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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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von seinem Sitz rutschte, um sich wieder hinzuknien. »Sie sind das, woran wir glauben!«
    Er lehnte sich in die weichen Polster zurück. »Darf ich fragen warum?«
    »Sir; Ihre Taten sind Legende geworden. Ganz besonders seit der letzten unerfreulichen Begebenheit. Unser Führer prophezeite vor seinem Tod, dass unsere Erlösung von › jenseits des Himmels‹ kommen würde, und Ihr Name war einer der erwähnten; da Sie also in der Stunde der Not bei uns erscheinen, müssen Sie unsere Erlösung sein.«
    »Ich verstehe«, sagte er, ohne etwas zu verstehen. »Nun, wir werden sehen, was sich machen lässt.«
    »Messias!«
     
    Der Zug fuhr irgendwo in einen Bahnhof ein; sie wurden von dort zu einem Aufzug geleitet und dann in eine Suite mit mehreren Räumen, von der aus man angeblich die Stadt überblicken konnte, wie man ihm versicherte, die aber jetzt vollkommen verdunkelt war. Die Räume selbst waren ziemlich üppig ausgestattet. Er sah sich um.
    »Ja. Sehr hübsch. Danke.«
    »Und hier sind Ihre Knaben«, sagte der Hohepriester, wobei er einen Vorhang im Schlafraum beiseite schob und etwa ein halbes Dutzend schmachtend hingegossener Jünglinge auf einem sehr großen Bett enthüllte.
    »Nun… ich… ähm… danke«, stammelte er und nickte dem Hohepriester zu. Er lächelte die jungen Männer an, die sein Lächeln erwiderten.
     
    Er lag wach in dem feierlichen Prunkbett, die Hände unter dem Nacken verschränkt. Nach einer Weile war in der Dunkelheit ein deutliches ›Plop‹ zu hören, und aus einer schwindenden blauen Lichtkugel tauchte eine winzige Maschine etwa in der Größe eines menschlichen Daumens auf.
    »Zakalwe?«
    »Hallo, Sma.«
    »Hör zu…«
    »Nein, hör du zu! Ich würde, verdammt noch mal gern wissen, was hier eigentlich gespielt wird.«
    »Zakalwe«, sagte Sma durch das Erkundungsprojektil. »Es ist kompliziert, aber…«
    »Aber ich bin hier umringt von einer Bande schwuler Priester, die glauben, dass ich all ihre militärischen Probleme lösen werde.«
    »Cheradenine«, sagte Sma mit ihrer gewinnendsten Stimme. »Diese Leute haben den Glauben an deine kriegerische Heldenhaftigkeit ihrer Religion erfolgreich einverleibt; wie kannst du dich ihnen denn nur verweigern?«
    »Glaube mir, das geht leicht.«
    »Ob es dir gefällt oder nicht, Cheradenine, du bist für diese Leute zur Legende geworden. Sie trauen dir ungeheure Dinge zu.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Führ sie an! Sei ihr General!«
    »Das erwarten sie wohl von mir, wie mir scheint. Aber was soll ich wirklich tun?«
    »Nur das«, sagte Smas Stimme. »Führe sie an. Unterdessen befindet sich Beychae in der Station, der Murssay-Station. Die gilt zur Zeit als neutrales Territorium, und er macht alles richtig. Begreifst du nicht, Zakalwe?« Smas Stimme klang aufgeregt, triumphierend. »Wir haben es geschafft! Beychae tut genau das, was wir von ihm wollen, und du brauchst nur…«
    »Was?«
    »… einfach du selbst zu sein; setz dich für diese Leute ein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sma, erklär mir genau, was Sache ist. Was soll ich tun?«
    Er hörte, wie Sma seufzte. »Gewinne ihren Krieg, Zakalwe. Wir legen unser Gewicht auf die Kräfte, mit denen du arbeitest. Es könnte sein, wenn wir diesen Zwist gewinnen und Beychae sich hier hinter die Gewinner stellt, dass wir dann – vielleicht – den ganzen Sternhaufen schaukeln.« Er hörte, wie sie erneut tief Luft holte. »Zakalwe, wir brauchen diesen Sieg. Uns sind bis zu einem gewissen Grad die Hände gebunden, aber es ist dringend nötig für uns, dass du das Ganze regelst. Gewinne den Krieg für sie, dann sind wir vielleicht in der Lage, alles unter einen Hut zu bekommen. Im Ernst.«
    »Also gut, im Ernst«, sagte er zu dem Erkundungsprojektil. »Aber ich habe bereits einen flüchtigen Blick auf ihre Karten geworfen. Diese Kerle stecken bis zum Kinn in der Scheiße. Wenn sie diesen Krieg gewinnen wollen, brauchen sie ein echtes Wunder.«
    »Versuche es, Cheradenine. Bitte.«
    »Bekomme ich irgendwelche Unterstützung?«
    »Hm… Wie meinst du das?«
    »Geheimdienstlicher Art, Sma. Wenn ihr vielleicht ein Auge darauf halten könntet, was der Feind…«
    »Ach so, nein, Cheradenine; tut mir Leid, das können wir nicht.«
    »Wie bitte?«, sagte er laut und richtete sich im Bett auf.
    »Tut mir Leid, Zakalwe, wirklich, aber wir mussten uns in dieser Hinsicht verpflichten. Es handelt sich hier um ein sehr heikles Geschäft, und wir müssen uns strikt heraushalten. Dieses Projektil dürfte

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