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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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angaffte… Aber andererseits wurde er ebenso von vielen Leuten – auch hier vor allem Apices – angegafft. Bei mehreren Gelegenheiten musste Flere-Imsaho sich wiederholen, bevor er merkte, dass der Roboter mit ihm gesprochen hatte. Das monotone Summen und die knisternde Statik verstärkten noch sein Gefühl, sich in einer traumartigen Unwirklichkeit zu bewegen.
    Zu Gurgehs Ehren wurden Speisen und Getränke aufgetragen. Kultur-Menschen und Azadier waren sich in ihrer körperlichen Beschaffenheit ähnlich genug, dass einige Nahrungsmittel, einschließlich Alkohol, für beide Rassen verträglich waren. Gurgeh trank alles, was man ihm gab, schied es jedoch sofort wieder aus. Sie saßen um einen langen, mit Speisen und Getränken beladenen Tisch in einem langen, niedrigen Gebäude des Shuttle-Hafens, das von außen einfach aussah, während die Inneneinrichtung protzig war. Uniformierte Männer bedienten sie; Gurgeh vergaß nicht, dass er nicht mit ihnen sprechen durfte. Die meisten Leute, mit denen er sprach, redeten entweder zu schnell oder betont langsam und sorgfältig. Trotzdem kämpfte er sich durch mehrere Unterhaltungen. Oft wurde er gefragt, warum er allein gekommen sei, und nach mehreren Missverständnissen versuchte er nicht mehr, ihnen klarzumachen, dass er von dem Roboter begleitet wurde, und sagte einfach, er liebe es, allein zu reisen.
    Einige wollten wissen, wie gut er im Azad-Spiel sei. Er antwortete wahrheitsgemäß, er habe keine Ahnung; das Schiff hatte es ihm nie gesagt. Er hoffe, so erklärte er, er werde fähig sein, so gut zu spielen, dass seine Gastgeber nicht bereuten, ihn zur Teilnahme eingeladen zu haben. Das beeindruckte den einen oder anderen, aber, so fand Gurgeh, nur in der Art, wie Erwachsene von einem respektvollen Kind beeindruckt sind.
    Ein Apex, der zu seiner Rechten saß und dessen enge, unbequem wirkende Uniform der ähnlich war, die die drei Offiziere an Bord der Begrenzungsfaktor getragen hatten, stellte ununterbrochen Fragen über seine Reise und das Schiff, das ihn hergebracht hatte. Gurgeh hielt sich an die vereinbarte Geschichte. Der Apex füllte Gurgehs kunstvoll gestalteten Kristallkelch immer wieder mit Wein; Gurgeh war verpflichtet, jedes Mal zu trinken, wenn ein Trinkspruch ausgebracht wurde. Wenn er den Alkohol gleich wieder ausschied, damit er nicht betrunken wurde, hatte das zur Folge, dass er ziemlich oft die Toilette aufsuchen musste (ebenso, um Wasser zu trinken, als auch, um zu urinieren). Er wusste, das war bei den Azadiern ein etwas heikles Thema, aber offenbar benutzte er jedes Mal die korrekten Worte. Niemand blickte schockiert drein, und Flere-Imsaho blieb still.
    Schließlich erkundigte sich der Apex zu Gurgehs Linker – sein Name war Lo Pequil Monenine senior, und er war Verbindungsmann zum Ministerium für fremdrassige Angelegenheiten –, ob Gurgeh bereit sei, sein Hotel aufzusuchen. Gurgeh antwortete, er habe geglaubt, er solle in dem Modul wohnen. Pequil begann ziemlich schnell zu reden und war überrascht, als Flere-Imsaho sich einmischte und ebenso schnell sprach. Der sich daraus ergebenden Konversation konnte Gurgeh nicht ganz folgen, doch zum Schluss teilte der Roboter ihm mit, man habe einen Kompromiss geschlossen. Gurgeh werde in dem Modul bleiben, doch das Modul werde auf dem Dach des Hotels geparkt werden. Wachen und Sicherheitsleute würden zu seinem Schutz abgestellt werden, und die Küche des Hotels, die zu den allerbesten gehöre, stehe ihm zur Verfügung.
    Gurgeh fand, das klinge alles vernünftig. Er lud Pequil ein, in das Modul mitzukommen, und der Apex nahm mit Freude an.
     
    »Bevor Sie unseren Freund fragen, was da unter uns vorbeizieht«, sagte Flere-Imsaho, der summend neben Gurgehs Ellenbogen schwebte. »Das nennt man eine Barackensiedlung, und es ist der Ort, von dem die Stadt Ihren Überschuss an ungelernten Arbeitskräften bezieht.«
    Gurgeh bedachte den in seiner klobigen Verkleidung steckenden Roboter mit einem Stirnrunzeln. Lo Pequil stand neben Gurgeh auf der rückwärtigen Rampe des Moduls, die geöffnet worden war und nun eine Art Balkon bildete. Die Stadt dehnte sich unter ihnen aus. »Ich dachte, wir sollten vor diesen Leuten nicht in Marain sprechen«, sagte Gurgeh zu der Maschine.
    »Oh, hier sind wir sicher. Der Kerl da ist verwanzt, aber das Modul kann das neutralisieren.«
    Gurgeh zeigte auf die Barackensiedlung. »Was ist das?«, fragte er Pequil.
    »Das ist der Ort, an dem Menschen, die das Land um der hellen

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