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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Lichter der Großstadt willen verlassen haben, oft enden. Unglücklicherweise sind viele von ihnen nichts als Tagediebe.«
    »Von ihrem Land vertrieben«, ergänzte Flere-Imsaho auf Marain. »Vertrieben durch ein genial ungerechtes Steuersystem und die opportunistische, völlig verquere Reorganisierung des agrikulturellen Produktionsapparates.«
    Gurgeh fragte sich, ob der Roboter damit ›Farmen‹ meinte, aber er wandte sich Pequil zu und antwortete: »Ich verstehe.«
    »Was sagt Ihre Maschine?«, wollte Pequil wissen.
    »Sie zitierte… ein Gedicht«, antwortete Gurgeh dem Apex. »Über eine große und wunderschöne Stadt.«
    »Ah.« Pequil ruckte mehrmals mit dem Kopf nach oben, was ein Nicken bedeutete. »Ihr Volk liebt die Poesie, nicht wahr?«
    Gurgeh erwiderte nach kurzer Pause: »Nun, manche Menschen lieben sie, andere lieben sie nicht.«
    Pequil nickte weise.
    Der Wind oberhalb der Stadt wehte über das Schirmfeld um den Balkon und brachte einen vagen Brandgeruch mit. Gurgeh lehnte sich auf die dunstige Begrenzung des Feldes und betrachtete die unten vorbeiziehende große Stadt. Pequil widerstrebte es offenbar, dem Rand des Balkons nahe zu kommen.
    »Oh, ich habe eine gute Neuigkeit für Sie.« Pequils Lächeln bestand in einem Zurückrollen beider Lippen.
    »Und das wäre?«
    »Meinem Ministerium«, verkündete Pequil ernst und langsam, »ist es gelungen, für Sie die Erlaubnis zu erwirken, dass Sie den Verlauf der Hauptserie auf dem ganzen Weg nach Echronedal verfolgen dürfen.«
    »Ah – wo die letzten Spiele stattfinden.«
    »Ja, auf dem Feuerplaneten. Es ist der Höhepunkt des ganzen Sechs-Jahres-Zyklus. Ich versichere Ihnen, es ist ein außerordentliches Privileg, dass Sie teilnehmen dürfen. Gastspielern wird eine solche Ehre selten gewährt.«
    »Ich verstehe. Ich fühle mich in der Tat geehrt. Ihnen und Ihrem Ministerium entbiete ich meinen aufrichtigen Dank. Wenn ich in meine Heimat zurückkehre, werde ich meinen Leuten erzählen, dass die Azadier ein sehr großzügiges Volk sind. Sie haben mich sehr herzlich aufgenommen. Ich danke Ihnen. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    Damit war Pequil anscheinend zufrieden. Er nickte, lächelte. Gurgeh nickte auch, doch war er gescheit genug, es mit dem Lächeln gar nicht erst zu versuchen.
     
    »Nun?«
    »Nun was, Jernau Gurgeh?« Von Flere-Imsahos kleinem Gehäuse breiteten sich gelbgrüne Felder wie die Flügel eines exotischen Insekts aus. Er legte ein Zeremoniengewand auf Gurgehs Bett. Sie befanden sich in dem Modul, das jetzt auf dem Dachgarten von Groasnacheks Grand Hotel ruhte.
    »Wie habe ich meine Sache gemacht?«
    »Sehr gut. Sie haben den Minister nicht ›Sir‹ genannt, als ich es Ihnen sagte, und Sie waren gelegentlich ein bisschen vage, aber im Großen und Ganzen haben Sie alles richtig gemacht. Sie haben weder katastrophale diplomatische Zwischenfälle heraufbeschworen noch jemanden schwer beleidigt… Ich muss schon sagen, das ist gar nicht so schlecht für den ersten Tag. Wollen Sie sich bitte zum Reverser umdrehen? Ich möchte mich vergewissern, dass dieses Ding tadellos sitzt.«
    Gurgeh drehte sich um und streckte die Arme aus. Der Roboter strich ihm die Robe auf dem Rücken glatt. Gurgeh betrachtete sich in dem Reverserfeld.
    »Das Ding ist zu lang, und es steht mir nicht«, beklagte er sich.
    »Sie haben Recht, aber das ist die Kleidung, die Sie heute Abend beim großen Ball im Palast tragen müssen. Es wird schon gehen. Ich könnte das Gewand kürzer machen. Das Modul sagt mir übrigens, dass es verwanzt ist. Deshalb passen Sie auf, was Sie sagen, sobald Sie die Felder des Moduls verlassen haben.«
    »Verwanzt?« Gurgeh sah das Spiegelbild des Roboters im Reverser an.
    »Positionsmonitor und Mikrophon. Keine Bange, das macht man hier bei jedem so. Stehen Sie still. Ja, ich glaube, es müsste kürzer gemacht werden. Drehen Sie sich um.«
    Gurgeh drehte sich um. »Sie lieben es, mich herumzukommandieren, nicht wahr, Maschine?«, sagte er zu dem kleinen Roboter.
    »Seien Sie nicht dumm. Gut so. Probieren Sie es an.«
    Gurgeh zog die Robe an und betrachtete von neuem sein Spiegelbild. »Wozu dient dieser leere Fleck auf der Schulter?«
    »Dort würden Ihre Insignien angebracht werden, wenn Sie welche hätten.«
    Gurgeh betastete die kahle Stelle auf dem mit schwerer Stickerei verzierten Gewand. »Hätten wir keine erfinden können? Es sieht ein bisschen ärmlich aus.«
    »Das hätten wir wohl.« Flere-Imsaho zupfte die Robe zurecht. »Doch

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