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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Stillstand. Er hatte gehofft, sie würden noch ein Stück näher kommen – sie erhielten ihren Treibstoffnachschub nicht direkt von der Raffinerie, also hätten sie noch eine Woche oder so weitermachen können –, doch sie hatten das Vernünftigste getan und zunächst einmal innegehalten.
    Er flog zum Raumhafen, wo das schwerfällige Raumschiff – im Tageslicht sah es noch gefährlicher und heruntergekommener aus – langsam überholt und repariert wurde für den Fall, dass es je wieder gebraucht würde. Er unterhielt sich mit den Technikern und besichtigte das alte Gerät. Das Schiff hatte einen Namen, wie er jetzt entdeckte: es war die Siegreiche Hegemonarchie.
     
    »Man nennt das Enthauptung«, erklärte er den Priestern. »Der Hof des Imperiums reist zu Beginn jeder zweiten Saison an den See Willitice; das Oberkommando erscheint ebenfalls dort, um Bericht zu erstatten und Instruktionen zu erteilen. Wir lassen die Siegreiche auf sie hinabstürzen, und zwar an dem Tag, an dem der Generalstab ankommt.«
    Die Priester sahen ihnen verwirrt an. »Womit, Sir Zakalwe? Mit einer einzigen Kommandoeinheit? Die Siegreiche fasst höchstens…«
    »Nein, nein«, entgegnete er. »Wenn ich sagte hinabstürzen, dann meine ich, wir bombardieren sie mit der Maschine. Wir steigen damit in den Raum hinauf und lassen sie dann auf den Palast am See stürzen. Sie wiegt gut vierhundert Tonnen; selbst wenn sie nur mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit ankommt, wird die Wirkung so gewaltig sein wie die einer kleinen Atomexplosion; wir erledigen den ganzen Hof und den Generalstab mit einem Schlag. Dann bieten wir dem bürgerlichen Parlament sofort den Frieden an. Mit ein bisschen Glück verursachen wir ein gewaltiges Zerwürfnis zwischen den beiden Lagern; vermutlich wird das bürgerliche Parlament eine Chance sehen, echte Macht zu erlangen, während die Armee die Zügel selbst in die Hand nehmen will und sich möglicherweise gegen die eigenen Leute richten und einen Bürgerkrieg entfachen wird. Jungaristokraten im Konkurrenzkampf dürften die Situation hübsch abrunden.«
    »Aber«, entgegnete Napoerea, »das bedeutet doch die Zerstörung der Siegreichen, oder nicht?« Die anderen Priester schüttelten entsetzt den Kopf.
    »Nun, einen Aufprall bei vier oder fünf Kilometern pro Sekunde wird sie nicht ganz ohne Beulen überstehen.«
    »Aber Zakalwe!«, brüllte Napoerea und vermittelte seine Version einer kleinen Atomexplosion. »Das ist absurd! Das können Sie nicht machen! Die Siegreiche ist das Symbol…, sie ist unsere Hoffnung! Die Augen des ganzen Volkes richten sich auf…«
    Er lächelte und ließ den Priester noch eine Weile weitertoben. Er war sich ziemlich sicher, dass die Priester die Siegreiche Hegemonarchie als ihre letzte Fluchtmöglichkeit betrachteten, falls die Dinge letztendlich schief laufen sollten.
    Er wartete, bis Napoerea fast fertig war, dann sagte er: »Ich verstehe, aber das Gefährt pfeift ohnehin auf dem letzten Loch, meine Herren. Ich habe mich mit den Technikern und Piloten unterhalten; es ist eine Todesfalle. Es war mehr Glück als alles andere, dass sie mich sicher hierher gebracht hat.« Er hielt inne und betrachtete die Männer mit den blauen Kreisen auf den Stirnen, die einander mit weit aufgerissenen Augen ansahen. Das Murmeln wurde lauter. Er verspürte den Drang zu lächeln. Das hatte ihnen also die Gottesfurcht eingegeben. »Es tut mir Leid, aber das ist das Einzige, wofür die Siegreiche noch nütze sein kann.« Er lächelte. »Und sie könnte uns tatsächlich den Sieg bescheren.«
    Er überließ sie ihrem Grübeln über den Gedanken einer extrem hypersonischen Sturzbombardierung (nein, es war keine Selbstmordmission damit verbunden; die Computer der Maschine waren sehr wohl fähig, sie selbstständig hinaufzubringen und geradewegs wieder hinunter), einer Symbol-Vernichtung (viele Bauern und Fabrikarbeiter würden sich grämen, wenn ihr bisschen Hightech-Spielzeug zu Schrott gemacht würde) und der ›Enthauptung‹ des Gegners (wahrscheinlich die erschreckendste Vorstellung für den Haufen der Hohepriester; wenn nun dem Imperium einfiele, ihnen das Gleiche anzutun?). Er versicherte ihnen, dass das Imperium nicht in der Lage wäre, einen Vergeltungsschlag durchzuführen; und wenn es zu dem Friedensangebot käme, könnten die Priester mit Nachdruck darauf hinweisen, dass sie ein Geschoss aus ihren eigenen Beständen benutzt hatten, und so tun, als ob das keineswegs das einzige sei, über das sie

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