest wurden die Priester dazu überredet, ihre wertvolle Provinz mit den vielen bedeutenden religiösen Stätten dem Feind in die Hände fallen zu lassen; mit dem massiven Angriff auf die Raffinerie waren sie einverstanden.
    Er besuchte die im Rückzug befindlichen Soldaten und die wichtigsten Luftwaffengeschwader, die an dem Überfall auf die Raffinerie teilnehmen würden. Dann verbrachte er einige Tage damit, per Lastwagen durch die Berge zu reisen und die Verteidigungsanlagen zu inspizieren. Es gab ein Tal mit einem Damm am oberen Ende, das sich ebenfalls als wirkungsvolle Falle erweisen könnte, wenn es die Imperiums-Armee schaffte, so weit vorzurücken. (Er erinnerte sich an das Steinschiff, das schniefende Mädchen und den Stuhl.) Während er über die holperigen Straßen von Festung zu Festung durch das Gebirge gefahren wurde, sah er hundert oder mehr Flugzeuge, die über ihnen dahindröhnten, unterwegs in Richtung der noch immer friedlich wirkende Ebene, die Flügel mit Bomben beladen.
    Der Angriff auf die Raffinerie war eine kostspielige Angelegenheit; fast ein Viertel der Flugzeuge kehrte nicht zurück. Doch der Vorstoß der Imperiums-Armee kam einen Tag später zum

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