Das Kultur-Spiel
sonniger Tag, und die Erde roch süß. Von der kleinen Lichtung aus fotografierte er mithilfe des Terminals ein paar Mal die Aussicht. Neben der Bank stand ein rostiges Ding aus Eisen, das Geschenk einer früheren Geliebten, die er beinahe vergessen hatte. Er fotografierte auch das. Dann piepte das Terminal.
»Haus hier, Gurgeh. Du sagtest, du wollest bei Yays Anrufen die Entscheidung selbst treffen. Sie meint, dieser sei von mittlerer Dringlichkeit.«
Er hatte Anrufe von Yay nicht angenommen. Während der letzten paar Tage hatte sie mehrmals versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Er zuckte die Achseln. »Verbinde«, sagte er und ließ das Terminal mitten in der Luft vor sich schweben.
Der Schirm entrollte sich und zeigte Yays lächelndes Gesicht. »Ah, der Einsiedler. Wie geht es dir, Gurgeh?«
»Mir geht es gut.«
Yay beugte sich zu ihrem Schirm vor. »Was ist denn das neben deiner Bank?«
Gurgehs Blick wanderte zu dem Ding aus Eisen. »Das ist eine Kanone«, teilte er Yay mit.
»Das habe ich mir gedacht.«
»Es ist ein Geschenk von einer Freundin«, erklärte Gurgeh. »Sie interessierte sich sehr für das Schmieden und Gießen von Metallen. Von Schürhaken und Feuerrosten ging sie zu Kanonen über. Sie glaubte, ich könnte es amüsant finden, große Metallkugeln auf den Fjord abzufeuern.«
»Ich verstehe.«
»Man braucht jedoch ein schnell brennendes Pulver, damit es funktioniert, und ich bin nie dazu gekommen, mir welches zu besorgen.«
»Das ist nur gut. Das Ding wäre wahrscheinlich explodiert und hätte dir das Gehirn weggepustet.«
»Der Gedanke war mir auch gekommen.«
»Gescheit von dir.« Yays Lächeln wurde breiter. »He, weißt du was?«
»Was?«
»Ich gehe auf eine Kreuzfahrt. Ich habe Shuro davon überzeugt, dass er seinen Horizont erweitern muss. Du erinnerst dich doch an Shuro? Er war bei dem Kriegsspiel dabei.«
»Oh. Ja, ich erinnere mich. Wann startest du?«
»Ich bin schon gestartet. Wir haben soeben von Tronze-Hafen abgelegt; es ist der Clipper Lose Schraube. Dies ist meine letzte Chance, dich in Realzeit anzurufen.«
»Ah.« Jetzt wünschte er, auch diesen Anruf nicht angenommen zu haben. »Wie lange wirst du fort sein?«
»Einen Monat oder zwei.« Yays strahlend lächelndes Gesicht verzog sich. »Wir werden sehen. Vielleicht wird Shuro schon früher meiner müde. Er ist eigentlich mehr an Männern interessiert, aber ich versuche, ihn zu bekehren. Tut mir Leid, dass ich dir nicht auf Wiedersehen sagen konnte, bevor ich abreiste, aber es ist nicht für lange. Ich werde…«
Der Schirm wurde leer und schnellte in sein Gehäuse zurück. Das Terminal fiel aus der Luft und blieb stumm und tot auf dem nadelbedeckten Boden der Lichtung liegen. Gurgeh starrte es an. Er beugte sich vor und hob es auf. Ein paar Nadeln und Grasstückchen hatten sich in dem Schirm verfangen, als er zurückrollte. Gurgeh zog sie heraus. Die Maschine war leblos; die kleine Bereitschaftslampe am Sockel war erloschen.
»Nun, Jernau Gurgeh?«, fragte Mawhrin-Skel und kam von der Seite herangeschwebt.
Gurgeh nahm das Terminal in beide Hände, richtete sich auf. Der im Sonnenschein glänzende Roboter kam näher. Sich bewusst entspannend, steckte Gurgeh das Terminal in die Jackentasche und setzte sich mit übereinander geschlagenen Beinen auf die Bank. »Nun was, Mawhrin-Skel?«
»Eine Entscheidung.« Die Maschine hielt sich auf der Höhe seines Gesichts. Ihre Felder zeigten ein formelles Blau. »Werden Sie sich für mich einsetzen?«
»Was ist, wenn ich es tue und nichts geschieht?«
»Sie werden sich weiter bemühen müssen. Man wird Ihnen zuhören, wenn Sie überzeugend genug sind.«
»Aber wenn Sie sich irren, und man tut es nicht?«
»Dann werde ich darüber nachdenken müssen, ob ich bekannt geben soll, was Sie sich geleistet haben. Das wäre sicher ein Spaß… Aber vielleicht lasse ich es auch sein, nur für den Fall, dass Sie mir auf eine andere Weise nützlich sein könnten. Man kann nie wissen.«
»So ist es.«
»Wie ich gesehen habe, hatten Sie vorgestern Besuch.«
»Dachte ich mir doch, dass es Ihnen nicht entgehen würde.«
»Er sah nach einem Kontakt-Roboter aus.«
»Es war auch einer.«
»Ich würde gern so tun, als wüsste ich, was er zu Ihnen sagte. Doch als Sie ins Haus gingen, konnte ich Sie nicht länger belauschen. Sie erwähnten, glaube ich, etwas von Verreisen?«
»Eine Art Kreuzfahrt.«
»Ist das alles?«
»Nein.«
»Hmm. Meine Vermutung ging dahin, man werde Sie
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