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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zusammenpassendes Paar erschienen, stritten sich immer noch, als er sie verließ.
    Er landete wieder mal in einem Krieg auf niedrigem technischem Niveau und lernte fliegen – weil er wusste, dass eine Flugmaschine stets einem Schlachtschiff überlegen sein würde; und er flog durch die frostigen Luftwirbel über den ausgedehnten weißen Inseln, die zusammenstoßende Tafelberge aus Eis waren.

 
Dreizehn
     
     
    So wie sie dalagen, sahen die hingeworfenen Kleidungsstücke aus wie die soeben abgestreifte Haut eines exotischen Reptils. Er hatte sie anziehen wollen, es sich dann aber anders überlegt. Er würde die Kleidung tragen, mit der er angekommen war.
    Er stand im Bad, in seinem Dampf und seinen Düften, führte den Rasierapparat wieder zum Kopf, langsam und behutsam, als zöge er sich im Zeitlupentempo einen Kamm durch die Haare. Der Rasierapparat kratzte durch den Schaum auf seiner Haut und erwischte die letzten wenigen Stoppelhaare. Er fuhr mit dem Rasierapparat oben an den Ohrläppchen vorbei, dann nahm er ein Handtuch, wischte über die glänzende Haut seines Schädels und musterte die babyglatte Landschaft, die er freigelegt hatte. Die langen schwarzen Haare bedeckten den Boden wie bei einem Kampf verstreutes Gefieder.
    Er sah hinaus auf den Paradeplatz der Zitadelle, wo ein paar schwache Feuer glühten. Über den Bergen wurde der Himmel allmählich hell.
    Vom Fenster aus konnte er einige der schroffen Schichten der runden Mauern und aufragenden Türme der Zitadelle sehen. Die Umrisse sahen in diesem ersten Tageslicht – so dachte er, obwohl er versuchte, nicht rührselig zu werden – ergreifend, ja sogar edel aus, jetzt, da er wusste, welch düsteres Schicksal darauf lastete.
    Er wandte sich von dem Anblick ab und machte sich daran, sich die Schuhe anzuziehen. Er spürte die Luftbewegung über seinem geschorenen Schädel – ein sehr eigenartiges Gefühl. Ihm fehlte der Haarschweif im Nacken. Er saß auf dem Bett, zog die Schuhe an und schloss die Schnallen, dann wanderte sein Blick zu dem Telefon auf dem Nachttisch. Er nahm den Apparat in die Hand.
    Es fiel ihm ein, dass er am vergangenen Abend mit dem Raumhafen Kontakt aufgenommen hatte, nachdem Sma und Skaffen-Amtiskaw ihn verlassen hatten. Er hatte sich elend gefühlt, aufgelöst und irgendwie weit weg, und er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er sich wirklich richtig erinnerte, dass er die Techniker dort angerufen hatte, aber wahrscheinlich war es so gewesen, dachte er. Er hatte sie angewiesen, das alte Raumgefährt für den Enthauptungsschlag vorzubereiten, der irgendwann an diesem Morgen stattfinden sollte. Oder vielleicht hatte er es auch nicht getan. Eins von beiden. Vielleicht hatte er geträumt.
    Er hörte, wie ihn die Vermittlung der Zitadelle fragte, welchen Anschluss er wollte. Er verlangte den Raumhafen.
    Er sprach mit den Technikern. Der Oberste Flugingenieur klang angespannt, aufgeregt. Das Gefährt war fertig, aufgetankt, alle Koordinaten eingegeben; es könnte innerhalb weniger Minuten starten, sobald er die Anweisung gäbe.
    Er nickte vor sich hin, während er dem Mann zuhörte. Er merkte, dass der Oberste Flugingenieur innehielt. Die Frage war nicht ausgesprochen, hing aber in der Luft.
    Er betrachtete den Himmel vor dem Fenster. Von hier innen sah er noch immer dunkel aus. »Sir?«, sagte der Oberste Flugingenieur. »Sir Zakalwe? Wie lauten Ihre Befehle, Sir?«
    Er sah den kleinen blauen Würfel vor sich, den Knopf; er hörte das Zischen der entweichenden Luft. Genau in diesem Moment spürte er ein Beben. Er dachte, es sei sein eigener Körper, der unabsichtlich reagierte, doch so war es nicht; der Schauder ließ das ganze Gemäuer der Zitadelle erbeben, die Wände des Raums, das Bett unter ihm. Glas klirrte. Der Lärm der Explosion dröhnte hinter den dicken Fenstern durch die Luft, tief und aufwühlend.
    »Sir?«, sagte der Mann. »Sind Sie noch da?«
    Sie würden wahrscheinlich das Raumgefährt aufhalten; die Kultur selbst – vermutlich die Xenophobe –, sie würden Effektoren darauf ansetzen… Der Enthauptungsschlag musste misslingen…
    »Was sollen wir machen, Sir?«
    Doch es gab immer noch eine Möglichkeit…
    »Hallo? Hallo, Sir?«
    Eine zweite Explosion erschütterte die Zitadelle. Er sah auf den Handapparat, den er nach wie vor festhielt. »Sir, führen wir den Plan durch?«, hörte er einen Mann sagen oder erinnerte sich, einen Mann sagen zu hören, aus tiefer Vergangenheit und weiter Ferne… Und er hatte Ja

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