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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Fontänen von Staub rings um sich herum, sah die Kleidung einiger am Boden liegender Leute plötzlich hochzucken und schlaff zusammenfallen, wenn ein Geschoss sie getroffen hatte.
    Es wurde heller, als er den ersten Truppen begegnete. Er duckte sich hinter ein Zelt und rollte sich weg, als ein Soldat auf ihn schoss, dann stand er auf und rannte um den hinteren Teil des Zeltes, wobei er beinahe mit einem anderen Soldaten zusammengeprallt wäre, der seinen Karabiner zu spät herumschwang. Er stieß ihn mit dem Fuß zur Seite. Der Soldat zog ein Messer. Er ließ ihn vorstürzen und packte das Messer, während er gleichzeitig den Soldaten zu Boden warf. Er betrachtete die Klinge in seiner Hand und schüttelte den Kopf. Er warf das Messer weg, musterte den Soldaten – der am Boden lag und ihn furchtsam anstarrte –, dann zuckte er die Achseln und ging weiter.
    Immer noch rannten Leute an ihm vorbei, schrien Soldaten. Er merkte, dass einer auf ihn zielte, und entdeckte nirgends einen Platz, wo er hätte in Deckung gehen können. Er hob die Hand, um zu erklären, dass das wirklich nicht nötig sei, doch der Mann schoss trotzdem auf ihn.
    Es war kein sehr guter Schuss, wenn man die kurze Entfernung bedachte, ging es ihm durch den Kopf, während er von der Wucht des Aufpralls zurückgeworfen und herumgedreht wurde.
    Die obere Brust in der Nähe der Schulter war getroffen. Die Lunge war unbeschädigt, und wahrscheinlich war nicht einmal eine Rippe gestreift, dachte er, während der Schock und der Schmerz ihn überwältigten und er zu Boden stürzte.
    Er lag reglos im Staub, nicht weit von dem starrenden Gesicht des toten Wachpostens der Stadtgarde entfernt. Als er herumgeworfen worden war, hatte er das Modul der Kultur gesehen; eine helle Form, die nutzlos über den Überbleibseln seiner Gemächer hoch oben in der zerstörten Zitadelle schwebte.
    Jemand trat mit dem Fuß nach ihm, drehte ihn um und brach ihm gleichzeitig eine Rippe. Er versuchte, sich den stechenden Schmerz nicht anmerken zu lassen, aber sein Blick brach. Er wartete auf den Gnadenstoß, doch der blieb aus.
    Die Schattengestalt über ihm, die sich dunkel gegen das Licht abhob, ging weiter.
    Er blieb noch eine Weile liegen, dann stand er auf. Anfangs war das Gehen nicht allzu beschwerlich, doch dann kamen die Flugzeuge noch einmal zurück; er wurde nicht getroffen, aber etwas zersplitterte in seiner Nähe, während er an einigen Zelten vorbeiging, die schwankten und zerrissen wurden, wenn sie von einem Geschoss getroffen wurden, und er fragte sich, ob der scharfe, bohrende Schmerz in seinem Schenkel von einem Stück Holz oder Stein herrührte, oder sogar von einem Knochensplitter von einem der Menschen in den Zelten. »Nein«, murmelte er vor sich hin, während er weiterhumpelte, auf den größten Durchbruch in der Mauer zu. »Nein, es ist nicht komisch. Kein Knochensplitter. Das ist nicht komisch.«
    Eine Explosion warf ihn um, schleuderte ihn in und durch ein Zelt hindurch. Er stand mit einem dumpfen Summen im Kopf auf. Er ließ den Blick um seine Umgebung und hinauf zur Zitadelle schweifen, deren höchste Spitzen in den ersten direkten Sonnenstrahlen des Tages anfingen zu leuchten. Das Modul sah er nicht mehr. Er hob einen zerschmetterten hölzernen Zeltstab auf, um ihn als Krücke zu benutzen; sein Bein schmerzte.
    Staub hüllte ihn ein, das Dröhnen von Motoren und Flugzeugen und das Kreischen menschlicher Stimmen durchbohrten ihn; die Gerüche von Verbranntem und Steinstaub und Auspuffgasen erstickten ihn fast. Seine Wunden sprachen zu ihm in der Sprache von Schmerz und Verletzung, und er musste ihnen zuhören, doch er zollte ihnen weiter keine Beachtung. Er wurde geschüttelt und gestoßen und schwankte und strauchelte und stolperte, und die Kräfte verließen ihn, und er fiel auf die Knie und dachte, dass er vielleicht von weiteren Kugeln getroffen worden sein könnte, war sich aber nicht mehr sicher.
    Schließlich stürzte er in der Nähe des Durchbruchs zu Boden und dachte sich, dass er einfach eine Zeit lang so liegen bleiben könnte. Das Licht war besser, und er fühlte sich müde. Der Staub schwebte dahin wie blasse Leichentücher. Er blickte zum blassblauen Himmel hinauf und fand ihn wunderschön, selbst durch all den Staub, und dachte darüber nach, während er auf die Panzer lauschte, die zermalmend über die Erhebung der eingestürzten Mauersteine kletterten, dass sie, wie es Panzern überall zu Eigen war, mehr quietschten als

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